Freitag, 21. September 2007

Bürokratie...

Nach langem hin und her habe ich es nun geschafft, die Sekretärin zu überzeugen, dass ich mich doch noch bei der Polizei anmelden sollte. Heute morgen war es dann so weit; der Chinese namens Li (als Kenner der chinesischen Sprache) und ich machten uns mit einem Fahrer in einem Institutsauto auf den Weg. Nach kurzer Zeit wurden wir vor einem Polizeiposten ausgeladen. Dieser stellte sich jedoch nach kurzer Nachfrage als der falsche heraus und wir nahmen ein Taxi zum nächsten Posten, den der Taxifahrer erst im dritten Anlauf fand. Da kamen wir auch sofort dran und die Bürokratie nahm ihren Lauf. Mein Pass wurde eingescannt (man ist modern) und kopiert (man traut dem modernen Zeug nicht wirklich), meine Adresse registriert und mühsam in Formulare eingefüllt (wieso haben diese westlichen Namen nur soviele Zeichen?). Ich kam nach längerer Rücksprache mit irgendwem am Telephon (man versteht ja nicht so viel) dann mit einem Verweis für meine späte Anmeldung (sollte innert 24h erfolgen) davon. Und bin jetzt für 180 Tage registriert, dann darf ich da wieder vorbeigehen. Dann sind wir mit dem Bus zurückgefahren, war deutlich schmerzloser (d.h. leerer) als ich erwartet hatte und die haben sogar englische Haltestellenansagen. Weil ich gerade noch so im bürokratischen Swing war, bin ich dann (unterdessen wars 11) noch zur Bank of China, etwas mehr Renminbi abholen. Da muss man (wie in der Schweiz bei der Post) so einen Zettel ziehen und wird dann irgendwann aufgerufen. Hab ich gemacht, mein Zettel sagte mir, dass ich 37 Leute vor mir habe. Ich hab mir das ganze so eine Viertelstunde lang angeschaut (manchmal ein Schalter offen, manchmal zwei). Auf die Bank zu gehen scheint hier so eine Art Event zu sein; mindestens der Ehepartner und die beste Freundin müssen mit, am besten auch noch das Kind. Und dann setzt man sich da vor den Schalter und erledigt Bankgeschäfte unbekannter Natur und sonder Zahl. Das ganze beinhaltet den Austausch einer grossen Menge von Karten, Heften, Zetteln, Coupons die alle gestempelt werden wollen, das Eingeben von PIN-Codes (mindestens 3 mal pro Kunde) und auch den Austausch von Bargeld, meistens in beide (???) Richtungen. Die Schalterbeamten haben das Geld übrigens in Koffern hinter sich stehen. Jedesmal wenn sie mit der grossen Zentrale telephonieren (mindestens einmal pro Kunde) oder etwas kopieren gehen (ebenso), wird der Koffer ab- und nachher wieder aufgeschlossen.
Nach einer Viertelstunde ging ich mal was essen. Dann sass ich nochmals eine Stunde in der Bank (ist so wie ein Wartesaal) und hab über neuronale Netze gelesen. Um halb zwei war ich dann endlich dran, hab meinen Pass und eine grössere Menge Schweizer Franken abgegeben und auf chinesich (das kann ich!) gesagt ich möchte die wechseln. Die Schalterbeamtin konnte Englisch, drum gings dann nicht auf Chinesisch weiter. Auch hier wieder wurde eine grosse Menge Formulare ausgefüllt und gestempelt, jede einzelne meiner Noten eingehend betrachtet und dann geschah mal eine Weile nichts und dann erhielt ich mein (chinesisches) Geld. Die eigentliche Transaktion hat ja auch "nur" 20 Minuten gedauert...
Bürokratiemässig hat sich hier in den letzten 10 Jahren nicht sehr viel getan; während sonst alles viel schneller, grösser und bunter geworden ist, wird immer noch ein unglaublicher Papierkrieg mit vielen roten Stempeln produziert, wofür weiss keiner so genau.

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