Samstag, 28. Juni 2008

Residence Permit

Gute Neuigkeiten: Ich habe einen Residence Permit und darf ein weiteres Jahr im schönen China bleiben und den Rest der Welt mit Blogposts beglücken. Nun, mit den olympischen Spielen am Horizont (am Horizont? Überall!), haben mich viele gewarnt, dass das nicht so einfach sein würde. In der Tat hat China seine Visumspolitik angezogen und ist jetzt etwa ähnlich streng wie z.B. die Schweiz gegenüber Chinesen. Man kann hier zum Beispiel hier nicht mehr mit einem Touristenvisum arbeiten (war mit "Englischlehrern" häufig der Fall) und Studenten, die fertig studiert haben, werden nach Hause geschickt.

Nun, ich habe ja einen guten Grund hier zu sein (die Partialwellen), bin aber nun bald direkt hier angestellt, komme also mit einem Businessvisum nicht mehr aus, sondern brauche eine Arbeitsbewilligung und einen Residence Permit. Hier am Institut bin ich so ziemlich der erste solche Fall (auch wenn das niememand zugeben mochte). Deshalb, und weil in die ganze Geschichte doch einige Stolperdrähte eingebaut sind, wurde das dann doch noch zum Abenteuer und ich war zwischendurch kurz davor, irgendwo hinzuziehen wo ich mich willkommener fühle...
Nun, beginnen wir mit der Arbeitsbewilligung, dem Foreign Experts Certificate, dass von der State Administration of Foreign Experts Affairs, People's Republic of China ausgestellt wird. Nun, hier musste ich nicht besonders viel dazutun, dass Dokument wurde vom Institut organisiert. Allerdings musste ich dafür einen Gesundheitscheck über mich ergehen lassen. Dafür bin ich eines Morgens mit einem Kollegen als Übersetzer in ein nahegelegenes Spital (das Tsinghua University Yu Quan Hospital, eine durchaus rennomierte Institution) spaziert, hab mir Blut abnehmen lassen, wurde vermessen, abgeklopft und -getastet, sehgetestet, der Blutdruck wurde gemessen und die Lunge wurde geröngt. Dabei war ich nicht allein, das Spital hat eine eigene Abteilung für Gesundheitschecks, wo man mit einem Handzettel von Arzt zu Arzt geht. So werden wohl 50-100 Leute pro Stunde gecheckt. Gekostet hat das ganze 90 Yuan (15 Franken) - in der Schweiz kostet Blut abnehmen doppelt so viel...
Einige Zeit später hatte ich dann sowohl das Resultat des Gesundheitschecks als auch das Experts Certificate in den Händen. Bin jetzt als zertifiziert Gesund und Experte.

Das Dokument hat weiter hinten auch Tabellen, wo ich mir meine Löhne eintragen kann, um dann Renminbi in Fremdwährung tauschen zu dürfen (sonst darf man das nur mit Beträgen, die man vorher in die andere Richtung getauscht hat).

So weit, so gut. Meine Kollegen waren dann auch so nett mir die zweisprachigen Anweisungen für das Beantragen des Residence Permits und die entsprechenden Formulare von der chinesischen Webseite der Exit and Entry Administration of the Beijing Municipal Public Security Bureau herunterzuladen und auszudrucken (auf der englischen Homepage findet sich nur ein Grusswort des Chefs der Behörde...). Die benötigten Dokumente sind der Pass, das Experts Certificate, ein Gesundheitstest, die ausgefüllten Formulare, zwei Passphotos mit hellblauem Hintergrund, ein Brief des Arbeitgebers und meine Anmeldebescheinigung (und "all the documents should be copied in advance for the visa apllication"). Also alles kopiert, auch die schönen Briefe mit den roten Stempeln (einer vom Institu, einer von der Akademie der Wissenschaften).

So weit, so gut. Ich hab mir noch auf der Karte rausgesucht, wo das entsprechende Verwaltungsgebäude ist und bin dann mit meinem Kollegen zusammen losgefahren. Als ich aus der U-Bahn aussteigen wollte, war der etwas überrascht und nach einer kurzen Diskussion stellte sich heraus, dass auf dem zweisprachigen Zettel auch zwei Adressen drauf sind. Die richtige, im Norden Beijings auf chinesisch und eine im Süden (ausgerechnet beim Gebäude der Geheimpolizei) auf englisch. Ein Schelm, wer dabei Absicht vermutet...

Nun, mit Hilfe meines Kollegen fanden wir das Gebäude dann auch ziemlich schnell (in der chinesischen Version steht auch, wo man da durch muss...). Da drin fand sich eine ziemlich lange Schlange, der Kollege war dann mal weg und ich eine halbe Stunde später auch dran. Der Beamte erklärte mir, dass irgendwas gar nicht in Ordnung sei, was verstand ich leider nicht, so rief ich meinen Kollegen an und liess ihn das vom Beamten erklären. Es stellte sich heraus, dass ich das falsche Gesundheitszertifikat hatte und die Formulare mit dem falschen Stift ausgefüllt. Da gab es nämlich einen nicht unwesentlichen Unterschied zwischen den heruntergeladenen Formularen, und denjenigen die vor Ort auflagen (man beachte auch, dass die chinesischen Versionen identisch sind)...

Wir war ich dann irgendwie ein bisschen sauer. Hatte dann aber einen netten Abend mit Aurichs und da war alles auch schon ein bisschen besser. Wie auch immer, mein Kollege hat dann rausgesucht, wo und wann man den richtigen Gesundheitstest machen kann. Ein Spital irgendwo in der Nähe vom Visumsbüro. Und man braucht drei Passbilder (mit hellblaum Hintergrund). Ich liess mir also erst mal Passbilder machen (gleich 16 Stück, man weiss ja nicht, was da noch so auf einem zukommt). Photoautomaten gibts hier nicht, man geht in ein Photogeschäft, lässt sich ablichten, nachher wird das Bild retuschiert (je nach Wunsch ein hell- oder dunkelblauer Hintergrund eingesetzt, Pickel entfernt etc.) und ausgedruckt.

Am nächsten Tag sind wir zu besagtem Spital gefahren (man behalte im Kopf, dass das vom Institut aus jedesmal eine gute Stunde ist, diesmal auch noch ohne vorher was Essen oder Kaffee trinken zu dürfen). Im Spital haben wir dann auch gleich die Abteilung für die Gesundheitschecks gefunden (wieder ein separates Gebäude, noch grösser als beim letzten Mal, wohl mehrere hundert Checks die Stunde). Eine freundliche, Englisch sprechende Ärztin erklärte uns dann aber, dass hier nur "normale" Checks durchgeführt würden und für die Ein- und Ausreisetests ein separates Gebäude existieren würde. Das haben wir nach einigem Suchen auch gefunden. Nochmals grösser, nochmals mehr Durchsatz (auch alle Chinesen, die ins Ausland reisen, müssen sich hier checken lassen). Der Test hier umfasste wieder Blut abnehmen, Blutdruck, ein EKG (mit Ausdruck zum nach Hause nehmen), Grösse und Gewicht sowie das obligate Lungenröntgen. Kosten tats 600 Yuan (100 Franken), was immer noch günstig ist, aber 6 mal teurer als die einheimische Variante (da das aber wohl fast alle mit dem Arbeitgeber verrechnen können, gibts eine Quittung über 1000 Yuan). Der Test für die Chinesen, die ins Ausland reisen, ist übrigens deutlich umfangreicher, inkl. Urinproben und vielem mehr. Wenn Du, lieber Leser also einmal einem chinesichen Touristen begegnest, sei getrost, er ist gesund. Und wehe, irgendwer liest Hepatitis auf oder wird übergewichtig, spätestens ein halbes Jahr später fällt er beim Gesundheitstest durch. Und ich denke, das ist hier gar nicht lustig.

Drei Tage später konnte ich meine Resultate abholen (ich hatte wieder bestanden, kriegte diesmal aber gleich zwei Atteste, die mit zwei von meinen Passphotos versehen waren - das dritte hatte für den Laufzettel hinhalten müssen). Ich bin dann gleich weiter zur Visumsbehörde. Diesmal war die Schlange kürzer, ich hatte alles dabei, sogar die obligaten Kopien. Am Schluss durfte ich dann noch vom von der Beamtin unterschriebenen Formular eine weitere Kopie anfertigen lassen und das wars dann. Gestern hab ich versucht, das ganze abzuholen, kam aber fünf Minuten zu spät (U-Bahn, Bankautomat...). Heute hats dann geklappt. Im Vergleich zu dem ganzen Aufwand sieht das Resultat irgendwie etwas schäbig aus...

Jetzt muss ich nur noch mit dem Residence Permit zu meiner lokalen Polizeistation (die wohl für mich alleine eine Ausländerabteilung betreibt) um mir eine neue Residence Registration zu holen, und dann ist wieder für ein Jahr Ruhe...

Freitag, 27. Juni 2008

Segeln in China

Die Olympischen Spiele rücken unaufhaltsam näher; während die Sportstätten alle fertig und getestet sin, stellt sich bei vielem anderen die Frage, ob es noch rechtzeitig fertig wird; eigentlich darf ja nur noch drei Tage lang gebaut werden...
Einige Sportarten finden ja auch ausserhalb Beijings statt, nämlich Fussball (weil das bei der Olympiade sowieso niemand interessiert), Reiten (in Hong Kong, weil China selbst sich nicht gewohnt ist, Pferde in Quarantäne zu nehmen - interessant übrigens, dass man eine 15 Millionen Stadt komplett umbauen, aber keine Quarantänestation für ein paar Pferde aufstellen kann) und Segeln (in Qingdao, es ist etwas trocken hier in Beijing).
Qingdao hat nun bei den Seglern nicht den besten Ruf, es soll da etwas wenig Wind haben. Und jetzt, wo es mit dem Training vor Ort langsam ernst wird, gibts auch noch ein paar Algen... Dafür ist das Bier aus Qingdao weltbekannt, damit ist es dann auch nicht so traurig, auf Wind zu warten.

SegelnQingdao

Und wenns doch schief geht?

Falls das alles doch nicht stimmt, und der LHC doch bösartige schwarze Löcher produziert, möchte man auch wissen, was zu tun ist. Die Kollegen waren aktiv und haben schon mal Safety Instructions erstellt.

Donnerstag, 26. Juni 2008

Miniatur-Wunderland II

Wie das so geht war ich mit meinen ersten tilt-shift Versuchen noch nicht ganz zufrieden und hab nochmals ein paar alte Bilder umgenudelt. Chinesisches gibts nicht so viel, weil ich hier sehr selten irgenwas von oben mit Weitwinkel geknipst hab. Drum also erst mal Rest der Welt in klein...

Mini Milos (by niklausberger)

Mini Stanford (by niklausberger)

Mini San Francisco (by niklausberger)

Mini Marseilles (by niklausberger)

Mini Marseilles (by niklausberger)

Mini Marseilles (by niklausberger)

Montag, 23. Juni 2008

Miniatur-Wunderland

Habe eben eine Technik kennegelernt, Photos zu verfremden. Das ganze nennt sich tilt shift und kann entweder mit einem teuren Objektiv, wo man eine Linse tatsächlich kippen und schieben kann oder natürlich mit Photoshop gemacht werden. Ganz auf dem Niveau der Könner auf Flickr bin ich noch nicht, aber schaut selber...

Mini Greece (by niklausberger)

Mini Hong Kong Taxis (by niklausberger)

Mini Seasons Place (by niklausberger)

Laoshan und Shijingshan Vergnügungspark

Trotz 37°C hab ich mir gestern nicht nur den Friedhof und die Fahrschule, sondern auch noch das Olympiche Velostadion (über den Zaun weg) und den Shijingshan Amusement Park (über die fünfte Ringstrasse hinweg) angeschaut. Der Smog war da schon ziemlich übel, drum die Novemberatmosphäre...

Laoshan Velodrome Art (by niklausberger)
Kunst am Bau

Laoshan Velodrome (by niklausberger)
Das Velostadion - da kann man dann Smoggeschützt im Kreis rumfahren

Shijingshan Amusement Park (by niklausberger)
Shijingshan Amusement Park - Ähnlichkeiten mit real existierenden Theme Parks sind rein zufällig. Aus der Ferne sieht es so aus, als ob der Park für die olympischen Spiele zu ist. Dann soll man ja im Kreis rum Velofahren und sich ganz sicher nicht vergnügen....

Fahrschule

Irgend in einem Führer hatte ich mal gelesen, dass Beijing für Fahrschüler zu gefährlich ist. Geübt wird drum auf eigens gebauten Übungsstrassen (so ähnlich wie das Velotraining, dass wir in der Primarschule in der Eishalle in Matten hatten (im Sommer, ohne Eis)). Aus irgendwelchen Gründen hatte ich immer angenommen, dass das Übungsgelände im Norden Beijings liegt. Nun, dem ist nicht so. Es liegt im schönen Shijingshan, keine 20 Minuten von mir zu Hause weg und hat so grossartige Features wie Kreisel mit nur zwei Zufahrtsstrassen und Ampeln mitten im garnichts. Gelegentlich kommt ein ein Fahrschüler im Schritttempo vorbeigefahren. Nach 60 Stunden da rumfahren darf man dann auf die richtige Strasse, und dort den aufgestauten Frust an den Fussgängern auslassen...

Beijing Driving School (by niklausberger)

Beijing Driving School (by niklausberger)

Beijing Driving School (by niklausberger)

Sonntag, 22. Juni 2008

Babaoshan

Heute hab ich es endlich geschafft, den Revolutionsfriedhof gleich nebenan zu besuchen (die machen so früh zu). Im allgemeinen kein grosser Fan kommunistischer Ehrenmale und Architektur war ich positiv überrascht von der friedlichen, würdevollen Atmosphäre (ok, die ätherische Musik aus als Steinen getarnten Lautsprechern müsste nicht sein, aber es ist ja China). Nachdem ich eine Weile alleine zwischen den Gräbern rumspaziert bin, wurde ich von einem Herrn von der Friedhofsverwaltung freundlich drauf hingewiesen, dass man nicht photographieren solle. Er hat mir dafür noch einiges gezeigt und ein bisschen mit mir über Friedhöfe in der Schweiz und China diskutiert (ich war ausnahmsweise mal positiv von meinem Chinesisch überrascht, es war zwar nicht sehr tiefsinnig, aber immerhin hab ich mitbekommen, worum es ging). Früher gabs noch Erdbestattungen, doch irgendwann ging der Platz aus und nun gibt es Urnenbegräbnisse, scheinbar etwa um die selbe Zeit wurde von weissem Marmor auf schwarzen Granit gewechselt. Je nach Rang erhält man ein kleineres oder grösseres, ein genormtes oder individuelles Grabmal; oft gibt es auf der Rückseite des Grabsteins historische Details. Mann und Frau werden immer zusammen beigesetzt.
Da auch mal wieder Smog war und die Kamera noch die Einstellungen von den letzten Nachtphotos drin hatte, musste ich etwas Photoshoppen, sieht jetzt alles aus, wie mit einer 100 Yuan Digikamera geschossen. Die obligate Slideshow gibts hier. Ich werde in den nächsten Tagen noch herauszufinden versuchen, um wen es sich bei den Chinesen so handelt.

Babaoshan Revolutinoray Cemetry (by niklausberger)

Babaoshan Revolutinoray Cemetry (by niklausberger)

Babaoshan Revolutionary Cemetry (by niklausberger)

Babaoshan Revolutionary Cemetry (by niklausberger)

Babaoshan Revolutionary Cemetry - Louise Strong (by niklausberger)
Anna Louise Strong, "Amerikanische Schriftstellerin und Freundin des Chinesischen Volkes" (in der chinesischen Version umgekehrte Reihenfolge)

Babaoshan Revolutionary Cemetry - Ma Haide (by niklausberger)
Dr. Ma Haide (geboren George Hatem), Amerikanisch-Libanesicher Arzt, ging mit Edgar Snow nach Yan'an und blieb als Arzt und Gesundheitspolitiker in China.


Babaoshan Revolutinoray Cemetry (by niklausberger)

Beihai Concerto

Es ist heiss in Beijing. Sehr heiss (heute hab ich irgendwo was von 37° C gelesen). Das hat den Vorteil, dass man Abends lange draussen sitzen kann (so lange, dass man sich nachher noch Euro-Spiele anschauen kann, um fünf wirds dann wieder hell). Und den Nachtteil, dass meine Wanderlust etwas gebremst ist. Gestern hab ichs gerade mal einmal durch den Beihai Park geschafft. Da war ich auch nicht der einzige, der Schatten gesucht hat und es gab drum auch wieder ziemlich viele Bilder. Besonders berührt hat mich eine Jam-Session mit traditionellen chinesischen Instrumenten. Einige ältere Herren hatten sich da zusammengefunden, um zusammen zu Rauchen, übers nächste Stück zu diskutieren und gelegentlich auch zu musizieren. Das Publikum rauchte und diskutierte fleissig mit und gab mit den vielen Fächern dem Ganzen eine boheme Atmosphäre. Eine Slideshow mit dem Konzert, Blumen, Wasserkalligraphie und vielem mehr gibts hier.

Door to Beihai (by niklausberger)

Water Calligraphy (by niklausberger)

Beihai Portrait

Water Lily Leafs (by niklausberger)

Beihai Concert (by niklausberger)

Beihai Concert (by niklausberger)

Beihai Concert (by niklausberger)

Beihai Concert

Beihai Concert (by niklausberger)

It's not the end of the world as we know it

Da ich aus meiner Besucherstatistik entnehmen kann, dass nach wie vor viele Leser diesen Blog besuchen, um herauszufinden, ob die Erde noch eine Weile da ist (und man z.B. Bordeaux einlagern soll), oder innert 50 Monaten von einem schwarzen Loch, das wir Teilchenphysiker erzeugt haben, aufgefressen wird. Wie eigentlich alle, die auch nur am Rande etwas von der Materie verstehen, war mir klar, dass der neue Beschleuniger beim CERN, der Large Hadron Collider, völlig sicher ist was schwarze Löcher und Stranglets angeht (ob da nicht noch jemanden ein Bleiziegel auf den Fuss fallen kann, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen). Da nun aber eine Klage vor dem District Court of Hawaii läuft und die Leute an Couchepin, die UNESCO, den Papst und den Stern geschrieben haben, sind am CERN noch ein zweites Mal Leute zusammengesessen und haben alles im Detail durchgerechnet und dann von unabhängigen Experten überprüfen lassen. Der Bericht (bzw. die deutsche Zusammenfassung, sie auch für Laien ganz gut lesbar ist) findet sich hier: Sicherheit am LHC. Links zu den ausführlichen Berichten, Originalrabeiten und zu längeren Diskussionen zum Thema haben Sabine Hossenfelder und Stefan Scherer auf Ihrem Blog Backreaction gepostet.
Wenn jemand mit dem Wein-Einlagern also noch zugewartet hat, gibts jetzt keine Gründe mehr (ausser dass der 2007er Bordeaux ein grauenhafter Jahrgang sein soll). Der '07er Great Wall ist übrigend die selbe Pfütze wie jedes Jahr...

Donnerstag, 19. Juni 2008

Kultur und Rumsaufen und Kultur des Rumsaufens?

Nun bin ich ja schon eine ganze Weile in Beijing (und habe schon wieder einen Blogeintrag mit "nun" begonnen). In meinen frühen Posts habe ich des öfteren die geringe Durchmischung von Chinesen und Laowais beklagt. Das hat sich in letzter Zeit nicht geändert; nur bin ich irgendwie Teil (Opfer mag ich nicht sagen) dieses Apardheitsystems geworden.
Aber zu erst ist mal auf der positiven Seite zu vermerken, dass die Jungs, mit denen ich zusammen arbeite, richtig gut drauf sind. Wir haben uns unterdessen genug aneinander gewohnt, dass wir uns problemlos verstehen (was auch bei gleicher Muttersprache nicht selbstverständlich ist), sinnvoll diskutieren können und niemand Angst hat, mich was zu Fragen oder auf einen Fehler meinerseits hinzuweisen. Das war aber auch ein halbes Jahr Arbeit...
Andrerseits ist mein Abend- und Wochenendprogramm (ausser dem Chinesischunterricht) doch ziemlich "westlich" ausgerichtet. Und bei vielen anderen ist es noch schlimmer - während an meiner Geburtstagsfeier immerhin drei Chinesen (na ja, einer ist Malaysia-Chinese) teilgenommen haben, tauchen an den üblichen Parties kaum Einheimische auf. Überhaubt kommen die meisten Beziehungen zwischen Westlern und Chinesen entweder vom Arbeitsplatz her oder sind Ehen (wobei es sich fast immer um chinesische Frau und westlichen Mann handelt). "Normale" Freundschaften sind selten. Dies wirft einen Haufen Fragen auf (wie kommen die Ehen zu Stande - alles Sekretärinnen? Sind wir zu verschieden? Ist irgendwer rassistisch? Ist man zu faul?). An allem ist ein bisschen was dran, aber darauf möchte ich nicht im Detail eingehen, sondern etwas über die vielbeschworenen Kulturunterschiede sagen.
Der cultural divide besteht wohl aus zwei verbundenen Gräben; einerseits - und das ist mir erst hier klar geworden - spielt der kulturelle Hintergrund, die Bildung eine doch ziemlich grosse Rolle und andrerseits ist das Ausgehverhalten der Chinesen mit dem unseren nur beschränkt kompatibel. Die Idee, mit Freunden was Essen zu gehen und nachher in die eine oder andere Bar was trinken zu gehen, ist bei den Chinesen nicht so verbreitet; es ist schon mal fast unvorstellbar, dass man die Rechnung fürs Essen aufteilt - und damit muss der Chinese, der so was anreisst, es auch alles bezahlen. Gerade für Doktoranden liegt so was eigentlich nicht drin. Dann gibt es auch die unschöne Angewohnheit, die Tafel nach dem letzten Bissen sofort aufzuheben, so ein bisschen Zusammensitzen ist selten. Und um gross Einladungen zu Hause zu veranstalten, sind die Chinesen oft nicht ausgerüstet (von den Achterschlägen der Doktoranden ganz zu schweigen). Trinken um des Genusses willen ist hier auch nicht so verbreitet (bei dem Schnaps kann man das auch niemandem verübeln), meistens läuft es auf ein Wetttrinken heraus. Das kling jetzt alles ziemlich negativ, sollte es aber nicht. Ich wäre der Letzte, die
chinesische Esskultur herabzuwürdigen. Nur sind viele Dinge so angelegt, dass man da als Aussenstehender sehr, sehr schwer reinkommt. Natürlich kann man die Chinesen von Zeit zu Zeit einladen, aber zu oft geht auch das nicht, weil dann kommen sie unter Druck, irgendwie gleichzuziehen.
Das ist also das Eine - und andrerseits wird einem erst, wenn das plötzlich nicht mehr selbstverständlich ist bewusst, wie riesig unser Rucksack aus Abendländischer Kultur eigentlich ist. Damit meine ich nicht, dass wir alle Homer, Shakespeare, Schiller und le Carré gelesen haben; aber wir haben eine Vorstellung von Odysseus, der Achillesverse, Romeo und Julia; können uns zu Sein und Nichtsein fragen, wissen, dass die Axt im Haus den Zimmermann erspart, der Starke am mächtigsten allein ist und dass Spione aus der Kälte kommen können. Wir haben nicht alle sämtliche Folgen von A-Team, Baywatch oder Monty Phytons Flying Circus gesehen, lieben es aber, wenn ein Plan funktioniert, bevorzugen einteilige, rote Badeanzüge und denken, dass Eric ein guter Name für einen Haustier-Heilbutt ist (ok, der ist jetzt etwas obskur). Grimms Märchen kennt eh jeder. All dies und vieles mehr, erlaubt es uns im Gespräch unzählige Abkürzungen mit Hilfe von Verweisen auf beidseitig Bekanntes zu nehmen. Wenn man hingegen immer den langen Weg nehmen muss (und dafür oft den Faden des Gesprächspartners bei seinen Abkürzungen verliert), ist auch ein durchaus nicht tiefsinniges Gespräch deutlich weniger ergiebig. Hoffnung gibt hier die Populärkultur (inkl. Sport) der letzten Jahre, die so globalisiert ist, dass sie alle Grenzen überbrückt; um so richtig tief zu sitzen braucht auch das aber wohl noch ein bisschen Zeit; das Wembley-Tor hat nun mal einen höheren metaphorischen Wert als das 0:0 von Frankreich und Rumänien.
Zusammenfassend, pauschalisierend und vereinfachend kann man also sagen, dass sich Hoch- und Populärkultur irgendwie auf uns alle abfärben und unsere Gesprächskultur (und wohl auch Trinkkultur) prägen. Und gerade wenn man vor allem auf der Suche ist nach Leuten, um ein bisschen zu quatschen, was zu trinken und einfach eine gute Zeit zu haben, so geht das irgendwie besser wenn man einiges gemeinsam hat; mit den Laowais ist das bei mir mehr als ich so dachte, bei den Chinesen ist es vor allem das gerne Tanzen, aber das ist ja schon mal ein guter Anfang.

Gerade weil es manchmal etwas harzt (meine Visumsgeschichte kommt wohl nächste Woche an dieser Stelle), lohnt es sich, längere Zeit in der Fremde zu verbleiben. Die Gelegenheiten, wo man das Gefühl hat, sein Gegenüber aus der Kentniss seiner Kultur heraus zu verstehen, sind so manches wert.

Montag, 16. Juni 2008

Viel los

Nun, wie Dir, lieber Leser vielleicht auch schon aufgefallen ist, hab ich in letzter Zeit nicht sehr eifrig gebloggt. Nun, wenn Dich das Deiner Lieblingsbeschäftigung beraubt, dann kann ich nur sagen "get a life!". So langsam hab ich hier nämlich eins beisammen; unterdessen scheint hier eigentlich jedes Wochenende irgendwer Geburtstag zu haben (ein Beispiel, wo ich den Parparazzo gemacht habe gibts hier). Und ich soll (und will) Chinesisch lernen und meine Wohnung gelegentlich abstauben. Dann möchte ich natürlich ein paar mehr von Beijings 60000 Restaurants kennenlernen. Und Fusball kucken. Ach ja, Arbeit gibts ja auch noch; meine zwei Mitarbeiter sind unterdessen so weit, dass sie schneller Fehler in meinem Code finden, als dass ich sie fixen kann. Meine nächste Reise bin auch am organisieren. Und ein neues Visum (das braucht am meisten Zeit von allem, aber die ganze Geschichte gibts, wenn ich das Visum hab...).
Nun ja, alles in allem kann man also sagen, dass es mir zur Zeit eher besser geht als meinem Blog; was mich nicht extrem belastet. Und damit hab ich auch schon wieder einen Eintrag beisammen.

Dienstag, 10. Juni 2008

Altlasten

Ich habe noch ein paar photographische Altlasten von vor meiner Europatournee abzutragen. In den Tagen vor meiner Abreise war ich nämlich mal wieder auf dem Dongjiao-Markt und hab mit einer neu nach Beijing gezogenen Bekannten Papierkörbe und Besteck gekauft und auch ein paar Photos geschossen. Hier wie immer die Flickr-Slideshow.

Dongjiao Market (by niklausberger)

Dongjiao Market

Etwas für mich war dann auch noch dabei; die beiden Schilder hatten es mir angetan und können unterdessen in Unterseen besichtigt werden. Und eine "Republic of Suriname" Tasse kann man nun wirklich immer gebrauchen.

Dongjiao Market

Zwei Tage später kam ich zufällig vorbei, als beim neuen Sanlitun Shopping Center der Bauzaun weggeflext wurde. Im Abendlicht gab das ganz nette Bilder (mehr bei Flickr).

San Li Tun Fence Removal (by niklausberger)

San Li Tun Fence Removal (by niklausberger)

Was da dann reinkommen soll, wenn es mal fertig ist (das Entfernen des Zaunes täuscht nicht wirklich über das Fehlen jeglichen Innenausbaus hinweg), beginnt sich auch schon abzuzeichnen..
San Li Tun Fence Removal (by niklausberger)

Montag, 9. Juni 2008

Nacht-EURO

Nun, ein langes Wochenende (Drachenbootfest, drum war Montag auch mit dabei) geht zu Ende und es gäbe vieles zu erzählen, von meiner ersten richtigen BES III-Schicht (noch immer ohne Strahl), von einer kurzen Wanderung bei Bruthitze, diversen Sushi und Sashimi, aber es soll nicht sein, denn die frühen Morgenstunden gehören zur Zeit der Euro - mindestens das frühere Spiel, das hier von Mitternacht bis kurz vor zwei dauert, kann man sich anschauen. Für technisch interessierte geht das mit Zattoo und VPN für die Schweizer IP. Das schlägt einerseits aufs Bloggen und andrerseits auf den Schlaf. Zum Fusball selbst fühl ich mich nicht berufen, gross was zu sagen, ausser vielleicht dass die "Aussenseiter" bisher ganz gut spielen, wenn auch mit etwas wenig Erfolg. Luk gibt auf seinem Blog einen schönen Blick auf die Schweizer Nati. Dem möchte ich eigentlich nur hinzufügen, dass es mit so vielen jungen Spielern an der Zeit währe, auch den Nationalkommentator auszuwechseln. Andrerseits redet sich keiner so konsequent um Kopf und Kragen wie Beni Turnheer - und was ist schon Fussball ohne grauenhaften Kommentar?

Donnerstag, 5. Juni 2008

Währenddessen anderswo

Ich war ja unterdessen ein wenig unterwegs in Europa und hab ein bisschen Werbung gemacht für BES (und vielleicht auch für mich). Daraus ein paar quere Bemerkungen:

  • Fliegen ist immer noch nicht schön. Mit der grossen Kamera und dem Laptop darf ich auf jedem Flughafen mein Handgepäck umpacken. Dabei kam raus, dass eine Wasserflasche offenbar als grössere Gefahr angesehen wird als ein Laser (ist bei den Flüssigbombern in England eigentlich maljemand angeklagt worden oder ist das Ganze nur ein Trick der Getränkeautomatenbereitsteller in Flughäfen?). KLM hat tatsächlich den grössseren Sitzabstand als Lufthansa. Ist ganz nett, wenn auch der Nachbarsitz frei ist (Hinflug), und hilft auch nicht viel, wenn der besetzt ist (Rückflug).
  • Europa ist anders. Mitten im touristischen Brüssel sieht man Folienraucher und Spayereien, sowas gäbs hier nicht. Dafür gibts Gartenwirtschaften, man kann in EU-Gebäude reinlaufen und vieles mehr, zum Beispiel auch gegen den LHC sein, weil irgendwer mal irgendwas behauptet hat (siehe auch die sich langsam totlaufende Diskussion auf diesem Blog).
  • Europa ist schön. Ich habe wie immer fleissig Bilder geschossen - besonders gefallen haben mir die Alpenblumen auf der Lombachalp.

Meeting auf 汉语

Ich bin nun also wieder in Beijing, und fand bei meiner Rückkehr auch jede Menge Mails in meinem Posteingang vor. Darunter auch eins mit meinem Namen drin, der Rest alles in Chinesisch. Sowas lasse ich normalerweise durch den Online Übersetzer, das Resultat soll dem geneigten Leser natürlich nicht vorenthalten werden...

Inputs about December, 2007 the post-doctorate and is applying for the notice which the inputting personnel first time inspects

In order to guarantee post-doctorate the quality of the work, enhances the post-doctorate scientific researcher's science to deliver, according to "High energy Post-doctorate Supervisory work Stipulation Executive regulation" the stipulation, the post-doctorate manages the leading group since to decide 12 has entered the station the post-doctorate to 2007 and the personnel who applies for inputting is carrying on the unification inspection. Because the application population quite are many, this inspection for first inspection.

Plus Ort und Zeit sowie eine Liste der Teilnehmer (inklusie dem Hinweis "Ausländer" nach meinem Namen). War mir doch etwas zu schwammig, habe drum unter Hinweis auf meine schwachen Chinesischkentnisse nachgefragt, worum es denn gehe, und was ich vorbereiten solle. Antwort (auf English!): please on time take part in the assess

Ich hätte mich also auf den Standpunkt stellen können, von nichts zu wissen und da einfach reinsitzen können. Ich wollte aber nicht negativ auffallen, drum habe ich auch noch meine Chefin gefragt. Die meinte erstmal, ich müsse da gar nicht hin, hat dann ein bisschen rumtelephoniert und mich dann gebeten, meinen üblichen Statusreport abzugeben.

Ich gehe also in das Meeting, wo ich persönlich, aber auf chinesisch begrüsst werde. Zum Glück ist mein Nachbar auch da und übersetzt ab und an. Von ihm erfahre ich auch, dass ich auch noch über meine Doktorarbeit erzählen sollte (man entnehme das bitte aus dem obigen Geschreibe...). Hab ich nicht dabei, kann ich aber nach meinem Vortrag noch mündlich machen. Danach gehts weiter mit einem Vortrag in Chinesisch, aber Englischen Folien. Danach nur noch Chinesisch. Beim zweiten solchen Vortrag hab ich dann beschlossen wieder arbeiten zu gehen. mal sehen, was das für mein assess bedeutet.