Samstag, 28. Juni 2008

Residence Permit

Gute Neuigkeiten: Ich habe einen Residence Permit und darf ein weiteres Jahr im schönen China bleiben und den Rest der Welt mit Blogposts beglücken. Nun, mit den olympischen Spielen am Horizont (am Horizont? Überall!), haben mich viele gewarnt, dass das nicht so einfach sein würde. In der Tat hat China seine Visumspolitik angezogen und ist jetzt etwa ähnlich streng wie z.B. die Schweiz gegenüber Chinesen. Man kann hier zum Beispiel hier nicht mehr mit einem Touristenvisum arbeiten (war mit "Englischlehrern" häufig der Fall) und Studenten, die fertig studiert haben, werden nach Hause geschickt.

Nun, ich habe ja einen guten Grund hier zu sein (die Partialwellen), bin aber nun bald direkt hier angestellt, komme also mit einem Businessvisum nicht mehr aus, sondern brauche eine Arbeitsbewilligung und einen Residence Permit. Hier am Institut bin ich so ziemlich der erste solche Fall (auch wenn das niememand zugeben mochte). Deshalb, und weil in die ganze Geschichte doch einige Stolperdrähte eingebaut sind, wurde das dann doch noch zum Abenteuer und ich war zwischendurch kurz davor, irgendwo hinzuziehen wo ich mich willkommener fühle...
Nun, beginnen wir mit der Arbeitsbewilligung, dem Foreign Experts Certificate, dass von der State Administration of Foreign Experts Affairs, People's Republic of China ausgestellt wird. Nun, hier musste ich nicht besonders viel dazutun, dass Dokument wurde vom Institut organisiert. Allerdings musste ich dafür einen Gesundheitscheck über mich ergehen lassen. Dafür bin ich eines Morgens mit einem Kollegen als Übersetzer in ein nahegelegenes Spital (das Tsinghua University Yu Quan Hospital, eine durchaus rennomierte Institution) spaziert, hab mir Blut abnehmen lassen, wurde vermessen, abgeklopft und -getastet, sehgetestet, der Blutdruck wurde gemessen und die Lunge wurde geröngt. Dabei war ich nicht allein, das Spital hat eine eigene Abteilung für Gesundheitschecks, wo man mit einem Handzettel von Arzt zu Arzt geht. So werden wohl 50-100 Leute pro Stunde gecheckt. Gekostet hat das ganze 90 Yuan (15 Franken) - in der Schweiz kostet Blut abnehmen doppelt so viel...
Einige Zeit später hatte ich dann sowohl das Resultat des Gesundheitschecks als auch das Experts Certificate in den Händen. Bin jetzt als zertifiziert Gesund und Experte.

Das Dokument hat weiter hinten auch Tabellen, wo ich mir meine Löhne eintragen kann, um dann Renminbi in Fremdwährung tauschen zu dürfen (sonst darf man das nur mit Beträgen, die man vorher in die andere Richtung getauscht hat).

So weit, so gut. Meine Kollegen waren dann auch so nett mir die zweisprachigen Anweisungen für das Beantragen des Residence Permits und die entsprechenden Formulare von der chinesischen Webseite der Exit and Entry Administration of the Beijing Municipal Public Security Bureau herunterzuladen und auszudrucken (auf der englischen Homepage findet sich nur ein Grusswort des Chefs der Behörde...). Die benötigten Dokumente sind der Pass, das Experts Certificate, ein Gesundheitstest, die ausgefüllten Formulare, zwei Passphotos mit hellblauem Hintergrund, ein Brief des Arbeitgebers und meine Anmeldebescheinigung (und "all the documents should be copied in advance for the visa apllication"). Also alles kopiert, auch die schönen Briefe mit den roten Stempeln (einer vom Institu, einer von der Akademie der Wissenschaften).

So weit, so gut. Ich hab mir noch auf der Karte rausgesucht, wo das entsprechende Verwaltungsgebäude ist und bin dann mit meinem Kollegen zusammen losgefahren. Als ich aus der U-Bahn aussteigen wollte, war der etwas überrascht und nach einer kurzen Diskussion stellte sich heraus, dass auf dem zweisprachigen Zettel auch zwei Adressen drauf sind. Die richtige, im Norden Beijings auf chinesisch und eine im Süden (ausgerechnet beim Gebäude der Geheimpolizei) auf englisch. Ein Schelm, wer dabei Absicht vermutet...

Nun, mit Hilfe meines Kollegen fanden wir das Gebäude dann auch ziemlich schnell (in der chinesischen Version steht auch, wo man da durch muss...). Da drin fand sich eine ziemlich lange Schlange, der Kollege war dann mal weg und ich eine halbe Stunde später auch dran. Der Beamte erklärte mir, dass irgendwas gar nicht in Ordnung sei, was verstand ich leider nicht, so rief ich meinen Kollegen an und liess ihn das vom Beamten erklären. Es stellte sich heraus, dass ich das falsche Gesundheitszertifikat hatte und die Formulare mit dem falschen Stift ausgefüllt. Da gab es nämlich einen nicht unwesentlichen Unterschied zwischen den heruntergeladenen Formularen, und denjenigen die vor Ort auflagen (man beachte auch, dass die chinesischen Versionen identisch sind)...

Wir war ich dann irgendwie ein bisschen sauer. Hatte dann aber einen netten Abend mit Aurichs und da war alles auch schon ein bisschen besser. Wie auch immer, mein Kollege hat dann rausgesucht, wo und wann man den richtigen Gesundheitstest machen kann. Ein Spital irgendwo in der Nähe vom Visumsbüro. Und man braucht drei Passbilder (mit hellblaum Hintergrund). Ich liess mir also erst mal Passbilder machen (gleich 16 Stück, man weiss ja nicht, was da noch so auf einem zukommt). Photoautomaten gibts hier nicht, man geht in ein Photogeschäft, lässt sich ablichten, nachher wird das Bild retuschiert (je nach Wunsch ein hell- oder dunkelblauer Hintergrund eingesetzt, Pickel entfernt etc.) und ausgedruckt.

Am nächsten Tag sind wir zu besagtem Spital gefahren (man behalte im Kopf, dass das vom Institut aus jedesmal eine gute Stunde ist, diesmal auch noch ohne vorher was Essen oder Kaffee trinken zu dürfen). Im Spital haben wir dann auch gleich die Abteilung für die Gesundheitschecks gefunden (wieder ein separates Gebäude, noch grösser als beim letzten Mal, wohl mehrere hundert Checks die Stunde). Eine freundliche, Englisch sprechende Ärztin erklärte uns dann aber, dass hier nur "normale" Checks durchgeführt würden und für die Ein- und Ausreisetests ein separates Gebäude existieren würde. Das haben wir nach einigem Suchen auch gefunden. Nochmals grösser, nochmals mehr Durchsatz (auch alle Chinesen, die ins Ausland reisen, müssen sich hier checken lassen). Der Test hier umfasste wieder Blut abnehmen, Blutdruck, ein EKG (mit Ausdruck zum nach Hause nehmen), Grösse und Gewicht sowie das obligate Lungenröntgen. Kosten tats 600 Yuan (100 Franken), was immer noch günstig ist, aber 6 mal teurer als die einheimische Variante (da das aber wohl fast alle mit dem Arbeitgeber verrechnen können, gibts eine Quittung über 1000 Yuan). Der Test für die Chinesen, die ins Ausland reisen, ist übrigens deutlich umfangreicher, inkl. Urinproben und vielem mehr. Wenn Du, lieber Leser also einmal einem chinesichen Touristen begegnest, sei getrost, er ist gesund. Und wehe, irgendwer liest Hepatitis auf oder wird übergewichtig, spätestens ein halbes Jahr später fällt er beim Gesundheitstest durch. Und ich denke, das ist hier gar nicht lustig.

Drei Tage später konnte ich meine Resultate abholen (ich hatte wieder bestanden, kriegte diesmal aber gleich zwei Atteste, die mit zwei von meinen Passphotos versehen waren - das dritte hatte für den Laufzettel hinhalten müssen). Ich bin dann gleich weiter zur Visumsbehörde. Diesmal war die Schlange kürzer, ich hatte alles dabei, sogar die obligaten Kopien. Am Schluss durfte ich dann noch vom von der Beamtin unterschriebenen Formular eine weitere Kopie anfertigen lassen und das wars dann. Gestern hab ich versucht, das ganze abzuholen, kam aber fünf Minuten zu spät (U-Bahn, Bankautomat...). Heute hats dann geklappt. Im Vergleich zu dem ganzen Aufwand sieht das Resultat irgendwie etwas schäbig aus...

Jetzt muss ich nur noch mit dem Residence Permit zu meiner lokalen Polizeistation (die wohl für mich alleine eine Ausländerabteilung betreibt) um mir eine neue Residence Registration zu holen, und dann ist wieder für ein Jahr Ruhe...

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