Freitag, 30. Januar 2009

Neujahr auf Chinesisch

In der Nacht vom 25. zum 26. Januar begann das Jahr des Ochsen. Etwas fahrlässig hatte ich dafür keinen Plan gemacht, und zog mit dem zu Besuch in Beijing weilenden Tobias einfach los, um ein Restaurant für ein Abendessen zu finden. Ich war etwas überrascht, wie wenig auf Beijings Strassen am frühen Abend los war und wie viele Restaurants geschlossen waren. Deshalb bewegten wir uns Richtung Guijie, eine der Ecken in Beijing mit der höchsten Restaurantdichte, in der Hoffnung, da was zu finden. In der Tat gab es einige offene Restaurants, wir fanden aber etwas noch viel besseres... Im "Free as a Bird", einem sehr hübschen Hofhaus-Restaurant, begann gerade die Neujahrsparty der Angestellten, als wir reinschauten um herauszufinden ob das Restaurant offen ist. Da ich im Sommer schon ein paar mal da war, unter anderem zur Schlussfeier der Olympischen Spiele, erkannten mich ein paar der Angestellten und luden uns zur Party ein. Damit hatten wir Gelegenheit, eine sehr Chinesische Feier mitzuerleben. Die Leute vom Free as a Bird stammen fast alle aus entlegenen Regionen Chinas (Tibet, innere Mongolei, Mandschurei, Guizhou...) und hatten keine Gelegenheit fürs Neujahr nach Hause zurückzukehren und feierten drum am Arbeitsplatz. Es begann mit einem grossen Festessen, wo insbesondere glückbringende Jiaozi und Fisch gereicht wurden. Dazu gabs zum Glück keinen Baijiu, aber eine andere Chinesische Delikatesse, nämlich Rotwein mit Sprite... Um acht begann dann die grosse Neujahrsshow am Chinesischen Fernsehen - ein gigantisches Potpurri von Farben, blinkenden Lichtern, Witzen und Gesang, das helfen soll, die Zeit bis Mitternacht zu überbrücken (normalerweise geht man hier ja früh schlafen). Auch wenn das Programm die ganze Zeit lief, schaute kaum jemand hin, stattdessen feierten wir erstmal den Geburtstag des einen Tibeters, dann gabs die grosse Verlosung (Bettdecken und ein Fahrrad als Preise), rote Umschläge (mit dem jährlichen Bonus) von der Chefin und zwischendurch wurde im Hof Feuerwerk abgefeuert. Wir spielten auch Karten, wobei wir nach langem herausfanden, dass die Regeln im wesentlichen unserem "Arschlöchle" entsprechen, mit dem Unterschied, dass der Verlierer einen weissen Papierstreifen ins Gesicht geklebt kriegt. Zwischendurch war die Stimmung auch etwas Melancholisch, wenn fast alle mit der Familie zu Hause telephonierten. Als dann Mitternacht endlich hereinbrach, ging das Feuerwerk richtig los - nicht ein zentral organisiertes, sondern Millionen Raketen die von überallher abgefeuert wurden. Nach einem glücksbringenden Congee und etwas Karoke (ich sang bei "Beijing Huaning Ni" mit und zusammen mit Tobias das "Buurebüebli") machten wir uns dann auf den Heimweg, wobei es etwa eine Stunde dauerte, bis wir ein Taxi fanden. In der Zwischenzeit wurde unvermindert weitergefeuerwerkt, es war etwas kühl, aber keineswegs langweilig...
Mehr Bilder von dem Abend gibts hier.


Courtyard (by niklausberger)

First Fireworks (by niklausberger)

Loosing at cardgames (by niklausberger)

Fireworks (by niklausberger)

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