Dienstag, 18. Dezember 2007

Pause

Nachdem ich nun vier Monate quasi ununterbrochen gebloggt habe (die Schwielen an meinen Zeigefingern sind meine Zeugen), ist es nun Zeit für eine Pause. Ich werde morgen ins Land der Rösti zurückkehren, versuchen über die Festtage mein Kampfgewicht etwas zu steigern, das neue Jahr in einem nichtkommunistischen Teil Chinas begrüssen und dann mal wieder in Beijing aufschlagen. Das neue Jahr bringt dann auch gleich das Kollaborationstreffen von BES III; weitergeblogt wird drum wohl erst so gegen Mitte Januar. Ich hoffe, lieber Leser, Du findest bis dann irgend etwas andere um Dich zu beschäftigen, ansonsten gibt es noch einen kniffligen Wettbewerb und alle alten Artikel zum nachlesen...

Nun erstmal 圣诞快乐!

Endkappen zum Zweiten

War heute noch ein letztes Mal in der Halle bevor es nach Hause geht. Die eine Enkappe ist wieder ausgebaut, Kabel müssen nochmals verschoben werden. Aber weil die Taschen so toll sind, hier nochmal ein paar Endkappenbilder mit Kabletaschen.

Und hier noch die Endkappe vom IP aus gesehen, gut sichtbar die schwarz eingepackten Szintillatorpanels des ToF Systems - von H1 her weiss ich, dass man gerade solche Sachen unbedingt photographieren muss, bevor sie eingebaut werden; es könnte ja sein, dass jemand die Pläne verliert (in a crate left standing in the rain for a year, wie man das in England ausdrückt).

Die Trackerelektronik ist unterdessen vollständig verkabelt:

Und hab ich eigentlich schon gesagt, dass wir ein ganz nobles Experiment sind? Wir haben Laminat-Parkett auf unseren Gerüsten...

Sonntag, 16. Dezember 2007

Wettbewerb - Hühnerherzen zu gewinnen

Da ich und dieser Blog sich bald in die Weihnachtsferien verabschieden, hier noch einmal einen Wettbewerb (Bednkzeit bis Mitte Januar); es gilt die folgende Textaufgabe zu lösen (Text im Kasten). Als Preis gibt es wieder einen einheimischen Leckerbissen, drei Hühnerherzen am Spiess. Und im Jackpot vom letzten Wettbewerb gibts noch die Qualle im Essig! Also fleissig rechnen!

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Aus der Besucherstatistik

Lieber Leser, Du wirst hiermit mal wieder statistisch ausgewertet. Dieser Blog wurde unterdessen 417 Mal von 171 verschiedenen Besuchern besucht. Ich danke also schon mal für die Treue. Die Herkunft der Besucher verteilt sich unterdessen auf 12 Länder, was in Anbetracht der Verbreitung der Deutschen Sprache als angemessen erscheint. Obwohl ich das ganze ja im wesentlichen für Verwandte und Freund schreibe, ist es eigentlich am spannensten zu sehen, unter was für Stichworten in Google Leute zufällig hierher gelangen. Mein dilettantischer Versuch, beim letzten Statistik-Artikel beliebte Suchbegriffe wie Britney Spears einzustreuen, hat nichts gefruchtet; hier bin ich einer unter Millionen. Ich muss mir mir also meine Nische suchen; zur allgemeinen Erheiterung, und um die Begriffe mal wieder erwähnt zu haben, die beliebtesten Suchbegriffe (Spiel der Woche: finde raus, wie Google da drauf kommt) - offensichtliches wie "Nik China Blog" ist ausser Konkurrenz.

  1. China Gymansium Interlaken
  2. Die normative Kraft des Faktischen
  3. Hello Kitty Unterwäsche
  4. Peking Tango tanzen
  5. schwiergige Frage
  6. gebogene Glasfassade
  7. wie berechnet man die Tragkraft einerBrücke

Beunruhigend finde ich Nummer zwei - wie kann man sich für so etwas interessieren? - und Nummer sieben; Ingenieure sollten so etwas nicht Googlen müssen. Erstaunlich finde ich Nummer fünf - es muss doch im Internet noch mehr schwierige Fragen geben, als ob man zum Empfang von - na Ihr wisst schon wer - gehen soll.

Ach ja, noch so nebenbei - wenn man die Webadresse weiss, kann man sie direkt dem Browser angeben und muss nicht den Umweg über Google nehmen (immerhin fünf Besucher).

Endkappen

Was für ein Pferd die Scheuklappen, sind für einen Teilchendetektor die Endkappen; sie erlauben nach vorne zu sehen. Und weil ein Teilchendetektor (im Unterschied zum Pferd) keinen Verdauungtrakt hat, gibt es da zweimal vorne (zugegebenermassen nicht immer; wenn die beiden Strahlen nicht gleich sind - war bei H1 so - dann gibts eine bevorzugte Richtung - BES hingegen ist symmetrisch sowohl um die Strahlachse als auch um eine dazu senkrechte Ebene). Damit sind die Experten verärgert und die Laien verwirrt. Eigentlich wollte ich ja nur sagen, dass bei BES jetzt die eine Endkappe (ToF und Kalorimeter) eingebaut ist und die andere noch nicht. Im Gegensatz zu gewissen grossen Experimenten gibt es bei uns aber bereits zwei Endkappen und wir werden beide einbauen, bevor wir zu laufen beginnen. Das hat den Nachteil, dass man im Eventdisplay dann wohl einzeichnen muss, woher die Positronen und woher die Elektronen kommen. Bei CMS kommen von der Seite mit Endkappe Protonen - und von der anderen Seite auch. BES ist also symmetrisch unter P aber nicht C, bei CMS ist es anders rum (wenn man mal die Solenoiden vernachlässigt). Alles klar?

Eine Kandidatin mehr als Mandate

Da ich nun mal einen Blog schreibe, und damit regelmässig das grosse, weite Internet mit meinen Gedanken und Meinungen beschicke, werde ich mir erlauben, die Bundesratswahl zu kommentieren, obwohl der Bezug zu meinem Chinaaufenthalt eher schwach ist. Ein Zusammenhang besteht sicher darin - wie Benno so treffend festgestellt hat - dass die Anzahl der Kandidaten ein bisschen grösser war als die Anzahl Mandate. Und dass es eine Partei gibt, die glaubt, alleine das Volk zu vertreten.

Ich persönlich freue mich über den Ausgang der Wahlen und habe das Gefühl, dass jetzt vieles ist, wie es sein sollte; die Schweiz hat nach vie vor eine stark bürgerlich geprägte Regierung, die wenn auch nicht numerisch so doch ideell den Gedanke der Konkordanz verkörpert; alle mehrheitsfähigen Strömungen sind vertreten. Die rechte Opposition; für die Blocher immer stand, ist jetzt dort, wo sie sich selbst hingeredet hat. Die SVP (und auch die SP) hatte die Wahlen vom Oktober zum Referendum über Blocher gemacht. Der Geheimplan war nie Geheim - die Linke hat nie verschwiegen, dass sie Blocher nicht mag. Die Wahlen waren einerseits ein Erfolg für die SVP (nochmals 2% mehr als vier Jahre vorher - entspricht etwa der Zunahme der Rentnerquote), aber man muss auch sehen, dass 70% der Bevölkerung etwas anderes gewählt hatten. Und deutlich mehr Stimmen als die SVP haben die versammelten Anti-Blocher Parteien links der Mitte gesammelt (ob GP, GLP oder SP gibt sich da nicht viel). Damit wurde in der Wahl von gestern tatsächlich der vielbeschworene Volkswillen umgesetzt, wenn auch nicht im Sinne der numerischen Konkordanz (wo die Grünen auch eine Sitz im Bundesrat kriegen sollten.)

Nun ja, verschiedene Stimmen haben sich selbst qualifiziert mit ihren Stimmen zum geschehen:

  • Der Stern hat, wohl wegen einer gewissen Beschränktheit auf das eigene Land, das wesentliche verpasst; Schlagzeile: Die Schweiz hat eine Casanova als Bundeskanzlerin
  • Diverse Vertreter der SVP, mit Volkswillen hier und alles fürs Vaterland da und "Wir gehen in die Opposition, das ist schlecht für die Schweiz, aber gut für die SVP" - wo ist da der Dienst am Land geblieben?
  • Diverse Vertreter der FDP "da hat sich was verändert, dass ist nicht gut" - da kriegt man so eine grossartige Chance, sich mit konstruktiver, bürgerlicher Politik zu profilieren, die eigenen Bundesräte werden mit absoluten Spitzenresultaten gewählt, werden die nächsten beiden Jahre die Eidgenossenschaft präsidieren und was machen unsere Helden? Sie schauen betreten drein und hoffen, dass das alles nicht wahr ist. Jungs, Ihr habt es in der Hand. Es gibt da draussen zwei Bundesräte, die auf Eurer Linie liegen und deren eigene Partei sie nicht mehr will! Die guten alten Zeiten der freisinnigen Mehrheit sind wieder angebrochen. Das ist Eure Chance. Aber bitte mit einem bisschen Schub!
  • Die versammelten Linken habe sich gefreut wie Honingkuchenpferde. Die Stimmung errinerte verdächtig an das bürgerliche Lager nachdem man der SP mal wieder einen "anderen" Bundesrat gewählt hatte. Und sich damit (wie z.B. bei Frau Dreyfus oder Otto Stich) ein riesiges Ei gelegt hatte. Mit Frau Widmer-Schlumpf wird der Bundesrat nicht linker. Aber besser. Drum Hut ab vor all denjenigen, die Anständigkeit vor ihre politischen Steckenpferde stellen. Es wird Zeit, dass sich die anständigen auch rechts der Mitte outen.
  • Und mit dem Thema Anständigkeit wären wir bei noch-Bundesrat Blocher. Die Abschiedsrede hat nochmal bewiesen, dass das Parlament richtg getan hat. Einerseits einmal die Behauptung, er hätte keine Ahnung, weshalb er abgewählt worden sei; man kann zu vielen Punkten geteilter Meinung sein, aber auch Christoph Blocher sollte bewusst sein, dass neben seinen sehr pointierten Positionen vor allem sein Politstil in weiten Kreisen aneckt. Die Schweiz ist kein Familienunternehmen mit einem Patron, sondern eine Konsensdemokratie. Und dass man Untergebene mit Hilfe einer Schmutzkampagne in der Weltwoch absetzt, würde auch in der Wirtschaft als schlechter Stil gelten. Und dann sind da noch die Schäfchen.
    Weiter sehr, sehr unschön war die Behauptung, er hätte während seiner Amtszeit viel "Dreck" unter den Teppich kehren müssen im Namen von Kollegialität und Konkordanz, wo doch Blocher nie zu faul war, laut auszusprechen was er dachte. Und wenn er denn jetzt als Oppositionsführer diesen Dreck hervorkehrt - so muss man daran denken, dass er dafür genauso verantwortlich war.

Die CVP (bis vor kurzem hiess es ja "ach, und dann ist da ja noch die CVP") hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt und gezeigt, dass man, wenn die Fronten genügend verhärtet sind, mit 15% Wählerstimmen den anderen 85% seinen Willen aufzwingen kann. Das sollten sich manche hinter die Ohren schreiben.

In diesem Sinne freue ich mich auf den nächsten Bundesratsbesuch hier in Beijing; da kann (im Gegensatz zum letzten Mal) nicht mehr viel schiefgehen.

Montag, 10. Dezember 2007

Wunder der Technik

下雪了.我的电脑会写汉字.我非常高兴.

Es schneit. Und mein Computer kann Chinesisch schreiben (konnte er schon immer, nur habe ich jetzt herausgefunden, wie man das auch aktiviert). Falls bei Dir, lieber Leser, die erste Zeile dieses Blogeintrages nicht Chinesisch, sondern nur komisch aussieht. So ist Dein Computer wohl nicht auf asiatische Sprachen gedrillt. Falls Du das ändern willst, gibt es hier eine ziemlich gute Anleitung für Windows-Computer und hier für Macs. Die Linux-Freaks wollen so was natürlich selbst herausfinden, drum hier auch keine Links (aber sagt mir Bescheid, wenn ihr was gefunden habt...).

Sonntag, 9. Dezember 2007

Mais im Tank?

Sehr im Trend in letzter Zeit ist Biokraftstoff. Sowohl die EU als auch die USA haben in der Ethanolherstellung aus Mais einen Weg gefunden, mit einem guten Gewissen (CO2-neutral, Klimaschutz) die Landwirtschaft zu subventionieren. Das alleine sollte einem schon skeptisch machen (weil da wieder einmal die "falsche" Landwirtschaft, nämlich die, die in Monokultur ein Massenprodukt (dass oft auch noch tausende Kilometer weit zur Verarbeitung transportiert werden muss) für einen vom Staat getragenen Markt produziert, gefördert wird). Man sollte aber auch beachten, dass es zumindest international tatsächlich so etwas wie einen Markt für Mais gibt. Aus dem aktuellen Maispreis (~4$ für ein Bushel - beim Mais sind das rund 25 kg) sieht man aber auch schon, dass da der Schweizer Biobauer nicht auf einen grünen Zweig kommen kann. Das soll aber hier nicht das Thema sein. Sondern die Chinesische Inflationsrate. Die liegt dieses Jahr bei 4.2%, bei einem Wirtschaftswachstum von ungefähr 12%, also alles in allem unter Kontrolle. Was hier die Preise treibt (und zwar vor allem für die einfachen Leute), ist nicht die Tatsache, dass China 52% der Weltzementproduktion und 30% allen Stahls braucht oder dass der Ölpreis ziemlich hoch ist, sondern die Lebensmittelpreise. Hier besonders gestiegen sind die Preise für Speiseöl (hängt am Soja- und Weizenweltmarktpreis) und Schweinefleisch (und hier kommt der Mais ins Spiel, damit werden die Schweine nämlich weltweit gefüttert). Wenn die USA in Zukunft also weniger Mais exportiert und die EU mehr importiert, beide um Biodiesel zu erzeugen, so wird der Mais für den Rest der Welt (wo er oft nicht nur Futtermittel, sonder auch Grundnahrungsmittel - Mexikanische Tortillas - ist) teurer. So etwas schlägt dann auch auf den Soja- und Weizenmarkt durch, und damit können sich in den Entwicklungsländern (da gelten für Nahrungsmittel nämlich Marktpreise) immer weniger Leute ihre eigene Nahrung leisten. Am Ende kommt die Nahrungsmittelhilfe aus dem Westen und macht den Rest von Markt für die einheimischen Bauern kaputt. Dafür ist wieder den Baueren in den Industrieländern geholfen, weil die über die Nahrungsmittelhilfe ihre Überschüsse loswerden können.

Wer also glaubt, mit Biodiesel mit gutem Gewissen sein SUV durch die Gegend fahren zu können, unterliegt einem schweren Irrtum. Auch im Bezug auf das Klima. Denn spätestens, wenn Regenwald (oder auch anderer Wald) abgeholzt wird, um Mais für die Ethanolproduktion anzubauen (z.B. in Brasilien), ist der Biodiesel nicht mehr so bio. Grundsätzlich geht es wohl nicht ohne eine gewisse Reduktion des Energieverbrauchs. Ich will nicht sagen, dass Ethanol aus Mais (oder Soja oder Kelp oder was auch immer) grundsätzlich falsch ist - irgendwas wird es ja auch brauchen, wenn das Öl mal alle ist. Aber zu glauben (wie das wohl viele Politiker zur Zeit tun), dass man Öl 1:1 durch Mais ersetzen kann und damit mit gutem Gewissen weiterwursteln kann, ist nicht nur falsch, sondern auch unmoralisch. Mais ist in erster Linie ein Nahrungs- und Futtermittel, und das Recht auf Nahrung ist nun mal höhere einzustufen als das Recht auf die Teilnahme an Verkehrsstaus. Und von wegen Futtermittel: auch das Recht auf ein Schnitzel.

Noch etwas mehr shufu

Heute Sonntag habe ich die meiste Zeit ausgeschlafen (nachem es auf der Franzosenparty von gestern ein bisschen spät geworden war). Anschliessend habe ich den allwöchentlichen Salat zu mir genommen (in einer netten italienischen Paninoteca) und einige Weihnachtseinkäufe getätigt; was hier doppelt Spass macht: es hat nicht deutlich mehr Leute als sonst auch und es ist nicht ganz so teuer...

Aus naheliegenden Gründen kann und will ich hier nicht offenlegen, was ich alles erstanden habe; eine Ausnahme kann ich aber für mich selbst machen (hab die Dinge ja auch schon ausgepackt). Mein Sofa ist jetzt noch etwas mehr shufu (gemütlich), habe ich doch ein paar Kissen gefunden die, wie ich meine, ganz gut passten. Da die Kissenfüllungen vakuumverpackt waren, gestaltete sich auch der Heimtransport (25 km im Taxi - Beijing ist richtig gross) recht unproblematisch. Das Teegeschirr ist im übrigen auch neu. Und Tee hab ich auch (mit und ohne Beutel), also einfach mal vorbeikommen.

Weit daneben

Nachdem nun eine Woche vergangen ist und alle Einsendungen zum Wettbewerb doch sehr weit danaben lagen, hier die Auflösung; die Qualle im Essig geht in den Jackpot und wird entweder von mir alleine verspiesen, oder taucht als Zugabe in einem zukünftigen Preisausschreiben wieder auf. Nun, den Herr mit Zigarette steht für:

Ich gebe ja zu, es war schwierig; aber eine Frage zu finden, die nicht jeder innert 30 Sekunden mit Google beantwortet, ist gar nicht so einfach... Viel Glück beim nächsten mal...

Montag, 3. Dezember 2007

Trendsport

Jedesmal, wenn ich mal wieder umgezogen bin, hab ich mir vorgenommen, am neuen Ort etwas mehr Sport zu machen. Hab ich auch immer wacker durchgehalten: In London einmal (in vier Monaten) mit Rahel die Pall Mall raufgejoggt, in Hamburg zwei Mal (in vier Jahren) zum Leuchturm an der Grenze zu Wedel gejoggt (immerhin im Sand), in Zürich einmal trainiert und dann einen Exploit an der SOLA gezeigt. Nun stellt sich also die Frage, was ich hier gegen den Jiaozi-Gürtel tun soll. Dabei hilft es natürlich, dass die Chinesen schon fast penetrant sportlich sind; wenn nicht bei der Arbeit, dann sind sie irgendwo auf dem Campus am Basketball, Federball, Pingpong oder Tennis spielen, am Joggen, Tanzen oder Rückwärtsgehen (sehr beliebt!). Bisher hab ich es geschafft, eine Entscheidung erfolgreich zu vertagen, und unterdessen ist es draussen für meinen Geschmack zu kalt für Sport (auuser vielleicht Rückwärtsgehen, aber das ist mir wegen dem Verkehr zu gefährlich). Bis vor kurzem habe mir also gedacht, ich könne das Problem Sport vergessen, bis es wieder Wasser im Swimmingpool hat; und schwimmen ist ja unproblematisch, weil man dabei nicht schwitzt...

Nun hat sich aber auf meinen Spaziergängen herausgestellt, dass sich in Beijing eine neue Trendsportart rasant ausbreitet. Trotz des eher flachen Terrains scheint Klettern der neue Hype zu sein - muss mir wohl mal irgendwo ein gebrauchtes, gefälschtes Seil auftreiben...

Aufwärmen in leichtem Terrain...

...oder an der Kletterwand in der Halle ...

... Gruppenkurse (man beachte die Kletterinstruktoren im oberen Stand)...

... eine Zweierseilschaft versucht sich an der Diretissima ...

... eine Seilschaft beim Einstieg in die wirklich schwierige Passage; hier kann man eigentlich nicht mehr anders als Rotpunkt-Klettern...

... am meisten freu ich mich aber aufs Abseilen...

.. vor allem wegen der Überhänge! Plan fürs Wochenende: erste Winterbesteigung (mit Weihnachtsbeleuchtung!) des Mao-Mausoleums.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Small Office -Home Office

Heute bin ich durch Liulichang spaziert, die Strasse, wo man sich traditionell mit den four treasures of the study, Pinsel, Tusche, Papier und Tuschestein eindeckt. Die Strasse ist zwar leicht touristisch angehaucht, viele der Geschäfte gehen aber tatsächlich auf die Kaiserzeit zurück. Allerdings sind meine Schreibkentnisse noch nicht so weit gereift, dass ich mich in Kalligraphie versuchen möchte und drum bin ich weitergezogen und habe mein Study mit ein paar anderen Gegeständen verschönert; habe auch wieder mal eine Lampe gekauft...

Wettbewerb - Qualle in Essig zu gewinnen!

Da ich von Google Analytics weiss, dass dieser Blog eifrig gelesen wird, hier mal wieder eine Gelegenheit für Dich, lieber Leser, mitzumachen. Du sollst erraten, wofür das Piktogramm im folgenden Bild steht. Die erste Einsendung (Kommentar) die auch nur grob in die richtige Richtung geht, gewinnt einmal Qualle in Essig (ist wirklich gut) essen gehen mit mir (exkl. Flug).

Die siebzehn Grade der Unwissenheit

Sowohl Sokrates (ich weiss dass ich nichts weiss) als auch Donald Rumsfeld (...because as we know, there are known knowns; there are things we know we know. We also know there are known unknowns; that is to say we know there are some things we do not know. But there are also unknown unknowns -- the ones we don't know we don't know.) müssen ihre Inspiration in einem Chinesischkurs gekriegt haben. Während ich in allen Sparchen, de ich bisher gelernt hatte, etwas entweder wusste oder nicht (und man vielleicht noch zwischen aktivem und passivem Wortschatz unterscheiden kann), so gibt es im Chinesischen beinahe unzählige Möglichkeiten etwas nicht zu wissen (die Schrift hilft hier viel...) - hier, ohne Anspruch auf Vollzähligkeit, einige Arten von Unwissen:
  • Ich kenne das Wort gar nicht.
  • Ich hab das Zeichen auch schon mal irgendwo gesehen.
  • Ich kenne das Wort passiv, aber nicht aktiv (wegen der Homophone quasi komplett nutzlos).
  • Ich verstehe das Wort, spreche es aber mit falschem Ton.
  • Ich weiss den Ton, kriege ihn aber nicht hin (zum Beispiel weil ich es nicht verkneifen kann, am Ende einer Frage die Stimme zu heben).
  • Ich kann das Zeichen lesen, habe aber keine Ahnung von der Aussprache.
  • Ich verstehe die einzelnen Zeichen eines Worts (nomarlerweise zwei Zeichen), komme aber nicht dahinter, was das zusammen heissen soll.
  • Ich erkenne das Zeichen beim Lesen, kann es aber nicht schreiben.
  • Und umgekehrt (eher selten).
  • Ich kann das Zeichen eigentlich lesen, aber in diesem Falle verwendet jemand statt des vereinfachten Zeichens das traditionelle (Hongkong, Taiwan, alle Überseechinesen und hier alle Lokale, die auf die Kaiserzeit zurückgehen).
  • Ich glaube, das Zeichen schreiben zu können, vergesse aber einen Strich irgendwo im Gewusel.
  • Ich glaube, das Zeichen schreiben zu können, mache aber ein Häkchen auf die falsche Seite - macht z.B. aus Hand Härchen (und den Familiennahmen des Grossen Vorsitzenden).
  • Ich kann das Zeichen schreiben, male aber die Striche in der falschen Reihenfolge (ganz schlecht).
  • Ich kann das Zeichen schreiben, verzähle mich aber bei den Strichen (auch ganz schlecht, verunmöglicht den Gebrauch einens Wörterbuches).
  • Ich kann das Zeichen schreiben, habe aber vergessen, wie das Radikal heisst (nicht sooo schlimm).
  • Ich konnte das Zeichen in der letzten Lektion schreiben (wan, das chinesische Wort für vergessen habe ich bei der Gelegenheit gelernt - aber keine Ahnung wie das Zeichen aussieht...).
  • Ich kriege es hin. Aussprache, Zeichen, Strichreihenfolge, Radikalbenamsung, Übersetzung in vier andere Weltsprachen etc. Kommentar der Lehrerin (zum Zeichen): bu haokan - nicht hübsch, jener Strich chang yidianr, jener Teil da yidianar...

Ach ja, und dann gibts noch das Ding mit Beijing - die wirklichen Einheimischen verziehen fast alle Endungen in ein gutturales rr - die können das! Macht aber fast alles komplett unverständlich. Ich habe also noch ein bisschen was vor mir, versuche dabei auch immer meinen Spass zu haben...

Sweet expat life

Samstag habe ich einen typischen Expatriate-Tag verbracht; westliches Mittagessen, Chinesischkurs, Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt der deutschen Botschaft, Tee und Apero bei Schweizer Bekannten, Wiener Schnitzel zum Nachtessen und nacher waren wir noch in einem Salsa Club. So übel ist das alles ja auch nicht, gibt einem aber doch auch Gelegenheit zu ein paar Gedanken. Beim Mittagessen im Olive, einem von einem bengalischen Engländer geführten Restaurant in der Nähe meiner Chinesischschule (der wöchtentliche Salat...) kann man jeweils wunderbar die diversen Diplomatenfrauen (ist nahe beim Botschaftsviertel) beobachten, die ihre eigene Langeweile organisieren und sich von Essen zu Kaffee zum nächsten Essen mit ein bisschen Shopping dazwischen irgendwie durch ihr Leben hangeln (kein Wunder gibts in der Gegend diverse Fitnessstudios). Gestern war ein guter Tag, denn man traf sich in der deutschen Botschaft zum Weihnachtsmarkt, wo wir zu westlichen Preisen Glühwein und Sekt tranken und mit dem Preisgefälle etwas Gutes taten.

Anschliessend war ich bei Freunden, die von ihrem Arbeitgeber eine Wohnung in einer dieser Luxussiedlungen am Chaoyang-Park gestellt kriegen. Wunderbarer Blick aus der Höhe auf die vierte Ringstrasse, sehr geschmackvoll eingerichtet und natürlich die Leitungen unter Putz verlegt, der Korridor gestrichen etc. Angeblich bemisst sich die Miete in der Gegen nicht so sehr an der grösse der Wohnung, sondern am Budget des Arbeitgebers - wenn der mehr zahlt, kann die Wohnung auch gerne mal einen Faktor zwei teuerer sein als für Leute, die selbst mieten - kein Wunder halten die Chinesen die Westler für zwar reich, aber manchmal etwas beschränkt. Es gibt mithin also drei Klassen von Ausländern in Beijing - die Studenten, in Studentenwohnheimen wohnen (wobei es auch hier von Achterschlag bis zu Einzelzimmer mit Bad fast alles gibt), diejenigen, die sich selbst eine Wohnung mieten (normalerweise oberer chinesischer Standard) und diejeingen, wo der Arbeitgeber die Wohnung organisiert (und oft auch gleich der Rest des Lebens - auf der Botschaft hörten wir kleine Kinder "wo ist der Fahrer?" rufen). Ja und dann gibts noch mich, der ich eine vom chinesischen Staat subventionierte Wohnung mieten darf (wenn ich dann endlich offiziell angemeldet bin - den Preis kenne ich auch noch nicht definitiv, aber as ich gehört habe, soll er so zwischen 20 und 40 Fr. im Monat liegen - inkl. Nebenkosten).

Ich gebe gerne zu, dass es gut tut, so ab und zu mit Leuten zu reden, die einem einfach verstehen; sowohl sprachlich als auch kulturell (bei dieser Gelegenheit hat mein Versuch, DRS III über Webradio zu hören, den Browser abgeschossen). Drum gabs dann auch österreichisch - sprich Wienerschnitzel zum Nachtessen. Danach fuhren wir ins Salsa Caribe - das Taxi ist des Expats zweites Wohnzimmer - einen (der Name lässt es den geneigten Leser erahnen) Salsaclub. Meine Salskentnisse sind nach wie vor beinahe inexistent, aber es war ein Genuss, bei einem Capirinha den wahren Könnern zuzusehen; besonders schön zu sehen, dass sich Chinesen und Laowais etwa zu gleichen Teilen mischten. Und Chinesen beim Tanzen zuzusehen ist ein Privileg, über das ich an anderer Stelle auch schon geschwärmt habe, das aber viele der unangenehmen Seiten, die diese Stadt auch hat (wurde Heute beim Abstauben mal wieder daran erinnert) problemlos wettmacht.

Am Ende stand dann wieder die Diskussion mit dem Taxifahrer. Mein Aussprache war diesmal korrekt, aber er wollte nicht glauben, dass es so weit im Westen (von Beijing natürlich) noch Laowais gibt, und erst der Zettel (ja der unsägliche Zettel), überzeugte den Fahrer, dass ich nicht zu betrunken für die vier Töne war sondern tatsächlich da wohne (was er unterwegs auch gleich all seinen Kollegen am Telephon erzählte - Telephonieren, Hupen und Lichthupen gleichzeitig ist auch nicht schlecht).

Freitag, 30. November 2007

Ein Mäuerchen im Hof

Eigentlich wollte ich ja nicht schon wieder auf dem ausgetretenen Pfad der sich berührenden Gegensätze wandeln, sondern meinen geschätzen Lesern eine wichtiges chinesisches Zeichen, nämlich chai, abreissen, vorstellen. So eines ist vor kurzem auf einem Mäuerchen in meinem Hof aufgetaucht (und ist in der Innenstadt auf fast allem, was nicht aus Glas und Stahl ist zu finden). Hier steht es im Zusammenhang mit der Verbreiterung der Yuquan Lu (Jade-Quellen-Strasse). Es besteht also die Möglichkeit, dass es bei mir in naher Zukunft nicht mehr ganz so ruhig ist. Heute Mittag wollte ich also das chai ablichten. Erstmal hab ich noch mien eigenes Haus geknipst, um das hier auch mal zu zeigen:

Die beiden Fenster rechts neben der Tür sind die meinigen. 180 Grad gedreht, sieht man das Mäuerchen mit eingekreistem chai.

Man beachte auch das graue Gebäude rechts im Bild. Dabei handelt es sich um eine Toilette. Während ich herumknipste, kamen aus dem dem meinigen gegenüberliegen Wohnblock (links im Bild angeschnitten) Leute heraus, um die Toilette aufzusuchen. Es besteht als der begründete Verdacht, dass es auf unserem Campus Wohnungen ohne Sanitäranlagen gibt. Bei genauerem hinsehen stellte sich dann auch das Mäuerchen als bewohnt heraus.

Einerseits also meine Wohnung mit eigener Dusche und Teppich und was weiss ich alles und auf der anderen Seite des Hofes Leute ohne Klo und nochmal zehn Meter weiter Leute, die bald gar kein Dach mehr überm Kopf haben. Zwanzig Meter auf die andere Seite gibts auch was neues, nämlich ein Klo für Hunde (ja die armen Viecher müssen auch über den Hof...)

Vom Design her den grünen Kästen in der Schweiz klar überlegen, stellt sich die entscheidende Frage: Wohin damit? In unser tolles Hauptgebäude kann mans ja schlecht mitnehmen.

Donnerstag, 29. November 2007

Zahlen

Die Zahlen waren mit das erste, was ich auf Chinesisch konnte, und noch immer verstehe ich in einer zufällig mitgehörten chinesischen Konversation Personalpronomina (die aber wenn immer möglich weggelassen werden), Zahlen und laowai (wenns um mich geht...). Die richtigen Zahlen spielen eine grosse Rolle - meine Simkarte war günstiger, weil eine 4 (si ist ein homophon zu Tod) drin vorkommt und keine 8 (ba ist - im Kantonesischen mehr als in Mandarin - ein Homophon zu "reich werden"). Drum beginnt die Olympiade ja auch am 8.8.2008 (um welche Zeit kann man sich ja denken...). Simkarten mit Numern, die auf 88 enden, kosten ein vielfaches der normalen. Das Hochhaus, wo ich meine Chinesischstunden nehme, hat keinen 4., keinen 14. und keinen 24. Stock; China ist natürlich nicht alleine mit diesem Aberglauben und nimmt da durchaus auch Rücksicht auf laowais: Es gibt auch keinen 13. Stock. Wie das so mit den 40ern ist, weiss ich noch nicht, ich muss mir mal was richtig hohes suchen. Es ist aber anzunehmen, dass der 100te Stock etwa 80 Stockwerke über Boden liegt.

Bei grossen Zahlen sind wir im Westen auf die durch drei teilbaren Potenzen (wie Benno angemerkt hat, heisst es richtig: "Zahlen mit durch drei teilbarem dekadischem Logarithmus") von 10 fixiert (Tausend, Million, Milliarde...) während in China die durch 4 (hier stand mal 5, was ein Hinweis darauf ist, dass man Nullen, und nicht Ziffern zählen sollte) teilbaren Potenzen (siehe vor-vorletzte Klammer) die Hauptrolle spielen, insbesondere 10'000 ist wichtig (das äquivalent zu "lang lebe ..." ist "10'000 Jahre für ..."). Irgendwie habe ich mich da schnell daran gewöhnt; auf jeden Fall war mir sofort klar, was der eine Doktorand mit "10 w Events" auf seiner Folie meinte, während die Chinesen erst nachfragen mussten, um rauszufinden, dass "w" die Abkürzung für wan - 10'000 - ist.

Montag, 26. November 2007

Schlagzeilen aus der Heimat

Dieses Wochenende wurde in der Schweiz ja mal wieder Demokratie in all ihren Spielformen zelbriert, und das diesmal sogar ganz vernünftig: auch bei meiner Rückkehr werde ich noch in Zürich landen können, die sympatischten Exponenten meiner Lieblingspartei werden weiterhin als 2 unter 200 das einzig wahre Volk vertreten und als Grossvater werde ich meine Enkel mit meinem Wissen über vergangene Fixpunkte wie Mühlehorn, Filzbach und Mitlödi (oder auch Roveredo) unterhalten können. Das aktuelle Geschehen vermag mich durchaus auch über die Distanz zu begeistern, obwohl ich fürchten muss, auch in Zukunft nur passiv daran teilzunehmen, kommuniziert die Gemeinde Unterseen doch per Economy-Post mit mir. Hier zeigt sich der zweischneidige Effekt von nicht komplett durchdachten Sparmassnahmen: Wenn der Brief bei mir eintrifft, ist die Abstimmung schon vorbei und man hätte sich die ganze Aktion sparen können. Aber bisher war es ja auch noch dringend, ich wurde nur aufgefordert, innerhalb der nächsten vier Jahre meine Addresse zu bestätigen.

Wie dem auch sei, eine Schlagzeile hat heute meine besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen:
Die Tigermücke hat die Alpen überwunden - und das um diese Jahreszeit. Einerseits ist es natürlich schön zu wissen, dass man in der Schweiz neben grossen Fragen (Mitlödi!) auch Zeit für Details hat; andrerseits besteht eine gewisse Tendenz, aus Mücken Elefanten zu machen. Ist dies einmal gelungen, denkt man bei der Alpenquerung der Tigermücke auch gleich an Hannibal (wenn auch in umgekehrter Richtung, und selbiger hat (anders als die Mücke, den Aargau verschont)). Nun kann diese Mücke tatsächlich Krankheiten übertragen, ist also im übertragenen Sinne (im übertragenden Sinne?) kein Mückenschiss, allerdings sind die ersten gesichteten Exemplare sauber (wir lassen ja nicht einfach alles aus der EU rein) und es ist auch schon spät im Jahr und die Mücken werden sich nicht mehr vermehren können (auch, weil sie im Aargauer Nebel ihre Geschlechtspartner nicht finden) und nach ihrer grossen alpinistischen Leistung an Erschöpfung und Kälte bitterlich zugrunde gehen. Gut so. Der Bezug zu China ist zwar nicht ganz offensichtlich, aber einfach: da kommt die Tigermücke ursprünglich her.

Jazz

Am Samstag Abend war ich mit ein paar anderen laowais was essen. (Ich habe einen leichten Schreibstau, weil wir diese Woche einen Workshop über charm-Physik haben, und ich daneben noch etwas mit meiner Partialwellengeschichte weitermachen wollte - was es damit auf sich hat und wieso charm etwas mit Quarks (und damit James Joyce) zu tun hat und weshalb bottom und beauty das selbe sind ein andermal). Wir hatten uns in Houhai verabredet, was, wie der Name schon sagt, an einem See liegt (na ja, der Name sagt eigentlich an einem Meer - aber das hat wiedrum mit dem Unterschied zwischen klassischem und normalem Chinesisch zu tun und ist auch eine andere Geschichte. Ich bin einmal rundumspaziert und kann mit Gewissheit sagen, dass es sich um einen See handelt). Um noch etwas mehr abzuschweifen: wie ist das eigentlich, wenn man innerhalb von einem Satz eine Klammer aufmacht und dann darin einen neuen Satz anfängt, ist das einfach nur schlechter Stil oder kommt dann das Punkt am Ende des nächsten Satzes - so dieser mit der Klammer endet - inner- oder ausserhalb der Klammer? (Sollte ich ganz allgemein weniger Klammern verwenden? - leider lässt das Format des Blogs keine Fussnoten zu, in denen man unstrukturierte Gedankenverzweigungen unterbringen könnte.)

Zurück zum, bzw. an den See, um den herum sich in einer Siheyuan(Hofhaus)-geprägten Gegend ein Ausgangsviertel gebildet hat. Das ist schon mal an sich ziemlich hübsch; es gibt eine Menge Restaurants und Bars entlang dem Ufer, entsprechend leuchtet es überall ein wenig übers Wasser. Gerade im Sommer muss das wirklich sehr gemütlich sein (wenn auch etwas voller). Natürlich (?) gibts auch die etwas weniger angenehmen Seiten eines Ausgehviertels - vor fast jeder Bar wird man angehauen und auf das billige Bier (als ob das der Punkt wäre) und auch auf Ladies angesprochen (als wir ein Stück weit geschlechtergetrennt marschierten). Ebenfalls etwas aufdringlich waren die Verkäufer dieser unglaublich starken grünen Laserpointer (Traum jedes Vortragenden...). Nach einem guten Essen (Freitag war aber besser; Qualle in Essig - hen haochi!) haben wir dann das East Shore Jazz Cafe aufgesucht. Der Name sagt eigentlich schon fast alles (na ja, Kaffee haben wir nicht getrunken). Eine wirklich gute chinesische Jazzband hat ein tolles Set abgeliefert und einen sehr netten Abend abgerundet. Mit dem Taxifahrer auf dem Nachhauseweg hab ich eine Weile über die Aussprache von Jade-Quellen-Strasse diskutiert (ja, so exklusiv wohne ich...) und musste ihm am Schluss recht geben (er hatte ja auch das Steuer in der Hand) aber auf jeden Fall wusste er, worum (und wohin) es geht.

Sonntag, 25. November 2007

Ich kann Dich sehen, geschätzter Leser

Nachdem ich mit diesem Blog der Aussenwelt (zumindest dem deutschsprachigen Teil davon), einen (wenn auch von mir bestimmten) Blick in mein Leben erlaube, wollte ich gerne wissen, wer den da so hinschaut. Seit einer Woche läuft auf diesem Blog nun also ein Tool, mit dem ich sehe, wie oft und von wo was gelesen wurde. Immerhin 45 verschiedene IP-Adressen haben in 85 Besuchen 134 Webseiten angeschaut. Und niemand hat einen Kommentar geschrieben, obwohl ich gelegentlich durchaus Kontroverses zum Besten gegeben hatte.

Der beliebteste Beitrag ist der über die Musterwohnung in der Beijing Planning Exhibition. Die mesiten Besucher kommen aus Interlaken und Hamburg (auch nicht soo erstaunlich). Gerne wissen möchte ich, wer die letzten drei Tage von der Uni Zieolona Gora in Polen aus meinen Blog liest? Ebenfalls interessant ist die Analyse der Suchbegriffe bei Google, die auf diesen Blog führen: Mit "Nik in China" war ich wohl gemeint; "Farbige, gestreifte Vorhänge" spielen in meinem Leben zwar durchaus eine Rolle, aber viel neuese zum Thema lernt man hier nicht. Wieso Google schliesslich zum Thema "Wie macht man eine Glocke?" hierhin verlinkt, ist mir etwas schleierhaft. Bei "Olympia Lampe" seh ich den Zusammenhang, kann aber auch kaum helfen. Erstaunlich (und erfreulich) auch das Interesse am Gymnasium Interlaken und Helmut Reichen im Zusammenhang mit China und chinesisch (das alles in einem Satz hilft natürlich, um in im diesem Bereich in Zukunft bei Google weiter nach vorn zu kommen). Ganz allgemein ist es eine interessante Frage, ob man mit dem Einstreuen von beliebten Suchbegriffen von Google wie etwa "Britney Spears", "Pamela Anderson", "Chat", "Games", "mp3" oder "Harry Potter" die Besucherzahl steigern kann - die Auswertung wirds zeigen... Falls ich also in Zukunft zusammenhangslos Namen von leichtbekleideten Quasiberühmtheiten und tollen Dingen, die man mit dem Internet machen kann einstreue, so ist das für die Googlequote (irgendwann kann man dann mit Anzeigen Geld verdienen, um sich z.B. den neuesten Harry Potter zu kaufen, oder Games oder einen mp3 Player - wenn man dann ganz reich ist, wird man auf Parties eingeladen, an denen auch Prominenz, wie z.B. Britney oder Pamela (oder Orland Bloom) - teilnimmt).

Als der Idealist, den ich nun mal vorgebe zu sein, ist es mir aber viel wichtiger, dass die geschätzten Leser zufrieden sind mit diesem Blog - deshalb auch die Bitte um Kommentare - man ist sonst so etwas ab der Welt hier...

Neues von BES III

Ja, von unserem Experiment gibt es auch Neuigkeiten. Zur Zeit wird die Driftkammer verkabelt - irgendwie errinert das Ganze doch stark an die CDA bei H1 in Hamburg...

Hinter der Betonabschirmung laufen unterdessen Maschienenstudien (für Nichtteilcheilchenphysiker: Die Leute, die den Beschleuniger bedienen, versuchen rauszufinden, wie man das macht - indem sie es ausprobieren). Mit 5.2 auf 5.2 mA und der finalen Betafunktion von 1.5 cm am IP hat man unterdessen Lumi gesehen (versuche ich jetz nicht zu übersetzen).

Weil gleichzeitig Beschleunigerbetrieb herrscht und gearbeitet wird, wird auch die Strahlung gemessen. Die bei Dosen unter 0.1 mikroSievert pro Stunde muss man da also 2000 Stunden verbringen, um die Dosis eines Thoraxröntgenbildes zu erhalten. Also alles sicher, ich werde bis auf weiteres nicht im Dunkeln leuchten (und falls doch, wohl eher wegen dem Verzehr einer Qualle oder so).

Beijing kann so schön sein

Beijing kann laut, erschlagend, wild und erschreckend sein, in seinen guten Momenten ist es einfach wunderschön. Gestern Abend hatte ich mich mit ein paar Mitschweizern zum Abendessen am Houhai-See verabredet. Um da hinzukommen, habe ich währen der einbrechenden Dämmerung das Stadtzentrum von Ost nach West entlang der verbotenen Stadt und durch den Beihai-Park durchquert. Beleuchtung und Nebel ergaben eine wundervolle Stimmung.

Dienstag, 20. November 2007

Lesen lernen

Chinesische Zeichen lesen und schreiben lernen ist - wie man sich denken kann - ein eher aufwendiges Unterfangen; wenn ich im bisherigen Tempo weitermache, kann ich so in ca. 8 Jahren Bücher lesen...

Ich muss mich also an kleinen Dingen freuen, und wie das so ist mit den Dingen in China, sie haben zwei Seiten - ein Erfolg ist kein Erfolg oder so. Heute in der Kantine (shitang) fielen mir zwei Zeichen auf, die ich bereits kann - ich konnte endlich den Namen eines Gerichtes lesen. Da stand nämlich yütou und das heisst Fischkopf. War auch das einzige Gericht, wo man der Beschreibung nicht bedurfte, um zu wissen was es ist... Hab mich dann für mein übliches I don't ask - you don't tell Gericht mit irgendwelchen kleinen Fleischstücken entschieden und beschlossen, weiterzulernen.

Lerne von der Brücke

In vielem sind mir die Chinesen haushoch überlegen. Zum Beispiel im Auswendiglernen. Während ich schon mit den paar Beispielsätzen in meinem Chinesischbuch grosse Mühe bekunde, können die meisten meiner Kollegen hier ganze Konversationen auf Englisch auswendig, und Wehe, eine Antwort passt nicht ins Konzept. Ich frage mich natürlich, wie die das hinkriegen - mit Memorisierungstechniken a la Matteo Ricci (erster Jesuit in Beijing um 1600), mit sehr fleissigem Üben oder mit irgend einem Trick? Da ich ja die meisten Zeichen, die da im öffentlichen Raum herumstehen nicht lesen kann, könnte es sein, dass die ganze Stadt ein einziger grosser Spickzettel ist? Möglich ist vieles, und die unten abgebildete Brücke scheint irgend so was zu sein...

Newtons Gravitationsgesetz an einer Brücke - wieso nicht; ohne Gravitation wäre der Brückenbau irgendwie trivial...

Nun ja, für die Formel sollte man eigentlich nicht von einer Brücke ablesen müssen; aber ob jeder der da vorbeikommt sich auch über die Bedeutung des ganzen im klaren ist?

Und zum Abschluss noch die Definition der Ableitung (etwas abgeschnitten, aber sowieso falsch). Da hofft man, Newton hat zum rechnen der Tragkraft ausgereicht...

Montag, 19. November 2007

Musterwohnung

Im vorherigen Beitrag habe ich mich ja lang und breit über die Beijing Planning Exhibition ausgelassen, einen der Höhepunkte aber ausgelassen. Es gibt da auch eine Musterwohnung. Gesponsert von SOHO, einer der ganz grossen Imobilienbuden hier. Ja, die Stadtplanung wird von einer Imobilienfirma gesponsert (Red Bull kann ja nicht alles sponsern - und hat auch nicht so ein grosses Interesse an Beijings Stadtplanung). Die Zusammenarbeit scheint gar nicht so schlecht zu funktionieren; die SOHO Bezirke kombinieren Arbeits- und Wohnraum (Small Office Home Office), das hilft gegen das Verkehrsproblem und die Musterwohnung, na ja, Arne Jacobsen auf Speed oder das SAS Royal in Kopenhagen verheiratet mit Louis Toujours oder vielleicht auch 2001 - A Space Odysse, Tanz der Vampire und Dornröschen im selben (falschen) Film. Doch sehet selbst...

Sonntag, 18. November 2007

Es gibt einen Plan

Heute wollte ich mir die Gegend südlich des Tiananmen-Platzes ansehen, da soll es laut diversen Führen noch Stücke alten Beijings geben. Nun ja, die Qiamen Dajie (Hauptstrasse nach Süden) wird gerade in eine Fussgängerzone umgebaut. An sich ein durchaus löblicher Ansatz. Es soll alles so im Stil vom alten China werden (nur etwas weniger Grau, mehr die Technicolor-Ausgabe) inkl. einer Strassenbahn (was ich nun nicht unbedingt mit China assoziere...). Um also lao Beijing wiederauferstehen zu lassen, muss natürlich irgend etwas weichen; und irgendwer scheint hier ja die die Bauten des sozialistischen Realismus vor allem Unbill zu schützen, es muss also ein Stück lao Beijing weichen. Es tut ja schon weh, mitanzusehen, wie die Siheyuans (Hofhäuser) den Wohnblocks weichen müssen - aber bei 15 Millionen Einwohnern und jeden Tag ein paar Tausend (Zehntausend?) mehr habe ich dafür ein gewisses Verständnis (das Verständnis hat die Form einer Dreizimmerwohnung in einem Wohnblock mit Zentralheizung, Toilette und einigen pseudoantiken Möbeln). Wieso dass man aber alte Häuser abreisst, um sie durch pseudoalte zu ersetzen, übersteigt mein Verständnis. Man ist gerade als Ausländer versucht zu rufen, tut das nicht - und vor allem nicht wegen mir! Und gerade hier läuft man wieder in die Falle der westlichen Selbstüberschätzung - das ganze ist schon auch für Touristen - aber vor allem für die aus China. Ganz abgesehen davon, dass wir Europäer, die wir unsere historischen Innenstädte - sofern noch vorhanden - entvölkert und mit Anwaltskanzleien, Banken und Versicherungen gefüllt haben, nun verlangen, dass man hier ja auch die Leute hundert Meter vom Stadtzentrum wohnen lässt - zu sozialen Mietzinsen natürlich. Es hat also alles iregndwie zwei Seiten, und ich bin sicher, dass das Resultat der Umbauten ziemlich ansprechend sein wird, und ich da auch gerne mal hingehe - nur schon, weil man sich nicht ständig vor dem Überfahrenwerden in acht nehmen muss. Bis zur Olympiade ist ja sicher auch alles fertig.

Alte Siheyuans hinter grauen Mauern

Ein hübscher Bauzaun (man beachte das Ming-Gemälde der alten Hauptstadt oben auf dem Zaun) verdeckt den Abriss dahinter

(Man entschuldige die schlechte Qualität) Zu sehen ist eine Zeichnung wie es werden soll. Der letzte Rest Laub in der Stadt verdeckt die Strassenbahn. Wichtig auch die Olympischen Logos (und die grossen Autos im Vordergrund).

Manchmal fragt man sich ja, ob das ganze einen Sinn ergibt, irgend einem Plan folgt. Die Antwort kann man sich in der Beijing Urban Planning Exhibition (netterweise gleich nebenan) geben lassen. In dieser grossen Ausstellung wird einem der Eindruck geben, dass irgendwer sehr genau weiss, wohin es mit dieser Stadt gehen soll - und das alles schon besser geworden ist, das wirklich grossartige aber noch kommt. Die Probleme (Verkehr, Umweltverschmutzung) werden durchaus nicht verschwiegen, doch auch hier wird alles besser. Als kritischer Naturwissenschaftler ist mir in dem ganzen ja etwas zu viel blaues Neonlicht und Multimedia und beruhigende Stimmen aus dem Off und Musik, die von Hans Zimmer sein könnte. Aber irgendwo zwischen dem grossen Modell der verbotenen Stadt und dem wirklich grossen Modell von Beijing schlug das Kind im Manne zu und ich begann wie wild, Beijing Miniature zu photographieren... Hier also die Stadtführung ohne den Raum zu verlassen.

Die verbotene Stadt in klein. Der Traum jedes Städteplaners: Riesig viel Platz, nur ein Bewohner auf den es ankommt und alles Fussgängerzone. Ach ja, und wie toll das alles geworden wäre, hätten die Qing schon Laser und blaue LEDs gehabt.

Das Herzstück der Sammlung - Beijing in klein (hier die nördliche Hälfte der Stadt)

Man kann den Saal auch verdunkeln und sich Beijing bei Night anschauen

oder sich vorstellen, wie Beijing in Rot (Rotlichtbezirk in der ganzen Stadt? Kulturrevolution? Die Chinesen als erste auf dem Mars?) aussehen würde. Nun zu den Highlights..

Der Westbahnhof. Bei meinem ersten Besuch 1997 gerade fertiggestellt. Schon damals mit einer riesigen U-Bahn Station. Nächstes Jahr dann auch mit U-Bahn Anschluss.

Der geplante Südbahnhof. Auch nicht klein, und da fährt die U-Bahn glaub ich auch schon hin...

Die Gegend um die Seen herum. Das graue Gewusel will uns sagen, dass hier Hutongs und Siheyuans weiterhin ihren Platz haben.

Der Olympiapark. Von den neuen Stadien gibts auch noch grosse Modelle, mit Beleuchtung!

Das National Stadium mit roten LEDs. In der ganzen Ausstellung werden die Namen von ausländischen Architekten nicht ein einziges Mal genannt, obwohl detailliert auf die Designs eingegangen wird. Was die beiden Professoren meiner Alma Mater wohl davon halten?

Der Central Business District - viel wilde Architektur, viel grosses - da kann man doch noch mehr draus machen (so mit Licht und so...)

Man kann - Anfahrt auf Guomao von Westen her (die Lichter können einzeln an- und ausgemacht werden)

Guomao von oben - hinten rechts mein alter Freund, der neue CCTV Tower. Architekt Rem Koolhaas (hab mir ein Buch gekauft, den auch werden die Architekten nicht erwähnt...)

Und hier noch was nettes: Der Chinese Ethnic Culture Park (China in klein) als Modell im Modell...