Sonntag, 30. November 2008

Die Expat-Krankheit - Versuch einer Selbstdiagnose

Es ist Advent - und hier in Beijing bedeutet das, dass in der Deutschen Botschaft der traditionelle Weihnachtsmarkt abgehalten wird. Wie das mit Deutschen Weihnachstmärkten so ist, ist das eine exzellente Gelegenheit, grössere Mengen Glühwein zu trinken. Es ist auch eine schöne Gelegenheit, Expats (und damit in meinem Fall auch mich selbst) zu studieren. Samstag Abend war dann auch noch Neue-Deutsche-Welle-Party im Obiwan, ebenfalls eine ziemlich Ausländer-dominierte Angelegenheit (und lustig - wann hab ich das letzte Mal sechs Stunden durchgetanzt?).
Nun, wenn man sich die Expats so anschaut, vor allem die, die schon länger da sind, so kommt man zum Schluss, dass das nicht nur gesund sein kann. Nach zu langem Aufenthalt stellt sich scheinbar fast automatisch etwa wie eine zweite (und wohl permanente) Pubertät ein, gekennzeichnet durch übermässigen Alkoholkonsum, ein starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, demonstratives Missachten sozialer Normen, der Überzeugung, als einziger zu verstehen, wie das Gastland funktioniert und abschätzigen Bemerkungen über die Einheimischen.
Einzeln sind all die Symptome gut zu verstehen: Der Alkohol hier ist billig und man ist einfach häufiger unterwegs als zu Hause. Einerseits gewöhnt man sich an die stete Aufmerksamkeit, die einem als Ausländer hier wohl oder übel zukommt und möchte dann auch unter Landsleuten wahrgenommen werden, andrerseits muss man hier oft laut und direkt sein, um überhaupt etwas zu kriegen (etwa Zugtickets...). Das mit den sozialen Normen ist auch so eine Sache - welche denn? Z.B. ist es in Europa verpönt, auf die Strasse zu rotzen, in China wird man scheel angesehen, wenn man den Rotz (auch wenn in einem Taschentuch verpackt) in die Hosentasche steckt. Leider führt dass dann oft dazu, dass sich Leute als von jeglichen Normen entbunden betrachten. Ein Anzeichen dafür ist z.B. ausgiebiges Fluchen bei jeder Gelegenheit in Gast- und Heimatsprache (für Sprachforscher wohl ein Brunnen verborgener Schätze, wo sonst konservieren sich die Kraftausdrücke aus der Auswanderungszeit so gut?). Weil einem zu Hause alle immer fragen, "wie dass denn ist in China?", legt man sich ein paar einfache Antworten zurecht, die man mit der Zeit selbst zu glauben beginnt. Die Einheimischen sind auch so ein Thema - für viele Expats sind das in der Arbeitswelt Untergebene, es gibt hier (wie wohl überall - z.B. in Australien) Beispiele kolossaler Inkompetenz und dann ist auch schnell verallgemeinert (was einem bei den Chinesen besonders leicht fällt, da sie halt schon irgendwie alle ähnlich aussehen).
Zusammengenommen führen all diese Dinge dazu, dass der einst abenteuerlustige und aufgeschlossene Expat (ja, normalerweise ist er männlich) sich immer weniger in die Gastgesellschaft einfügt, sich am liebsten mit frisch angekommenen Expats umgibt und mit denen auf seinen eigenen ausgetretenen Pfaden umherstreicht und sich die Expat-Krankheit selbst zu verstärken beginnt. Längerfristig ist der Kranke dann sowohl in seinem Heimatland als auch im Gastland nicht mehr sozialisierbar und lebt einzig in der Kunstwelt der anderen Expats, mit dem Gastland als exotischem Hintergrund.
Der sicherste Weg, die Expat-Krankheit zu vermeiden ist, rechtzeitig nach Hause zurückzukehren. Sonst sind mir noch ein paar Fälle bekannt, die es geschafft haben, sich vom Expat-Zirkus fast komplett abzuhängen und sich in die Gastgesellschaft einzufügen. Der Rest der Fälle ist ein mehr oder weniger trauriger Anblick.
Nun, dies ist auch eine Innenansicht. Auch ich bin Expat. Ich bin erst ein Jahr hier und drum wohl noch auf der sicheren Seite (ich glaube zumindest, man könnte in Europa noch Verwendung für mich finden), auch lerne ich immer noch Chinesisch und trinke unter der Woche nicht (und schon gar nicht Vormittags). Ich kenne Chinesen, die nicht meine Untergebenen sind (z.B. meine Chefs) und habe auch grossen Respekt vor vielen von ihnen. Andrerseits bin ich in der Freizeit fast nur mit Westlern unterwegs, freue mich sehr wenn ich mal Aufmerksamkeit kriege, die nicht darauf gründet, dass ich Locken hab und zeige Leuten, die frisch hierherkommen gerne meine ausgetreten Pfade und erkläre dem Rest der Welt (auch über diesen Blog) wie China funktioniert... Na ja, nochmal ein Jahr sollte ich wohl ohne bleibende Schäden überstehen können und ohne hier in jedem zweiten Satz Gopfertamminonemal zu schreiben), nachher müsst Ihr mich dann holen kommen...

Freitag, 28. November 2008

Schnell!

Vor langer, langer Zeit hab ich mal über mein Softwareprojekt, Partialwellenanlyse auf Grafikkarten geschrieben. Nun, unterdessen hab ich zusammen mit einem anderen Postdoc und einem Doktoranden das ganze in richtig schöne Software verwandelt und in letzter Zeit nochmals etwas getunt. Heute hab ich mal wieder nachgemessen, und tatsächlich sind wir bis zu 160 Mal schneller als die Software, die dazu früher benutzt wurde (auf dem selben PC wohlverstanden...). Toll nicht? Und der Physiker glaubt ja nichts ohne Plot, der soll hier drum auch nicht fehlen...

Die gelbe Linie zeigt die Zeit, die das alte Program für verschieden grosse Datensamples brauchte, blau das selbe für die vorletzte Version meines Codes und rot schliesslich die Messungen von heute. Hübsch, nicht (vor allem, wenn man beachtet, dass die vertikale Achse logarithmisch ist)?

Donnerstag, 27. November 2008

Lotos - Klo

Nach einem Jahr in meiner Höhle hier, hab ich nochmals einen Versuch unternommen, meine Wohnung etwas aufzuhübschen. Inspiriert dazu wurde ich auch von einem frisch zugezogenen Franzosen, der sich hier gleich für sechs Jahre verpflichtet hat und beim ersten Anblick seiner Wohnung, nun ja, etwas schockiert war. Nun, so ganz ohne Teppich und eigen Möbel und eigene Bilder errinert das ganze schon eher an die Verhörzimmer in Actionfilmen, aber dem kann man ja abhelfen. Hab ich dem Franzosen auch gesagt, und ihm ein paar Tips gegeben, wo man so Sachen auflesen könnte. Bei mir hab ich unterdessen noch ein paar mehr Photos rahmen lassen und aufgehängt, habe jetzt eine lotusgerahmte Klotür - nobel, was?





Montag, 24. November 2008

Mehr Mauer

Jetzt hab auch ich meine Jiankou-Photos aussortiert und hochgeladen, hier eine Auswahl, und wie immer das komplette Set hier (inkl. Bilder vom letzten Mal mit Matthias).

Jiankou Great Wall (by niklausberger)

Jiankou Great Wall

Jiankou Great Wall

Jiankou Great Wall (by niklausberger)

Mauer - andersrum

Von den zu Hause gebliebenen kriege ich ziemlich oft zu hören "Deine Photos sind ja schön, aber Du bist nie drauf" - das liegt irgendwie in der Natur der Sache, weil ich die Photos ja mache. Mit der Spiegelreflex ist es ja auch schwierig, durch den Sucher zu kucken und sich selbst im Bild zu haben. Der Trick ist natürlich, einen photographierenden, flickernden Kollegen dabei zu haben und sich gelegentlich ins Bild zu schieben. Samstag waren wir auf der grossen Mauer in Jiankou, die da doch ziemlich wild ist. Und Jonas war mit dabei und hat auch schnell geflickert. Gleichzeitig hat Jonas auch die Bilder von unserer gemeinsamen Jinshanling-Simatai Mauerwanderung hochgeladen. All das und mehr gibts hier.

A little bit steep (by Jonas in China)

Very steep (by Jonas in China)

Great Wall scenery (by Jonas in China)

(Photos von Jonas Merian)

Mittwoch, 19. November 2008

Buchempfehlung

Für all diejenigen, die noch nicht wissen, was sie ihren Liebsten zu Weihnachten schenken wollen, hier ein Tip für einen Ratgeber, der einem wirklich weiter helfen kann. Man lese insbesondere die "Customer Reviews" unten auf der Seite.

Montag, 17. November 2008

So ein Kohl

Wenn man "Old China Hands", also all diejenigen, die vor Dengs Tour durch den Süden schon mal in Beijing waren, zuhört, so kommt das Gespräch ziemlich bald auf den Kohl. In der nicht so guten alten Zeit wurde im Herbst so ziemlich alles was Räder hatte irgendwie organisiert, um auch den letzten Winkel der Stadt mit Kohl vollzustapeln. Kohl war billig und nicht rationiert. Dieser bildete dann die Grundlage der Ernährung im Winter; es gibt ensprechend eine reiche Tradition von Gerichten aus leicht bis schwer vergorenem Kohl.
Heutzutage ist alles ein bisschen anders, Kohl ist ein ziemlich unbeliebtes Nahrungsmittel, weil man sich ja jetzt was anderes leisten kann. Aber immer noch kommt im Herbst der Kohllaster ins Institut - und die Leute kaufen mehr, als in einen Kühlschrank reinpasst.

Cabbage (by niklausberger)


Cabbage (by niklausberger)

Cabbage (by niklausberger)

Cabbage (by niklausberger)

Sonntag, 16. November 2008

Nachtleben

Lieben wir sie nicht alle, die tollen Ausgehmagazine, wo all die Leute an Parties, bei denen wir nicht waren, abgelichtet sind und so tun, als hätte man was verpasst? Mach ich jetzt auch mal, verweise auf einen Schwedischen Blog und füge an, dass es in der Tat ein tolles Wochenende war - wir tun nicht nur so...

Donnerstag, 13. November 2008

Nobel

Heute hatten wir ein ausgedehntes Seminar mit gleich zwei Nobelpreisträgern, die sich die Klinke in die Hand gaben. David Gross erhielt 2004 den Nobelpreis für die Entdeckung der asymptotischen Freiheit (besprech ich vielleicht ein andermal) 1973. Martinus Veltman erhielt den Preis 1999 für seine Arbeiten zur Renormierung von Quantenfeldtheorien (darüber werd ich nie schreiben) und der Vorhersage der Masse des Top Quarks, ebenfalls in den 70er Jahren. Für den Rest des Textes gibts Fussnoten für Nichtphysiker(1).

Die beiden Vorträge hätten unterschiedlicher nicht sein können; Gross hatte eine von diesen schicken Mac-Präsentationen, fasste kurz die grossen Erfolge der Teilchenphysik zusammen motivierte dann Supersymmetrie(2) und Stringtheorie(3) (beides wirkte aber auf keinen Fall so zwingend, wie es hätte sein können) um schliesslich eine rosige Zukunft mit vielen Entdeckungen am LHC in Genf und einem tiefen Verständnis der Stringtheorie vorherzusagen. Der einzige kritische Abschnitt war zur Landscape(4) und dem Antrophischen Prinzip(5). Etwas gewagt war auch die Behauptung, dass die String-Theorie das Paradox löst, dass in schwarzen Löchern Information verschwindet (was nach der Quantenmechanik nicht geschehen dürfte) - wie genau das gehen soll hab ich noch nicht verstanden (wenn jemand unter meinen Lesern so schlau ist, soll er Bescheid sagen).

Veltman kam mit einer etwas lieblosen Powerpoint-Präsentation an, um erstmal viel Bekanntes und Anekdotisches aus der Frühzeit der Teilchenphysik zu erzählen, wobei er den Schwerpunkt auf Leute legte, die den Nobelpreis verdient hätten, aber nicht erhielten. Dabei liess er gleich mehrmals fallen, was er von Stringtheorie hält, nämlich gar nicht ("das ist Parapsychologie"). Dann sprang er ziemlich unvermittelt dazu über, einen Rundumschlag ungeheuern Ausmasses gegen die Astrophysiker ganz allgemein zu führen - da sie auch überhaupt nichts dahinter. Dann zeigte er ein vom Hubble-Teleskop aufgenommenes Bild einer Region wo die Astrophysiker Sternentstehung vermuten ("Pillars of Creation") und behauptete, die Astrophysiker würden behaupten, man sähe oben zwei kollidierende Galaxien und unten ein schwarzes Loch. Das sähe man eben gerade nicht. Da hat er recht - es hat es so aber auch niemand behauptet. Dunkle Materie(6) und dunkle Energie(7) seien Erfindungen der Astrophysiker ("they have to make a living and have a good phantasy"). Das war alles etwas gar starker Tobak. Dann meinte er noch, so in fünf, zehn Jahren werde Energie so teuer sein, dass niemand mehr einen neuen Beschleuniger bauen wolle (da könnte er leider recht haben) und wir würden nun mit dem LHC das Ende der Teilchenphysik erleben (das glaub ich eher weniger - man wird Mittel und Wege finden, immer wieder was neues zu lernen).

Alles in allem ein unterhaltsamer, aber nicht besonders tief gehender Vormittag. Für viele der Chinesen muss es wohl ein bisschen ein Schock gewesen sein; hier, wo man sich so gerne auf Autoritäten beruft, wiedersprechen sich zwei der grossen Autoritäten auf unserem Feld diametral - innerhalb des selben Vormittags. Ein durchaus heilsamer Schock, der uns allen lehrt, dass auch Nobelpreisträger irren können. (Und um ganz ehrlich zu sein, dass diese mit dem Alter nicht schlauer, sondern sturer werden: Beide haben in Ihren Vorträgen die Fakten mindestens ein bisschen ins eigene Weltbild zurechtgebogen und anderen Ansichten entweder komplett verschwiegen (Gross) bzw. ohne wissenschaftliche Begründung verworfen (Veltman)). Was bei beiden leider gefehlt hat (und was ich bei Vorträgen von anderen "Grössen" auf meinem Gebiet immer anregend fand), war eine neue Art, ein bekanntes Problem zu betrachten oder eine der grossen offenen Fragen zu stellen
  1. Naturgemäss kann ich kaum tief ins Detail gehen...
  2. Supersymmetrie ist eine Erweiterung unseres Modells von den Elementarteilchen, dass elegant eine Reihe theoretischer Probleme löst, dafür aber die Anzahl der Elementarteilchen verdoppelt - zu jedem bekannten Teilchen gibts einen Superpartner. Diese Superpartner hat noch nie jemand gesehen, sie könnten jedoch beim LHC auftauchen.
  3. Die Stringtheorie beschreibt Teilchen als Schwingungen einer extrem kleinen "Saite", eine Strings. Stringtheorie ist mathematisch elegant und hat den Vorzug, dass die Schwerkraft ganz natürlich vorkommt (was überhaupt nicht selbstverständlich ist). Allerdings ist sie auch nach 40 Jahren mehr oder weniger intensiver Forschung sehr schlecht verstanden, es können damit kaum Vorhersagen für durchführbare Experimente gemacht werden; drum wird von vielen Leuten bestritten, dass es sich dabei noch um Phyisk handelt.
  4. Der aktuelle Stand der Forschung deutet an, dass die Stringtheorie unendlich viele (oder zumindest extrem viele) Lösungen hat, die alle unterschiedliche Naturgesetzte vorhersagen - eine ganze Landschaft von möglichen Universen.
  5. Das Anthropische Prinzip soll das Problem in (4) lösen, in dem gesagt wird, dass unser Universum halbwegs intelligentes Leben hervorgebracht hat, es uns also nicht erstaunen sollte, das wir aus den vielen möglichen Lösungen ausgerechnet eine sehen, wo die Naturgesetzte für intelligentes Leben förderlich sind. Für mich hat das immer so etwas zirkuläres... Und offensichtlich ermöglicht es keine Vorhersagen.
  6. Dunkle Materie wurde schon in den 30er Jahren von Fritz Zwicky (einer der ganz grossen Glarner) vorgeschlagen, weil mit der Gravitation sichtbaren Materie alleine die Bewegung von Sternen nicht erklärt werden kann. Unterdessen wurden viele weitere unterschiedliche Hinweise darauf gefunden, dass wir nur etwa 20% der totalen Materie im Universum sehen können. Was wir nicht wissen, ist woraus die dunkle Materie besteht.
  7. Seit kurzen hat man auch sehr starke Hinweise darauf, dass das Universum nicht nur expandiert, sondern die Expansion auch noch beschleunigt. Diese Beschleunigung wird von der "dunklen Energie" getrieben. Das ist auch schon fast alles, was man zur dunklen Energie mit einiger Gewissheit sagen kann. Der starwarsige Name machts auch nicht besser...

Mittwoch, 12. November 2008

Verbotene Stadt

Als Matthias zu Besuch war, war ich nach langem (2003 zum letzten Mal) wieder in der verbotenen Stadt. Da wurde aufwendigst restauriert und rekonstruiert und so auf den ersten Blick erkennt man kaum, wie alt die Anlage eigentlich ist. Schön ist es trotzdem (was natürlich viele andere auch finden, man ist nicht einsam...). Drum hier ein paar Photos, viel mehr gibts hier.

Forbidden City (by niklausberger)

Forbidden City

Forbidden City (by niklausberger)

Crane (by niklausberger)

Montag, 10. November 2008

Aufklärung: Woher kommen eigentlich die Kleinlaster?

Viele von meinen Lesern stellen sich vielleicht auch insgeheim die Frage, woher denn Kleinlaster kommen. Und vor allem wie sie zum Lastwagenfahrer kommen. Der Schwerverkehr ist mit vielen Tabus behaftet und in der Öffentlichkeit wird kaum darüber gesprochen, und wenn, dann im Zusammenhang mit Ulrich Giezendanner. Das muss nicht so sein. Der Chinanik-Blog geht mutig voran und betreibt in Wort und Bild Aufklärung (und das alles ohne Führerschein). Hier wird gezeigt, dass nicht der Storch die Kleinlaster bringt, sondern dass dahinter ganz normale Prozesse des motorisierten Verkehrs stehen.
Falls Du, lieber Leser, auch sehen willst, woher die Kleinlaster kommen dann klicke hier.

Winter!

Am Freitag hat nach dem alten chinesischen Mondkalender der Winter angefangen. Und entgegen unserem 21. Dezember scheint da auch was dran zu sein - es wurde schlagartig kalt. Die Heizung läuft zwar schon, aber erst ein bisschen (so das das Haus nicht einfriert...), so richtig warm wills noch nicht werden. Es reicht aber schon, dass sich die Rohre ein bisschen ausdehnen, was zu einem steten Gipsregen aus den Deckendurchführungen führt - kein vollwertiger Ersatz für einen Winter mit richtig viel Schnee, aber ein Anfang...

Grosses Kino

Kurz vor und kurz nach meiner Europareise hatte ich meine ersten Kinoerfahrungen hier in China, wobei beide wohl nicht so besonders Chinatypisch waren, weshalb das hier wohl auch gleich in eine Filmkritik abgleiten wird. Nun, der erste Film war ein chinesischer (mit Englischen Untertiteln) namens "Night Train" (夜车) und wurde im Yu gong Yishan (einem Konzertlokal) so als halb private Vorführung gezeigt (der Film ist für chinesische Kinos nicht zugelassen). Der zweite Film war dann Englisch mit Chinesischen Untertiteln und wurde im grossen Saal von Megabox, dem neuen Multiplex im Sanlitun Village gezeigt. (Und ja, es war der neue Bond).
Nun zu Night Train; wie Jonas so treffend bemerkte: "Chinesische Filme sind entweder Kung-Fu-Filme oder depressiv". Night Train enthält kein Kung Fu. Die Geschichte handelt von einer einsamen Gerichtsangestellten (die gelegentlich auch Hinrichtungen vornehmen muss) und einem einsamen Stahlarbeiter (dessen Frau hingerichtet wurde), die über eine Partnervermittlung zueinander finden; im Lauf des Filmes finden beide heraus, dass sich ihre Geschichten auch in der Hinrichtung schon gekreuzt haben. Also kein leichter Stoff, dem belastenden Thema Todesstrafe aber durchaus angemessen. Handwerklich ist der Film hervorragend gemacht; die Schwerindustriestadt im Chinesischen Hinterland bietet einen depressiven Hintergrund für eine traurige Geschichte. Lange Sequenzen bleierner Stille wechseln ab mit wenigen Gefühlsausbrüchen, alles hervorragend gespielt. Manchmal wird allerdings auch etwas dick aufgetragen, werden etwas gar viele Symbole ins Bild geschoben (zum Beispiel in der Szene mit dem Pferd kurz vor Schluss). Anschliessend an den Film gabs ein Interview mit der Hauptdarstellerin (leider ohne Untertitel...), die sich überraschenderweise als Befürworterin der Todesstrafe outete.
Der neue Bond hat inhaltlich nicht viel mit Night Train gemein - entgegen anderslautenden Behauptungen wird das erschiessen von Leuten nicht gross reflektiert. Die übliche hanebüchene Bondstory geht in der Action komplett unter, was kein Verlust ist. Vermisst hingegen habe ich die faulen Sprüche, Q und die obligate Schlussszene. Wer daran genau Schuld ist, ist schwer zu beurteilen und auch nicht so wichtig. Was mich trotz allem für den Film einnimmt ist die Ästhetik sowohl der Actionszenen als auch der restlichen Sequenzen. Hier blitzt die Meisterschaft Marc Forster's auf. Und hier liegt auch die Gemeinsamkeit mit Night Train: Keine Einstellung ist zufällig, was das Filmhandwerk angeht, sind Perfektionisten am Werk. Ich kann drum beide Filme empfehlen (als ob das jemanden interessieren würde...) - nur schon als Folge von schönen Einzelbildern; bei Night Train lohnt sichs auch inhaltlich.

Freitag, 7. November 2008

Rollstuhlrugby

Hab ich eigentlich schon mal gesagt, dass die Paralympics noch besser waren als die Olympische Spiele? Und dass der Behindertensport viel zu wenig Aufmerksamkeit in der Presse kriegt? Hab ich. Mehrmals sogar. Gerade jetzt jedoch, wo keine Paralympics sind (aber Edith Hunkeler den New York Marathon gewinnt), möchte ich die Gelegenheit ergerifen, nochmals etwas Werbung zu machen (ganz ohne Eigeninteresse, nur um meine Flickr-Besucherzahlen zu steigern). Etwas vom besten, was ich während der Paralympics zu sehen bekam, war das Rollstuhl-Rugby. Wie im normalen Rugby geht es darum, den Ball ans Ende des gegnerischen Feldes zu tragen und fast alles ist erlaubt dabei. Anders als beim normalen Rugby müssen die Teilnehmer aber an Armen und Beinen behindert sein (drum die Rollstühle). Das ganze spielt sich 4 gegen 4 auf einem Basketballfeld ab. Wen die Regeln oder die Geschichte besonders interessieren, kann sich bei Wikipedia schlau machen. Zum Zuschauen ist das ganze super spannend und liefert auch das eine oder andere gute Photomotiv. Mehr Bilder in der Diashow.

Canada warming up (by niklausberger)

USA-UK (by niklausberger)

Australia-Canada (by niklausberger)

Australia-Canada (by niklausberger)

Mittwoch, 5. November 2008

Der Unterschied zwischen 300 und 600

Ich hatte in den letzten Wochen mal wieder Gelegenheit, als Flugzeugtester herhalten zu müssen. Da ich ja über München reisen durfte, war Lufthansa gesetzt. Auf dem Hinflug trafs mich auf einen voll besetzten A340-600, zurück wars dann ein A340-300. Der 600er ist das zur Zeit längste Verkehrsflugzeug, und um das voll auszunutzen, sind die Toiletten und auch ein Teil der Küchen im Keller, oben erstreckt sich eine beinahe endlose Economy-Class. In diesem neuen Flieger gibts Entertainment am Platz, was mir erlaubte, Indiana Jones gelegentlich zu pausieren (wäre nicht nötig gewesen, man verpasst nicht viel...), was aber auch bedeutet, dass unter dem Sitz noch etwas Elektronik steckt. Das, zusammen mit dem verkleinerten Sitzabstand(!) und den schmalen Sitzen macht nicht so Spass. Ich passe nur rein, wenn die Tasche im Vordersitz komplett leer ist, sonst stehe ich mit den Knien an - wohin also mit der Lektüre während dem Essen? Wenigstens hatten wir einen mitfühlenden Kapitän: "Machen Sie es sich bequem, soweit das in einer ausgebuchten Maschine möglich ist".
Auf dem Rückflug trafs mich auf einen "alten" 300er, da gibts Film von der Decke (hab ich verpennt) und ein paar cm mehr, gerade genug für Knie und ein Buch - habe "On Chesil Beach" komplett gelesen und einige Stunden geschlafen. Wie bringt man Lufthansa dazu, nur den alten Flieger zu brauchen?
Nächstes mal ist SAS dran, mal sehen wie viel Knie da rein passt.

Das war jetzt lange...

Nun, das grosse Schweigen hat ein Ende. In letzter Zeit war es hier etwas ruhiger (na ja, immerhin haben die Springbrunnen vor sich hin geplätschert), weil zuerst Matthias zu Besuch war und ich wegen so wichtigen Dingen wie 200m Stoff kaufen und Hasenköpfe essen beschäfigt war. Dann war ich in München und hatte neben einem spannenden Workshop zu Physik und Methoden in der Hadronspektroskopie auch noch gelegenheit, die süssen und sehr unterschiedlichen Zwillinge zu besuchen. Von München aus liegt ja die Schweiz ziemlich nahe (ganz besonders mit dem Flug nach Belp - bester Flughafen der Welt). Drum gabs auch noch ein Seminar in Zürich und ein paar Tage zu Hause, wo sich das Berner Oberland zusammen mit dem Wetter alle Mühe gab, zu beweisen, dass es im Herbst und im Winter schön ist da. Mehr zu dem, was vorher war (Datong, die grosse Mauer bei Jiankou etc.) später... (Blogspot scheint mal wieder gesperrt zu sein hier, aber davon lasse ich mich natürlich nicht abhalten.)

Early Winter - Jungfrau (by niklausberger)

Autumn (by niklausberger)