Mittwoch, 20. August 2008

Es wär so schön gewesen...

Seit ich am Samstag Abend nach dem 100 m Final aus dem Vogelnest rausspaziert bin, wollte ich über den olympichschen Geist, "Mitmachen ist wichtiger als Gewinnen" und die ganzen Fehler des moderen Leistungssports (und des modernen Leistungssportzuschauers) bloggen. Als Beispiel boten sich ganz von selbst die Entscheidungen von Samstag Abend an - 100 m der Männer und Kugelstossen der Frauen als in vielerlei Hinsicht abschreckende Beispiele und der Siebenkampf der Frauen als positives, aber völlig ignoriertes Beispiel. Nun, ich wurde eben eines Besseren belehrt. Aber gehen wir das geplante Argument erstmal duch - einerseits ist es schön durch Bilder illustrierbar und andrerseits kann man vielleicht doch noch was lernen; und sei es nur, sich nicht vom Schein trügen zu lassen.
Nun, der Abend begann mit dem Speerwerfen der Siebenkämpferinnen; das fand eigentlich nur wegen der interessanten Methode, die Speere zu den Werferinnen zurück zu bringen Beachtung.

Javelin Remote Retrieval (by niklausberger)

Javelin Remote Retrieval (by niklausberger)

Auch ich hab da beim Speerwerfen nicht so genau hingeschaut; von über 600 Photos an dem Abend gibt es genau 2 vom Speerwerfen...

Heptatlon Javelin Throw (by niklausberger)

Ganz anders natürlich der 100 m - Lauf: Die beiden Halbfinals waren schon äusserst spektakulär (was die Zeiten angeht - ob jemand jetzt 9.84 oder 10.7 läuft, kann man ja von Auge kaum beurteilen...).

Mens 100m Semifinal 1 (by niklausberger)

Mens 100m Semifinal 1 (by niklausberger)

Mens 100m Semifinal 1 (by niklausberger)

1. Halbfinal - 3 Läufer unter 10s (bei leichtem Gegenwind) 10.01 als Qualifikationszeit...

Men's 100m Semifinal 2 (by niklausberger)

Men's 100m Semifinal 2 (by niklausberger)

2. Halbfinal -wieder 3 Läufer unter 10 s, 10.03 als Qualifikationszeit. Die Leistungsdichte ist ungeheur hoch; dies Jungs können nicht nur unter 10 s laufen, sie können es "auf Abruf" in einem Vorlauf, im Bewusstsein, dass sie sich 2 Stunden später nochmals steigern müssen. Übrigens ist schon bei den letzten 16 kein Weisser mehr dabei, dafür interessanterweise ein Japaner. Zwischen Halbfinal und Final fanden sowohl die 800 m Läufe der Siebenkämpferinnen als auch der Final der Frauen im Kugelstossen statt. Der Unterschied könnte kaum grösser sein; auf der einen Seite die Siebenkämpferinnen, die - na ja - wie sportliche junge Frauen aussehen und andrerseits die Kugelstosserinnen, die (sag ich jetzt nicht öffentlich).

Womens Shot Put - Contestans (by niklausberger)

(Das Bild von den Siebenkämpferinnen kommt gleich). Bei den Kugelstosserinnen gewann Valerie Vili aus Neuseeland - kein Blick für die Gegnerinnen, mit denen man immerhin den ganzen Abend rumgessen ist, sondern eine kurze fast-Schlägerei mit zwei Offiziellen von wegen Fahne und dann weg zur Ehrenrunde.

Valerie Vili - Shoy Put Gold Medaillist (by niklausberger)

Im Gegnsatz dazu die Siebenkämpferinnen, die nach dem 800 m Lauf gemeinsam feierten, und sich auch beim (nicht sehr tollen) Publikum bedankten...

Heptatlon Women (by niklausberger)

Heptatlon Women (by niklausberger)

Und dann der 100 m Final mit Weltrekord - schon eindrücklich, wenn einer auf den letzten 20 m noch bremsen kann...

Mens 100m Final - Start (by niklausberger)

Mens 100m Final - Results (by niklausberger)

Usain Bolt - 100m Gold Medal (by niklausberger)

Und dann gibts nur noch einen, den Sieger. Der zweite, immerhin auch unter 9.90 gelaufen, irrt verloren mit seiner Trinidad-Fahne durchs Stadion.

Second... (by niklausberger)

So weit so gut. Alles wie wir es schon immer gelesen und gewusst haben: Das sensationslüsterne Publikum, die Gladiatoren, die nur um sich selbst und den Sieg wissen - Zweiter werden ist verlieren. Drum werden mit legalen und illegalen Mitteln die Körper ohne Rücksicht auf Verluste aufs Rennen oder Werfen einer Stahlkugel optimiert. Alles irgendwie deprimierend (aber auch spannend, aufregend, interessant). Im Gegnsatz dazu die Siebenkämpferinnnen, viel näher am Ideal des sportlichen jungen Menschen, mit vielseitiger Begabung und vor allem auch guter Stimmung unter den Athleten - so wie man es sich erhofft (wenn auch wegen der Punktewertung nicht ganz so spannend).

Unterdessen hat Usain Bolt auch über 200 m mit Weltrekord gewonnen. Und Ludmilla Blonska, zweite bei den Siebenkämpferinnen, wurde positiv auf ein anaboles Steroid getestet. So viel zur heilen Welt.
(Und wenn schon die, denen man am ehesten zutraut, sauber zu sein, es nicht sind...)

1 Kommentar:

  1. das nennt sich in der bio co-evolution, ein ständiges aufrüsten und nachrüsten. führende doping nationen sind halt den zu entwickelnden nachweismethoden immer ein bisschen voraus - hängen bleibt, wer noch alte methoden benutzt oder blöd ist. und wenn man dann das eingefrorene blut einige jahre später nochmals mit den neuen methoden anschaut, dan kommt das grosse medallien zurückgeben (so wie zb die gesammelte us-sprinterflotte, jones, montgomery, gattlen uvm). aber doping wohl ist eben so alt wie die wettkämpfe selbst. die guten alten griechen in athen haben sicher auch schon zeugs gespickt vor dem wettkampf.
    gute bilder, nik, congrats, immer eine freude.
    cheers
    L.

    AntwortenLöschen