Wir kriegten zwei geräumige Zimmer im vierten Stock zugewiesen, meines mit einem leicht stalinistischen Farbschema, dafür aber wegen der dicken Mauern mit sehr angenehmem Klima. Sanitäre Anlagen gibt es innerhalb der Tulous nicht (ausser in der Form von Nachttöpfen) - dafür muss man raus in die Wildnis (Mittelalter) bzw. ins Klohäuschen (touristische Neuzeit).
Bevor wir uns da zur Ruhe legten, schauten wir uns noch ein paar Tulou in der Umgebung an, um dann in einem von diesem Hakka-Spezialitäten zu Abend zu essen. Das essen war sehr gut, der selbstgemachte Klebreiswein auf jeden Fall sehr süss (und nur im 3.5 Liter Tontopf zu kaufen...). Dazu unterhielten wir uns gut mit einem Einheimischen - von dessen gutem Englisch wir ziemlich überrascht waren, bis wir herausfanden, dass es der Englischlehrer der lokalen Mittelschule ist; dafür war sein Englisch dann doch wieder nicht so gut. Das Gespräch drehte sich auch um die Geschlechterverhältnisse in China, und hier kann man die Frage unterschiedlich stellen und dann auch unterschiedliche Antworten kriegen: "Werden hier auf dem Land Knaben irgendwie bevorzugt (geboren)?" - "Nein, nein, so was wäre ja nicht erlaubt" - "Wie sieht denn so eine typische Schulklasse aus, mehr Mädchen oder mehr Jungs?" - "Mehr als zwei Drittel Jungs." - eben doch...
Um das klebrige Gefühl vom Reiswein wieder loszuwerden (der soll übrigens sehr gut sein für schwangere Frauen und während der Geburt), zogen wir noch ein Tulou weiter, wo wir diesmal auf Chinesisch mit dem Gastgeber diskutierten und sehr guten einheimischen Tee tranken.
Dann war es auch schon spät (halb elf?) geworden, und wir begaben uns zurück zum Hoteltulou, wo wir zwar noch ins Tulou-Rund, aber nicht mehr in unsere Hotelpartition reinkamen. Nach langem überlegen kam Reini dann auf die Idee, einfach in einer anderen Ecke hochzugehen und über die Tulou-Gallerie zum Zimmer zu gehen. Passt auch.
Die Tulou-Übernachtung hat mir dann auch aufgezeigt, dass die Erdhäuser wohl für das Landleben, wo alle mit den (zahlreichen) Hühnern aufstehen und ins Bett gehen ganz gut geeignet sind, als Hotels aber etwas weniger: Das Rund des Tulous verstärkte die Geräusche von ein paar noch später heimkehrenden Gästen doch sehr stark und die Holkonstruktion bewegt sich immer etwas mit, wenn jemand auf den Gallerien rumgeht. Ansonsten hab ich aber ausgezeichnet geschlafen; die Konstruktion des Tulous scheint mir in vielem älteren Chinesischen Wohnblocks (auch mit externem Klohäuschen) überlegen - ästhetisch sowieso.
Und damit sind wir am Ende des Hakka-Tulou-Ausfluges angelangt (wenn auch noch lange nicht am Ende der Xiamen-Reise). Eine Diashow durchs Hakkaland gibts hier.
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