Freitag, 20. Februar 2009

Keynes und die Kommunisten

Die Grundzüge des Keynsianismus sind ebenso einfach wie einleuchtend: In einer Rezession oder Depression geben die Privaten zu wenig Geld aus, um die Wirtschaft auszulasten, also muss der Staat einspringen und (auf Pump) Geld ausgeben; selbstverständlich soll das Geld in der Hochkonjunktur dann wieder eingespart werden. Um wirkungsvoll zu sein, muss das Geld so früh wie möglich in der Rezession ausgegeben werden und da investiert werden, wo es möglichst viel Bruttosozialprodukt generiert.
In westlichen Demokratien hat der Keynsianisums mit vielen Problemen zu kämpfen, so vielen, dass die Wirksamkeit schon fast in Frage zu stellen ist; anders hier in China - hier müsste es meiner Meinung nach eigentlich funktionieren. Hier ein paar Gründe, weshalb ich zu diesem Schluss kommen, und für die Chinesische Wirtschaft halbwegs optimistisch bin:
  • Im Westen sind in der Rezession die Linken (in Kontinentaleuropa: alle) Keynsianer, in der Hochkonjunktur die Rechten (in Kontinentaleuropa: niemand). In der Rezession werden Schulden gemacht, die in der Hochkonjunktur nicht abgebaut werden. China andererseits hat aus der vorhergehenden Hochkonjunktur massive Reserven, die jetzt angezapft werden. Auch machen hier jedes Jahr mehr oder weniger die gleichen Jungs das Budget; man kann Probleme nicht auf die Vorgängerregierung oder die Nachfolger abwälzen.
  • Die Chinesen können heute beschliessen, Geld auszugeben, am nächsten Dienstag sind 20'000 Mann am Schaufeln. Bis in Europa eine Ausschreibung durch ist, ist auch schon der übernächste Konjunkturzyklus. Oder auch die massiven Investitionen in die Wissenschaft in den USA (an sich toll); bis die auf die Wirtschaft durchschlagen, ist die Rezession hoffentlich vorbei. Die Chinesen haben ihr grosses Konjunkturpaket im Herbst 2008 beschlossen; die USA, Deutschland und die Schweiz, wo die Zeit zur Umsetzung viel länger ist, erst jetzt oder sind noch dran...
  • In China gibt es sinnvolle Infrastrukturprojekte mit potentiell enormen Multiplikatoren: Eine Millionstadt an Autobahn oder Zug anzuschliessen beschäftigt nicht nur die Bauarbeiter, sondern eröffnet auch für die Million Einwohner neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Schulhäuser sanieren (Deutschland) oder existierende Strassen frisch teeren (USA) mag durchaus angebracht sein, bringt aber an indirektem Aufschwung deutlich weniger.
  • Und schliesslich: Chinas Wirtschaft muss wachsen, um mit dem Wachstum der Arbeitsbevölkerung mitzuhalten und all den Armen auf dem Land die Aussicht auf ein besseres Leben zu geben. Im Westen werden wir uns, wie ich auch schon mal geschrieben hab, an etwas weniger Wachstum gewöhnen müssen.
Etwas anderes Thema: Bei Freakonomics hab ich gelesen, dass ausser in den 20er Jahren und seit den 80ern Banker normalerweise nicht mehr verdienten als andere; dass in diesen beiden Perioden die Banker zu kreativ wurden und die Regulierungsbehörden die richtig guten Leute nicht mehr bezahlen konnten; die grosse Depression und was wir jetzt haben als Folgen. Auch hier steht China gut da; Bankenjobs kommen ziemlich weit unten auf der Beliebtheitsliste...

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