Dienstag, 9. September 2008

Ein gutes Wort für Sämi


Unser Berner Bundesrat hats nicht leicht, "halber Bundesrat" und "scheintot" wurde er von seiner Parteispitze genannt - da wär ich wohl auch ausgetreten. Und jetzt kam auch noch die Nef-Geschichte dazu, und alle, die sonst den Datenschutz noch höher werten als Gott und Vaterland, verlangen nun, dass Schmid alles schon gewusst haben sollte. Und die Weltwoche und die SVP haben es sowieso schon immer gewusst und wollen jetzt aus Trotz keine neunen Panzer kaufen (damit hat die ganze Sache wenigstens etwas Gutes). Das eigentliche Problem liegt aber ganz woanders (meint zumindest der Blick).
Wie auch immer. Ich war ja zugegebenermassen nie ein grosser Sämi-Fan, einerseits weil ich mit seinem Departement viel interessante Korrespondenz ausgetauscht habe, und andererseits, weil der Sämi halt nicht der Ogi ist und gelegentlich schon etwas trocken herüberkommt. Nun war ich am Sonntag mal wieder in die Schweizer Botschaft eingeladen (ein Danke hier auch an die Steuerzahler unter meinen Lesern), wo Bundesrat Schmid zu einem Empfang mit der paralympischen Delegation geladen hatte. Um jetzt auch mal etwas positives zu sagen: Schmid hielt eine sowohl inhaltlich als auch rhetorisch sehr gute Ansprache, war offensichtlich vorbereitet (im Gegensatz zu Exkollege Blocher) und kam als bescheidener, seriöser und hart arbeitender Magistrat herüber, der auch den Kontakt zu nicht prominenten Anwesenden sucht.
Die Tatsache, dass sich Schmid seinem den Behindertensportlern vor langem gegebenen Versprechen, hier in Beijing dabei zu sein stärker verpflichtet fühlt als der Schweizer Sonntagspresse, ist sicher kein Zeichen von Feigheit. Wie ein Zwischenrufer richtig bemerkte, "ist das eben noch ein Mann mit Charakter" - und Schnauz.

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