Mittwoch, 31. Oktober 2007

Kalte Füsse oder der soziale Wert eines autoritären Regimes

Die Aussentemperatur ist unter 5 Grad gefallen und ich sitze hier und friere noch etwas mehr an die Füsse als auch schon. Wie bereits berichtet, wird bis am 15. November (als noch mehr als zwei Wochen lang!) nicht geheizt. Dies ist eine von oben verordnete Umweltschutzmassnahme, so wie sich die radikaleren Ökologen in Europa vorstellen. Hier funktioniert so etwas besonders gut, weil es kaum Einfamilienhäuser gibt und die Massnahme damit gut zu kontrollieren ist. Als Liberaler bin ich kein grosser Freund von Verboten, sondern würde normalerweise irgend eine Form von Lenkungsabgabe bevorzugen. Um wirksam zu sein, muss eine solche Abgabe einen guten Teil der Heizkosten ausmachen. Dies würde hier bedeuten, dass Leute (ohne gross eine Wahl zu haben - schliesslich wird das Haus entweder geheizt oder nicht) entweder frieren, oder einen beachtlichen Teil ihres nicht so beachtlichen Einkommens in eine Lenkungsabgabe stecken. Das hat wenig mit Freiheit, und noch weniger mit Gerechtigkeit zu tun. Das generelle nicht-Heizen ist unter dem Standpunkt der Gleichheit (und schliesslich ist man in China ja manchmal doch kommunistisch) sicher zu bevorzugen. Und an die Füsse frieren ist ja im engeren Sinne keine Einschränkung meiner Freiheit.

Contre coeur muss ich also eingestehen, dass das Heizverbot - wenn man mal die Prämisse, dass hier die Schadstoffe drastisch reduziert werden müssen anerkannt hat - eine sinnvolle Massnahme ist. Da die Luft wirklich sicht- und fühlbar dreckig ist, ist so etwas auch einfach zu kommunizieren. Wie steht das in der Schweiz, wo Luft und Wasser normalerweise schon fast unanständig klar sind? Wie wird klar, dass der Klimawandel ebenso drastische Massnahmen erfordert (wobei das in der Schweiz komfortabler geht - alles auf Minergie umzurüsten ist zumindest denkbar und gibt keine kalten Füsse)? Verbote (und auch Abgaben) sind in einer Demokratie viel schwerer einzuführen und werden gerne mit Ausnahmen durchlöchert, was sie weder gerecht noch wirkungsvoll macht. Und doch ist gerade im Umweltbereich das demokratische das bessere Modell, denn erst wenn ein gewisser Konsens herrscht, jeder Einzelne einsieht, dass etwas getan werden muss, handelt er nicht nur nach dem Buchstaben der Vorschriften, sondern im Sinn der Massnahmen. In Beijing sind sich alle einig, dass etwas gegen die schlechte Luft getan werden muss. Von der Regierung. Und alle wollen ein Auto, weil das gibt ihnen ein Stück Unabhägigkeit. Auch von der Regierung, die ja auch die Busfahrpläne macht. Erst ein Gefühl von Verantwortung und auch von Bedeutung (1 unter 17 Millionen nicht einfach zu vermitteln) macht die eigene Entscheidung auch als Entscheidung fürs Gemeinwohl erfahrbar.

So. Genug moralisiert. Um die Welt zu retten ein bisschen frieren und dann zum Spass eben mal nach Europa fliegen, so inkonsequent ist der Verfasser. Es folgt keine Rechtfertigung.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Bereit für Olympia?

Da Ihr mich ja alle nächsten Sommer besuchen kommt, um das olympische Softballturnier aus nächster Nähe zu verfolgen, habe ich heute mal das olympische Quartier inspiziert, um sicherzustellen dass dann auch alles bereit ist. Ich hab wirklich Platz - sagt aber bald Bescheid, die Botschaft hat auch schon nachgefragt, für Eltern und Freunde der Athleten...

Wie dem auch sei, mit dem Rest der Einwohner der Stadt bin ich in der neuen U-Bahn Linie 5 in die Gegend gefahren (die direkte U-Bahn wird erst nächsten Sommer fertig) um mir das mal anzusehen. Wenn dann alle Olympioniken da sind, muss man wohl die Zugfrequenz nochmals verdoppeln. Im weiteren Umkreis um den Olympiapark wird kräftig gebaut, auch im grossen Stil. Gewisse Dinge sind auch schon fertig und offen und wirken noch etwas verloren; ein Starbucks ohne Warteschlange, Banken ohne Wartende, ein Reisebüro ohne Kunden.

Bau1

Neues wird meistens in Stahskelettbauweise mit hängender Glasfassade gebaut. Und irgendwo muss es gebogen sein...

Bau2

Die Chinesen haben auch eine ziemlich genaue Vorstellung, wie sich Westler chinesische Architektur vorstellen - einmal angemalt, sieht man ja auch nicht mehr, dass das ehrwürdie Holztor aus Stahl ist.

Glas

Einige sind schon fertig - man beachte die gebogene Glasfassade - aber noch nicht vermietet (Telephonnummern).

Bau3

Andere sind noch nicht ganz so weit, haben aber noch Grosses vor.

Zufahrtsstrasse

Die Zufahrtsstrasse wird nächsten Sommer wohl etwas stärker befahren sein. Die weissen Gebäude in der Bildmitte sind das Asian Games Village. 2000, als ich mit Future Forum dort an einer Konferenz war, waren sie weit und breit die einzigen hohen Häuser. Das Highlight ist aber das Vogelnest von Herzog und de Meuron, sieht wirklich sehr speziell aus und ist auch fast fertig:

Stadium1

Man kommt allerdings nicht so richtig ran; die Umgebungsarbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen:

Stadium2

Es scheint hier zu laufen, wie auf allen chinesichen Baustellen: Man hat immer das Gefühl, es würde gar nichts geschehen, nur hie und da schiebt einer ein paar Pflastersteine zurecht - und eines Tages ist plötzlich alles fertig.

Pflastersteine

Hier noch ein Blick auf ein paar so Männer mit Pflastersteinen. Im Hintergrund das Asian Games Stadium.

Heute war im übrigen ein wunderschöner Herbsttag. Dank des starken Gewitters von gestern Abend hat man auch vom Stadtzentrum aus noch die zweite und dritte Reihe der Westberge gesehen. Nachdem ich mir noch eine Lampe gekauft hatte, hab ich den Tag in meinem Nachbarschaftspark beschlossen. Manchmal ist es hier auch ganz ruhig und friedlich...

Park

Bim Guafför

ch bin zwar immer noch tief davon überzeugt, dass ausreichend Haare Ersatz für eine Frisur sein können. Aber wenn ich mir einerseits Sorgen um meine Aussicht machen muss und andrerseits in einem kommunistischen Land als Linksabweichler verdächtigt werde, dann muss man da ran. Irgendwie war da mein interkultureller Drang doch nicht ganz so stark (und mein Putonghua-Vokabular etwas gar schwach), so bin ich dann in einem westlich angehauchten und auch von Westlern stark frequentierten Salon gelandet. Wahrscheinlich ist es auch einer der teuersten der Stadt - am Schluss hat mich die ganze Geschichte 30 Franken gekostet...
Dafür war alles sehr gepflegt, inkl. Garderobendame, Auswahl an Getränken, Atmosphäre und auch die Englischkentnisse des Stylisten (Senior Hairstylist stand auf der Visitenkarte). Beim Haarewaschen mit dabei sind 20 Minuten Kopfmassage, das half mir, zu entspannen - beim Haareschneiden muss ich die Brille ausziehen und fühle mich dann immer etwas verloren und ausgeliefert. Der Haarschnitt selbst war angenehm und erfolgreich (ich seh wieder was). Was es in dem Salon auch gab - und was ich in Beijing bisher noch kaum sah - waren ausländische Magazine. Aussehen und Alter nach werden die auf einem Kamel über die Tadschikische Grenze eingeschmuggelt. Ich las also über David Beckhams Pläne, in L.A. Fussball zu spielen (wie gesagt, die Magazine waren nicht mehr ganz son neu) und fragte mich, wieso ich westliche Magazine überhaupt vermisse.
Mit neuer Frisur und dem Drang nach weiterem westlichem Luxus (einem Salat!) setzte ich mich dann in eine Pizzeria in der Gegend und hatte auch seit langem mal wieder ein Glas Rotwein. (Geschichte hat keine Moral.)

Diskussionsrunde

Am Samstag Mittag ist das Essen mit den Ehemaligen des Schulaustausches Gymnasium Interlaken - Beijing Nr. 2 Middle School nache inigem hin- und her doch noch zu Stande gekommen. Hier auch noch mal öffentlich vielen Dank an Helmut Reichen - einerseits für das Essen, vielmehr aber dafür, dass er 1997 bei mir das Chinafieber geweckt hat. Wir hatten das Vergnügen, mit fünf Chinesen, die 2002 in der Schweiz waren, lange und offen zu diskutieren. Ich hatte ja schon immer geahnt, dass für den Austusch nicht irgendwelche Schüler geschickt wurden, was sich gestern bestätigt hat, studieren doch alle an einer der chinesischen Eliteunis (mit 1:1000 und schlimmeren Aufnahmeprüfungen), sprechen hervorragend Englisch und sind auch sonst sehr offen. So entwickelte sich bald eine angeregte Diskussion über chinesische Politik und westliche Besserwisserei, chinesisches und westliches Selbstverständnis und auch die Ohnmacht des einzelnen gegenüber dem chinesischen System. Das alles in einer Offenheit, auch mit Witz und Ironie (ich hätte nie gedacht, dass ich von einem Chinesen harmonious society in einem solchen Ton hören würde), die ich hier nicht gewohnt bin.

Ich fühle mich bestätigt in meiner Ansicht, dass es sehr vermessen von diversen ausländischen Individuuen und Staaten ist, den Chinesen zu sagen, was sie zu tun hätten. Einerseits sind sich die Chinesen durchaus selbst bewusst (und mehr als die meisten Schweizer), dass bei ihnen nicht alles perfekt ist; ebenso stark ist aber auch das Bewusstsein, dass in einem Land mit so vielen Menschen radikale Veränderung nicht wirklich wünschenswert sind. Nur Offenheit und Austausch mit anderen Kulturen erlauben es, das System von innen heraus zu verändern - Mao Zedong war bis zu Stalins 60tem nie im Ausland und seine Regentschaft war fürchterlich; Deng Xiaoping war in seiner Jugend als Werkstudent in Frankreich und hat China der Welt geöffnet (und auch den einen oder anderen Fehler gemacht, aber ich möchte mein detailliertes Urteil über die Chinesische Gesichte für einmal für mich behalten). Ich halte Reisen, Austausch und Zusammenarbeit über Grenzen hinweg für unglaublich wichtig, um die (unabwendbare und potentiell segensreiche) Globalisierung nicht nur ökonmisch, sonder auch menschlich au einem Erfolg zu machen.

Freitag, 26. Oktober 2007

Dicke Luft

Die Luft im schönen Beijing hat wieder mal Schlagzeilen gemacht (Zitat aus NZZ Online, AP Agenturmeldung):

Eine dichte Dunstglocke hat am Freitag die chinesische Hauptstadt Peking überzogen und im gesamten Nordosten des Landes für Verspätungen bei zahlreichen Flügen gesorgt.

(ap) Die Sicht in Peking war gleich Null, das städtische Umweltbüro sprach dennoch nur von einer «leichten» Verschmutzung und reichlich Aerosolpartikeln in der Luft. Grund war den Angaben zufolge tief hängender Nebel. Bei den meisten Inlandsflügen vom Pekinger Flughafen gab es Verspätungen.

Erst am Donnerstag hatte sich das Uno-Umweltprogramm wegen der Luftverschmutzung in Peking besorgt gezeigt und vor allem auf das hohe Niveau an Feinstaubpartikeln hingewiesen. Das Internationale Olympische Komitee warnte bereits, wegen der schlechten Luftqualität müssten bei den Olympischen Sommerspielen im kommenden Jahr möglicherweise einige Wettkämpfe verschoben werden.

Die Luft hier ist ja nun tatsächlich nicht die allerbeste, aber wenn man aus dem Fenster schaut und gestern und heute vergleicht, so ist das in etwa wie der Unterschied zwischen dem Aargau im Juli und August (erste Hälfte) und während dem Rest vom Jahr. Oder um es anders zu sagen: Heute hats hier dicken Nebel und drum kann nicht gut geflogen werden, der Fein- (und Grob-)staub ist aber nicht schlimmer als sonst (kann man sehr gut an dunklen, glänzenden Oberflächen testen - die Staubablagerung aus 24 Stunden ist von Auge gut zu sehen und auch ziemlich unabhängig vom Wetter). Wie dem auch sei, im Moment seh ich keine Berge, in der Schweiz ist es aber wie man hört nicht besser, obwohl da die Berge viel auffälliger sind. Und für die Olympischen Spiele muss man sich eh keine Sorgen machen, weil da Beijing einfach eine Weile Pause macht - ich hab meine Betreuerin gestern mal gefragt, wie das so sei mit Terminen wo ich da sein muss, reisen kann etc. - Chinesisches Neujahr und 1.Mai geben je eine Woche frei und dann "during the Olympics they encourage people not to work..."

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Was lange währt...

Auch bei unserem Detektor hab ich heute mal wieder vorbeigeschaut, und siehe da, die Kabel vom Kalorimeter sind alle zu den Crates verlegt. Und es sieht auch alles sehr aufgeräumt aus - könnte fast von Raphael sein. Manchmal lohnt es sich, einen Knoten nochmals aufzutun...

Kabel1

Kabel2

Auch das Time-of-Flight System ist fertig auf den Tracker montiert. Das muss natürlich gross angeschrieben werden. Die Sitte, auf dem Subdetektor zu unterschreiben bevor er eingebaut wird, ist auch hier verbreitet; man sieht auch, dass die Manpower nicht ganz so knapp ist wie beim CST von H1 (wo jeweils Benno und Raphael unterschrieben haben).

TimeOfFlight

Und bevor das Ding reingeschoben wird, kann man nochmals das Kalorimeter in seiner ganzen Glorie betrachten.

Kalorimeter

Sofa

Heute wurde mein Sofa geliefert. Sieht toll aus, nicht? Jetzt noch ein paar farbige Kissen und gut ist.

Sofa1

Sofa2

Schwierige Frage

Nun lieber Leser (die weibliche Form ist nicht nur mitgemeint, sondern schon fast ein bisschen bevorzugt, allerdings nicht auf der Tastatur), ich stecke in einem Dilemma und brauche Deine Hilfe! Es ist nämlich so, dass ich vom Schweizer Botschafter und seiner Frau zu einem Empfang in der Schweizer Botschaft eingeladen bin. Das ist ja so weit sehr nett. Als Nationalfondsstipendiat sagt man ja zu Snacks auf Kosten des Schweizer Steuerzahlers nicht nein. Und so richtiges Chasselas-Kopfweh hatte ich auch schon lange nicht mehr. Nun ist der Anlass des Empfangs aber der Besuch von unser aller Lieblingsbundesrat (die ironische Form ist mitgemeint - und ich rede jetzt nicht von Sämi Schmid). Da ich ja - weil die Verwaltung halt nicht ganz so schnell ist - an den letzten Wahlen nicht teilnehmen konnte und drum wohl in der Schweiz alles beim Alten bleibt, stellt sich die Frage, ob ich nun da sozusagen aus Protest nicht hingehen soll. Einerseits ist das doof, weil von dem Protest niemand was mitbekommt. Auf Blocher anstossen ist auch nicht so mein Ding. Und mit einer "Free Tibet" oder "auch ich bin ein schwarzes Schaf" - Fahne hinzugehen ist wegen der hiesigen Gepflogenheiten im Umgang mit Dissens eher nicht angezeigt. Nun denn, lieber Leser, entscheide Du und stimme ab. Bis am 31.10. - bis dann muss ich der Botschaft Bescheid sagen. Ich mache dann trotzem, was mir gerade passt, aber immerhin mit einer quasidemokratischen Legitimation.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Nochmals davongekommen

Ich habe mich ja immer so ein bisschen gewundert, was mein Vormieter genau gekocht hat, dass das in der Küche immer so komisch roch. Als das dann auch noch stärker wurde mit der Zeit war ich schon etwas beunruhigt. Also immer schön das Fenster offen halten und warten, Gerüche verfliegen ja mit der Zeit. Und ich bin nicht sehr viel in der Küche, ein, zwei Mal Wasser heiss machen. Dabei gabs jeweils immer so eine etwas grosse Flamme beim Gasanzünden. Na ja, und einmal ist mir nach dem Wasserkochen aufgefallen, dass da noch etwas weiterpfeift. Und siehe da, der Gaszähler hat auch hochgezählt. Da ist mir dann eingefallen, dass man hier nicht notwendigerweise den selben Geruchsstoff ins Gas mixt - das Gas selbst riecht ja nicht. Nun mach ich jeweils den Haupthahn zu und alles ist gut. Hätte aber auch ins Auge gehen können - alles in allem hab ich etwa einen Kubikmeter Gas verströmt...

Sonntag, 21. Oktober 2007

Das Glück des Fussgängers

Heute habe ich zum ersten Mal meine Leidenschaft für ausgiebige Fussmärsche quer durch Grossstädte so richtig ausgelebt. Gestartet bin ich beim Xihai-See (auch irgendwie doof, das so zu schreiben-hai heisst ja auch schon See) und von da an gings quer durchs Zentrum zum International Hotel, wo ich mich mit meinem ehemaligen Gymnasial-Rektor (er, der mich und den grössten Teil meines Jahrgangs 1997 nach China gebracht hatte) und einem Kollegen für ein Abendessen traf. Dazwischen gings entlang dem Houhai-See, wo ich in einem Hutong auf der Dachterasse eines (zugegebenermassen auch ein bisschen auf laowais ausgerichteten) Yunnan-Restaurants zu Mittag ass. Die ganze Gegend mit den Trauerweiden, dem See und den zum Teil sehr schön restaurierten Hofhäusern (ich bin mir bewusst, das die Renovation normalerweise den Rausschmiss einer Familie, die da seit Jahrhunderten lebte bedeutet-aber immer noch besser als Abriss) zeigt viel von der Eleganz des alten Beijing.

Houhai

Was mich allerdings etwas behinderte, war das Verbot, im See Vögel aufzuziehen - aber man kann ja nicht alles haben...

NoPoultry

Da ganz in der Nähe stehen auch der Trommel- und der Glockenturm, eindrückliche Zeugen einer Zeit, wo man mit einer (zugegebenermassen grossen) Glocke die Zeit für ganz Beijing angeben konnte. Heute ist die Stadt so laut, dass man die Glocke schon auf der nächsten Kreuzung nicht mehr höhrt.

DrumTower

Als nächstes hab ich mich in der Nähe des Kunstmuseums - man geht ja nicht irgendwohin - nach Wechselrahmen fürs visuelle aufpeppen meiner Wohnung umgesehen. Wechselrahmen hier aber nicht so das Ding; da gibst eigentlich nur die silberene Ausführung für den Schreibtisch (das Bild der Freundin sollte man bei Bedarf ja selbst schnell wechseln können - für andere Photos oder Kunst lässt man sich einen Rahmen machen, mit Passepartout und allem was dazugehört. Also nächstes Mal die Prints mitnehmen.

Espressomaschiene

Samstags war ich gross einkaufen - zuerst ein chinesisches Sofa, wird irgendwann nächste Woche soll es geliefert werden, das Kissen wird noch genäht. Und dann habe ich beschlossen, ein bisschen westlich-dekadent zu sein und mir eine Espressomaschine ins Büro zu stellen. Entgegen Bennos Erwartungen werden hier keine Juras gefälscht, sondern die echten mit einer massiven Luxussteuer verkauft - wenn schon westlich-dekadent, dann richtig. Gefälscht wird dann schon eher der ganz spezielle Tee. Nun, wie dem auch sei, ich habe mich nach einer ausgiebigen Gewissensbefragung für Nespresso entschieden, einerseits weil da die Maschinen nicht so teuer sind und andrerseits der Kaffee von sehr guter Qualität ist, was bei chinesischen No-Name Bohnen (cf. Cafe im sechsten Stock vom Institut) nicht unbedingt der Fall ist. Auf die Frage, ob mir ein regelmässiger, guter Espresso 1000 Mittagessen wert sei, hätte ich vor kurzem wohl mit einem klaren Nein geantwortet, im Land der unbegrenzten Preisspannen musste ich meine Wertmassstäbe nun etwas schieben. Im übrigen wird hier ja auch ein Kreis geschlossen; Nestle ist ja auch ein schweizer Steuerzahler, und eben dieser Steuerzahler hat ja meinen Aufenthalt hier finanziert.

Freitag, 19. Oktober 2007

Und sie kabelten in einem fort...

Da ich heute meine Wäsche abholen ging, schaute ich auch mal wieder bei unserem Experiment vorbei, das steht so quasi neben der Wäscherei. Als erstes fäallt auf, dass die Abschirmung um die IR herum aufgebaut wird, der Beschleuniger soll also bald wieder laufen (erstmal ohne uns). Bei BES ist das Time of Flight System fertig auf den Tracker montiert.

Tracker_und_ToF

Das Verkabeln der letzten paar Meter Kabel vom Kalorimeter zu den Crates dauert weiter an. So wie es aussieht, haben sich da gleich mehrere Einsichten, die sich mir bei unserem ersten Versuch vor zwei Wochen aufgedrängt hatten, bestätigt: Weniger Leute ist mehr, weniger Chefs noch viel besser und es braucht einen Rechen, um die Kabel einzusortieren. Als ich da war, waren die Kabler zu dritt, ohne Professoren und mit einem Rechen ausgestattet. So wird das noch was. Mit dem Tracker wirds dann aber nochmals lustig...

Kabelrechen

Neues aus der Politik

Im Rahmen des 17. Parteitages kommt die hiesige KP zu allerhand interessanten Einsichten. Da die Lektüre von China Daily für den Aussenstehenden etwas bemühend sein kann, möchte ich hier einige Kernpunkte zusammenfassen:

  • Die KPCh geht ins All: Nach Statuten soll an jedem Ort, wo sich drei oder mehr KP-Mitglieder befinden, eine KP-grass-roots-Gruppe gebildet werden. Nächstes Jahr soll die erste chinesische Dreierkapsel ins All fliegen und - wer hätte das gedacht - alle chinesichen Astronauten sind bei der Partei. Das soll dann die "höchste" Parteigruppe geben. Nächste Woche fliegt übrigens eine Sonde zum Mond, allerdings unbemannt, drum werden da auch keine Meditationen über die Politik der Partei stattfinden.
  • Irgendwer ist auf die Idee gekommen, dass man eventuell die beiden Wochen Ferien (um den 1. Mai und 1. Oktober) nicht für das ganze Land zur selben Zeit abhalten sollte. Das Ganze ist zwar ein guter Test für die Infrastruktur und an den Tourismusorten ist zwischendurch auch mal Ruhe, aber mit mehreren hundert Millionen Menschen gleichzeitg unterwegs zu sein ist sogar für Chinesen nicht nur erholsam. Mal sehen, was da rauskommt; ich habe im Moment ja noch schweizer Ferien...
  • Demokratie: Der Massstab für Demokratie hier ist, wieviel mehr Kandidaten als Sitze es gibt; da wurde für die Delegierten zum Parteitag auch ein grosser Schritt gemacht - letztes Mal waren es 10% mehr Kandidaten gewesen, jetzt sind es 15%. Fürs Zentralkommittee ist man etwas vorsichtiger mit 5%.
  • Yuan: Der Yuan soll mittelfristig frei gehandelt werden können und wird damit wohl massiv teurer werden. Mittelfristig heisst aber wohl erst nach der Olympiade und damit ist der Wert meines Stipendiums halbwegs gesichert.
  • Intellectual Property: China will geistiges Eigentum besser schützen, allerdings , wie betont wird, nicht wegen dem Druck von aussen, sondern wegen China selbst (das scheint ja auch schon ganz gut zu funktionieren: Hollywood-DVDs: 10 Yuan - China-DVDs 10 Yuan). Es wird aber auch gesagt, dass England 300, die USA 200 und Japan 100 Jahre gebraucht hätten, um ein wirksames IP-Recht einzuführen. Da wird man hier ja auch mal 50 Jahre warten dürfen...
  • Unternehmer: Seit dem letzten Mal in 2002 dürfen jetzt auch nicht-Proletarier bei der Partei mitmachen. Entsprechend stolz ist man auf die Delegierten, die im eigenen Rolls-Royce, aber mit Hammer und Sichel - Fähnchen am Rückspiegel.

Nun denn, freuen wir uns auf die Wahlen in der Schweiz (treten eigentlich irgendwelche Kommunisten irgendwo an? Und wenn ja, auch welche mit Rolls-Royce?).

Kalte Jahreszeit

Während draussen die Sonne scheint und sich das Beijinger Herbstwetter von seiner besten Seite zeigt, wir drinnen des öfteren ein bisschen gefroren. Denn geheizt wird - unabhängig vom Wetter - erst ab dem 15. November. Bis da trinkt man heisses Wasser. Ich hab mir auch schon überlegt, die Zwischenzeit mit einem Elektroofen zu überbrücken, aber das ist einerseits ein ökologischer Blödsinn (da könnte man ja im Intresse der warmen Füsse und mit Blick auf was man hier sonst so sieht noch darüber hinwegsehen) und andrerseits hab ich so meine Zweifel, ob meine Elektroinstallation das auch noch abkann. In diesem Zusammenhang die Frage an elektrisch versierte Leser: Ist es problematisch, dass das Einschalten der Neonröhre gelegntlich den FI-Schalter auslöst? (Immerhin hab ich einen FI-Schalter...)
Es ist also wohl eher abwarten und Tee trinken angesagt.

Dienstag, 16. Oktober 2007

Beförderung?

Heute bin ich nun in mein definitves Büro umgezogen, vom sechsten in den vierten Stock. Die Aussicht ist da zwar etwas weniger grandios (die meiste Zeit ist aber eh Dunst/Smog), dafür hab ich jetzt statt Möbel in Kelco furniert und einem Cubicle Mahagoni furniert in einem Zweierbüro mit einem Professor, den ich aber bisher noch nicht gesehen hab. Das wirklich gute daran ist, dass auf dem vierten Stock auch fast alle anderen, die ich bisher kennengelernt habe sitzen - man kriegt so doch einiges mehr mit. Auch bin ich nun so weit vom (schlechten) Cafe im siebten Stock weg, dass es sich nun wohl lohnt, eine Espressomaschiene anzuschaffen. Also ein echter Aufstieg...

Montag, 15. Oktober 2007

Chinesischer

Am Samstag hatte ich ja meine ersten Möbel erstanden. Heute nun wurden sie geliefert und verleihen meinem Home away from home nun den ersten chinesischen Glanz; bisher waren da ja erst ein paar Stücke im sowjetischen "eventuell Eiche - sicher furniert"-Stil zusammen mit einem schon fast kapitalistisch-dekadent weichen Teppich und ideologisch unbedenklich gestreiften Vorhängen. Die fast-Eiche Möbel habe ich nun aus dem Eingangsraum verbannt und beginne da jetzt, an einer eher prä-revolutionären Stimmung zu arbeiten. Der Bücherschrank ist erst ein Anfang; nächste Woche solls dann wohl ein Sofa/Daybed sein. Der ganzen "Antiquitäten" werden übrigens auch exportiert, und da sie so antik nun auch wieder nicht sind, kann man auch nachbestellen. Falls Ihr noch irgend was braucht... Meine Chinesischlehrerin war auch überrascht, wie wenig das ganze gekostet hat.

SchrankUndKiste

Wahlversprechen

Schafe

Während in der Heimat der Wahlkampf in die letzte Runde geht, hat hier der 17. Kongress der KPCh begonnen. Es lassen sich zwischen den beiden politischen System zwar durchaus gewisse Unterschiede ausmachen, es gibt jedoch durchaus auch Gemeinsamkeiten: Sowohl in China als auch in der Schweiz sind alle grossen Parteien in der Regierung vertreten; vor grossen Ereignissen gibt es Demonstrationen (die in der Schweiz sind ja lang und breit diskutiert worden - auch in China ist die Polizei eingeschritten: "Die Polizei brachte zu Beginn der Tagung etwa elf Demonstranten weg, darunter eine ältere Frau. Die Gruppe wollte vor den Delegierten offenbar Petitionen vorbringen." wie NZZ Online heute schriebt). Während jedoch in der Schweiz der Wahlkampf etwas eindimensional ist (wollen wir Blocher, weisse Schafe und den "Geheimplan gegen die AHV" oder doch eher den Geheimplan gegen Blocher, schwarze Schafe und was eigentlich noch?), geht man hier aufs Ganze mit den Wahlversprechen (obwohl das ja aufgrund der Mehrheiten im Lande nicht zwingend wäre):
"China will continue to power the engine of economic growth by quadrupling the per capita gross domestic production (GDP) of 2000 by the year 2020. And the rapid growth will be under the condition of reduced consumption of resources and greater efforts in environmental protection.
China will also manage to narrow the yawning income gap, expand democracy for its 1.3 billion people, modernize its 2.3 million armed forces, enhance the soft power of its culture, and work to sign a cross-Straits peace agreement on the basis of one-China principle."

versparch Hu Jintao in seiner Rede vor dem Parteikongress. Und mit etwas Glück kriegen die das sogar hin - im schlimmsten Fall muss man das eine oder andere Wort etwas zurechtbiegen; democracy wird hier noch lange nicht für das Recht stehen, Schafhirten nach belieben auszutauschen. Dafür gibt es so grossartiges wie ein enhancment of the soft power of Chinese culture, in diesem Bereich hat ja unser Volk von Schafhirten beidseits der Schwarz-/Weiss-Grenze glorioses geleistet - und es damit endlich mal wieder auf die Titelseite der Herald Tribune geschafft...

Samstag, 13. Oktober 2007

Kulturelles

In der Chinagruppe von Facebook (ja, ich bin jetzt auch bei einer Selbsthilfegruppe...), hab ich folgenden Link zu deutscher (könnte auch schweizer sein) und chinesischer Kultur gefunden - passt nicht so schlecht; vor allem beim Anstehen für meine jiaozi denk ich oft daran.

Chinesischstunde

Heute Nachmittag hatte ich meine erste Chinesischstunde hier. Es lief so weit ganz gut, wirklich viel neues habe ich noch nicht gelernt, es ging ja auch erst mal um eine Einstufung. Aber irgendwie wars gut fürs Selbstvertrauen; kurz darauf hab ich das erste Mal erfolgreich einem Taxifahrer gesagt, wo ich hin will, ganz ohne cheat sheet oder Karte. Gut, guomao ist nun auch wieder nicht so schwierig und wahrscheinlich eine der grössten Kreuzungen der Welt. Wo ich, zur Abwechslung mal nicht von einem VW Sanatana 2000 mit getönten Scheiben sondern von einem Pferdekarren (keine Scheuklappen!) mit Wassermelonen fast überrollt wurde. Auf der anderen Seite der Kreuzung steht ein Shoppingcenter mit Eisbahn (auch im Sommer) und Rolex und Gucci und was weiss ich in echt. Ja, ja, die Gegensätze.

Ach ja, Möbel hab ich auch noch gekauft (und noch mehr im Auge, muss mir mal überlegen, wo ich all die Dinge hinstelle). Mehr dazu nächste Woche, dann wird geliefert und ich kann Bilder machen.

Freitag, 12. Oktober 2007

Geld zählen

Zu den kleinen Merkwürdigkeiten hier zählt die Tatsache, dass es Banknoten nur bis 100 Yuan (~16 Fr.) gibt, gleichzeitig aber fast alles auf Bargeld beruht. Entsprechend dicke Packen habe ich am Flughafen beim Geldwechseln erhalten. Nun gibt es zu den vielen 100-Yuan Noten zwei Merkwürdigkeiten: Erstens scheint niemand zu glauben, dass sie echt sind - also mindestens Reiss- und Reibtest sowie Wasserzeichen schauen für jede einzelne Note. Und dann muss man die Dinger natürlich zählen. Wenn immer möglich maschinell. Dafür gibt es diese Banknotenzählmaschienen, wo man die Noten oben reinschiebt, die Dinger gezählt werden und unten wieder rauskommen. Weils so schön schnell geht, macht man das auch immer mindestens drei Mal. Heute wurde das nun auf die Spitze getrieben, als ich in der Mensa meine Bezahlkarte aufladen wollte, mit 100 Yuan (1 - in Worten: Eine - Banknote). Die eine Note wurde ebenfalls dreimal gezählt - und es kam konsistent eins raus. Da war ich doch sehr froh. Und mit diesen 16.- Fr. kann ich jetzt wieder einen Monat lang essen gehen.

Yuan

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Kammerjäger

Gestern Nacht hatte ich Besuch. So um halb eins rum schlich eine ziemlich grosse Maus um meine Bettpfosten. Da die Dinger nachtaktiv und erstaunlich laut sind sowie Dreck machen, musste die Maus raus, bevor ich Schlafen konnte. Mit Hilfe eines Besenstiels begann also die Jagd. Mäuse haben die unangenehme Tendenz, sich hinter Möbeln zu verstecken. Deswegen hab ich gestern Nacht meine Schränke diverse Male hin- und hergeschoben, um die Maus in eine bestimmte Richtung zu lenken. Die Ultima Ratio des Schrank auf Maus stellen habe ich wegen der zu erwartenden Sauerei (und den Schrei hätte ich auch sehr ungern gehört) nicht angewandt. Nach etwas über einer halben Stunde hatte ich die Maus aus meinem Zimmer draussen und setzte die Jagd im Badezimmer und dann im Wohnzimmer fort. Die Eingangstüre der Wohnung hatte ich unterdessen geöffnet, um dem Ding auch einen Fluchtweg aufzutun. Nach weiteren 20 Minuten hatte ich die Maus aus den Augen verloren und hoffte, sie sei durch die Türe entwischt. Wie sich kurz nach vier herausstellte, war dem leider nicht so - die Maus hatte sich durch die geschlossene Zimmertür (unten wegen des Teppich etwas angeschliffen) in mein Zimmer zurückgedrängt. Die Jagd nahm einen ähnlichen Verlauf (das Bad liessen wir allerdings aus) wie beim ersten Mal. Da ich allerdings in der Zwischenzeit den Mauszugang zu meinem Zimmer mit einem Labello (man muss sich zu helfen wissen) verstopft hatte, fühlte sich die Maus ziemlich in die Enge getrieben und attackierte den Besenstiel hart. Nach dem schon fast gewohnten Schränke rücken hatte ich die Maus in einer Ecke im Durchgang zwischen den Zimmern , die sie allerdings auf keinen Fall mehr verlassen wollte. Schliesslich geleng es mir, eine Schüssel über die Maus zu stülpen und dann mit Maus und Schüssel aus der Wohnung raus zu rutschen. Draussen liess ich die Maus dann laufen, es brauchte allerdings noch etwas Überzeugungsarbeit mit dem Besenstiel, um der Maus klarzumachen, dass sie nicht wieder reinkommen sollte. Den draussen lauern hier diverse Katzen.
Ich bin also weiterhin guten Mutes, denn:
- Das Loch, wo die Maus reinkam ist gefunden und zumindest provisorisch verstopft.
- Es gibt hier viele Katzen, die wohl kaum gefüttert werden.
- Ich habe bis Mittag ausgeschlafen...

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Doktorfeier

Damit keine Zweifel aufkommen, hier das Bild: ich war da und hab den Zettel gekriegt (auf dem Bild noch fest in der Hand von Frau Prof. Wunderli-Allenspach)

Doktorfeier

Mehr Bilder (nur gegen Bezahlung in Gross) unter http://www.olirust.ch/cont/eth/oktober07/ .

Herbst und Skifahren

Es ist Herbst in der Schweiz:

Herbst

(Photo von Rahel)

Hier in Beijing higegen sind die meisten Bäume noch grün, aber es ist empfindlich kalt und schon sehr früh dunkel (keine Sommerzeit). Mit etwas xiuxi über den Mittag hab ich den Jetlag schon fast überstanden. Ich hab mich auch gleich wieder in die Arbeit gestürzt, die in der kommenden Zeit von vielen (englischsprachigen) Seminaren und meinem Chinesischkurs (beginnt am Samstag) aufgelockert wird.

Hier wollen je länger je mehr Doktoranden mit mir sprechen, um ihr Englisch zu verbessern. Ich muss deshalb sowohl auf mein Englisch achtgeben, als auch aufpassen, dass mein Chinesisch nicht zu kurz kommt. Ebenfalls muss ich aufpassen, die Gespräche nicht zu sehr der Sprache anzupassen; eine gern gestellte Frage (steht wohl so im Englischbuch) ist "what sports do you like?". Leider steht eine meiner Antworten, nämlich Skifahren, nicht im Englischbuch. Und dann folgt jewels irgend was in der Art "these long things you put on you feet..." - "going down a mountain covered in snow..." etc. und irgendwie kommen sie erst nach langem drauf. "Swimming" ist da viel besser, auch weil es hier einen Pool auf dem Campus hat (der allerdings nur im Hochsommer mit Waser gefüllt ist). Aber da endet das Gespräch dann jeweils auch - eine stete Gratwanderung zwischen Überforderung und Stereotypem rezitieren von gelernten. Bei meinem Chinesisch ist das ja noch schlimmer, ich bin eigentlich immer überfordert... Wie lange wohl noch?

Das Wunder der bemannten/befrauten Luftfahrt

Wie Du, verehrter Leser, sicher gemerkt hast, war hier ein paar Tage lang Funkstille. Ich war zurück in der Schweiz, um meien Doktorurkunde persönlich entgegenzunehmen. Das brachte es mit sich, dass ich zweimal das zweifelhafte Vergügen eines Interkontinentalfluges mit innereuropäischem Anschlussflug in Anspruch nehmen durfte. Erstens mal ist das schlecht färs Klima, aber da hat Rahel, die mir zum Doktor Klimakompensation (www.myclimate.ch) geschenkt hat, zumindest ein Teil des schlechten Gewissens beseitigt. Ansonsten stellen sich mr folgende Fragen:

- Wieso werden kleine Flugzeuge immer irgendwo in der Pampa abgestellt, um dann den Passagieren eine Bustour auf der längstmöglichen sich nicht selbst schneidenden Strecke mit der maximalen Anzahl an scharfen Kurven, vorbei an dutzenden leerer Fingerdocks zu einem Eingang, der wiederum von allem, wo man hinwollen könnte maximal entfernt ist, zu bieten?

- Wer denkt sich das Unterhaltungsprogramm bei KLM aus? Es werden nur Sequels von Filmen, wo man schon den Urspungsfilm nicht sehen wollte, gezeigt: Shrek III, Harry Potter irgendwas, Spiderman III, Mister Bean XIV (erweitert um Mr. Bean-Episoden zwischen den Filmen). Oceans Thirteen wäre ja noch was gewesen, aber da war der freundliche DVD-Händler in San Li Tun schneller gewesen.

- Wieso muss man sicherstellen, das alle, die eventuell mal eingeschlafen sind, wissen, dass es um Mitternacht Lokalzeit Eis oder Nudelsuppe gibt?

- Wieso kann ich zwei Mal, auf meine Anfrage, einen oder zwei Tage später zurückzufliegen (Umbuchung gegen Entgeld), eine abschägige Antwort erhalten, nur um dann am Gate in Amsterdam Geld angeboten zu erhalten, um einen Tag später zu fliegen?

- Wieso muss ich in Amsterdam den Gürtel für die Sicherheitskontrolle ausziehen, in Zürich aber nicht? Wieso bin ich jahrelang mit einem Taschenmesser (hab das letztens ganz unten in meinem Rucksack gefunden) unbehelligt durch die Welt geflogen, darf aber keine Wasserflasche mitführen?

- Wieso muss man auf alle angegeben Zeiten mindestens 20 min draufschlagen?

- Weshalb wollen alle beim Boarding als erste im Flieger sein?

- Wieso ist der Grenzübertritt in Europa (wo ja scheinbar alle hinwollen) so einfach, sonst aber so mühsam?

- Wieso dauert auch in China die Passkontrolle von bärtigen Männern im Kaftan dreimal so lange wie sonst?

Fragen über Fragen - wenn ich die Zeit hätte, wär wohl auch hier die Eisenbahn das Verkehrsmittel der Wahl...

Dienstag, 2. Oktober 2007

Original DVD!

Wegen dem grossen Kabelknoten konnte ich noch nach Sanlitun fahren, meinen westlichen Salat essen und etwas einkaufen. Hab mir (für fast 60.-) den gesammelten Woody Allen (44 DVDs) erstanden - in einer eleganten Box. Und noch ein paar andere Filme dazu - der Winter kommt ja bald. Dabei war auch House of Flying Daggers (ehret einheimisches Schaffen). Da meinte der nette Händler, diese DVD koste doppelt so viel (~ 3 Fr.). Da habe ich gefragt weshalb und er meinte nur, das sei halt so, weils ein Original sei. Auch eine Art, die Leute Hollywood in die Arme zu treiben...

Kabeln

Zwei Tage lang habe ich meine Nationalfeiertagsferien geopfert, um das elekromagnetische Kalorimeter von BES zu verkabeln. Verkabeln ist vielleicht etwas viel gesagt - das Detektorende, wo 6272 Cäsiumiodid-Kristalle verbaut sind, war bereits angekabelt. Für jeden Kristall wird ein Kabel nach aussen geführt. Diese Kabel haben wir nun zwei Tage lang je zu acht gebündelt, und um den Detektor herum zu den Schaltschränken geführt. Gestern lief das alles ziemlich gut, auch weil viele der Chefs wegen dem Nationalfeiertag nicht da waren. Heute gab es dann etwas zu viele Häuptlinge und spätestens als es darum ging, die Kabel in den Schaltschrank reinzuführen haben dann zu viele genau gewusst, wie das geht. Eben mal so 128 Kabel auf ein Crate zu führen (mit vier Crates pro Rack) ist hochgradig nichttrivial - schon der FTT bei H1 mit 90 Kabeln auf ein Crate bedurfte Raphaels Talent und Geduld, um das einigermassen brauchbar hinzukriegen. Auch mangels Sprachkentnissen hab ich mich bei der Diskussion heute zurückgehalten und so gut es ging mitgeholfen, die 128 Kabel maximal ungeschickt zu verknoten. Als alle irgendwie einsahen, dass es so nicht geht, wollte natürlich niemand das Gesicht verlieren und es wurde beschlossen, morgen weiterzumachen. So konnte ich schon um fünf gehen und fuhr noch ein bisschen in die Stadt.

Die Präsenzliste - wenn nicht jemand so nett gewesen wäre, mich ein zweites Mal einzutragen, gäbs tatsächlich nur einen laowai...

Am Kabelstränge bündeln - Vogelperspektive

Kabelstränge...

... und mehr Kabelstränge

Blick in den Detektor - das sind die (verpackten) Kristalle

Und für Andre noch die Interaction Region, noch ohne BES - hier werden die Strahlen kollidieren. Die supraleitenden Fokussiermagnete sind noch näher dran als bei H1...

Montag, 1. Oktober 2007

Nationalfeiertag II

Nun als wie versprochen, die Nachtbilder von der Nationalfeiertagsdekoration. Hab ich eigentlich schon gesagt, dass ausser mir auch noch einige 10'000 Chinesen auf dem Platz des himmlischen Friedens waren?

Dieses Jahr war von den grossen Chinesen früherer Tage nur Dr. Sun Yat Sen zu sehen; 1997 waren da auch noch Portraits von Mao, Zhou Enlai, Lin Biao und Deng Xiaoping - was kann man wohl draus lesen, dass jetzt nur noch der Republikgründer vor der Weihnachstbeleuchtung steht?

Das beste war natürlich der Springbrunnen mit Lasershow...

Aber auch Tiantan 2.0 in Neon war nicht von schlechten Eltern...

Und das alles zur glorifizierung von - was eigentlich?

Nationalfeiertag

Heute ist also der 1. Oktober, hier Nationalfeiertag. Drum war ich gestern schon auf dem Tian An Men Platz um mir die Dekortaion anzuschauen. Zuerst hab ich mir aber das riesige neue Nationaltheater angeschaut, das als Oval in einem Teich liegt - das Gebäude selbst gefällt mir ganz gut, allerdings ist es ein weiteres dieser westlichen Wunderwerke, die wenig (der See) auf den lokalen Kontext (der allerdings mit der monströsen Grossen Halle des Volkes auch nicht gerade begeistert) eingehen. Hier also im Bild (mehr, auch von allem anderen, wie immer bei Flickr) , bei Tag und bei Nacht:



Dann gings weiter zum Platz des himmlischen Friedens, wo die ganzen Blumendisplays schon aufgebaut waren und in der grossen Halle des Volkes gerade in- und ausländische Wichtigkeiten in grossen schwarzen Autos zu einem Empfang eintrafen. Auf demPlatz selbst wurde um sechs die Flagge eingeholt - ich nehme alles, was ich zu "photographieren von Leuten in Uniform" gesagt habe zurück - hier wurde auf jeden Fall wild drauflos geknipst.

Auf dem Platz waren Chinesiche Errungenschaften (die Mauer, der Himmelstempel, natürlich die Olympiade) aus Blumen nachgebaut. Das mit der Olympiade geht so weit, dass das Parthenon nun auch irgendwie chinesisch ist.

Am Abend war das Ganze dann auch noch beleuchtet und so, mehr dazu später, ich muss wieder in die Halle, BES verkabeln.