Donnerstag, 31. Juli 2008

Feuermauer

Ich habe jetzt etwa in der siebten Online-Zeitung gelesen, dass das Internet entgegen den Versprechungen auch im Olympia-Pressezentrum zensiert wird. Das mag so sein oder nicht, ich komme da ja nicht rein. Gerne werden als Beispiel für geblockte Seiten neben Amnesty und so auch "ausländische Newssites, z.B. die BBC" genannt. Nun, entweder haben die da im Pressezentrum einen speziellen Filter, oder irgendwer hat nicht so genau recherchiert. Ich habe mir zumindest eben gerade den BBC Artikel zur Webzensur inklusive Video angeschaut. Die BBC behauptet im übrigen auch nicht, dass sie geblockt ist. Was hingegen nicht funktioniert, ist die chinesische Ausgabe der BBC - da wird fast die ganze Seite geladen und dann die Verbindung zurückgesetzt. Nun, das sollte die Arbeit der Journalisten nicht allzu sehr behindern; wohl eher stört, dass die zur Entspannung dringend benötigen Websites erotischen Inhalts zum Teil nicht zugänglich sind. Ansonsten gibts ja noch den VPN-Zugang über die heimische Redaktion oder auch einen Proxy. Hier fragt man sich natürlich auch, weshalb sich jemand die Mühe macht, das Netz zu filtern, wenn die Filter so einfach zu umgehen sind... Manchmal hat man schon fast das Gefühl, dass sich die hiesigen Oberen in der Rolle des kleinen Bölimanns zu gefallen beginnen und den westlichen Medien gerne kleine Horrorstories wie die vom geblockten Internet zum Frass vorwerfen - sollte sich da irgendwo eine grosse Horrorstory verbergen?

Mittwoch, 30. Juli 2008

T-Shirts

Da ich immer noch Hochzeitsbilder (bzw. Bilder von den Vor- und Nachfeiern - wen es interessiert, soll mal bei Flickr vorbeischauen) am sortieren bin, komm ich nicht so recht zum bloggen. Um die lieben Leser bei Laune zu halten deshalb erst mal ein paar T-Shirts aus Nanjings Einkaufsmeile...

T-Shirt (by niklausberger)
"Design" ist in New York, hier in China sind wir mit einem gelben Streifen zum markieren des Zwerchfells zufrieden.

T-Shirt (by niklausberger)
Der kategorische Imperativ der Berner Wanderwege oder Aufruf zur chauvinistischen Promiskuität?

T-Shirt (by niklausberger)
Damit wohl eher zweiteres. Da sind wir doch auch dafür...

T-Shirt (by niklausberger)
Interpretation sehr, sehr schwierig... vielleicht erhellt ja das Kleingedruckte?

T-Shirt Zoom (by niklausberger)
Genau! - Noch Fragen?

T-Shirt (by niklausberger)
Bin ich "Lovis Vvittoi" in einen andren Leben schon mal begegnet?

T-Shirt (by niklausberger)
Na ja, "Gravity" ist sicher "time honored", der Zeitrahmen geht aber wohl doch über ein Jahrzehnt heraus; Newton ist doch schon ne ganze Weile tot...
Bald mal werde ich zum Kleidermarkt beim Zoo fahren und mir das "Eine Million Volkswagen Transporter" T-Shirt kaufen. Falls sonst noch jemand eins will, bitte im Kommentar mit Angabe der Grösse vermerken.

Dienstag, 29. Juli 2008

Es läuft

Vor lauter Olympia und heiraten und rumresien sollte man das wichtigste (oder zumindest den eigentlichen Grund, weshalb ich hier bin) nicht vergessen: BES III und BEPC II laufen! Schon vor 10 Tagen haben wir unsere ersten Kollisonsevnts aufgezeichnet. Zur Zeit läuft noch nicht ganz alles perfekt (war auch nicht zu erwarten), aber es sieht von Tag zu Tag etwas besser aus. Unterdessen ist das Vakuum gut genug, dass wir mit 150 auf 150 mA die Kammer problemlos einschalten können. Allerdings gibts da noch ziemlich viel Noise, dessen Ursprung nur zum Teil verstanden ist. Im Moment sucht die Maschiene gerade, wo das Psi' genau ist, und dann wollen wir da mal ein bisschen Daten nehmen. Es sieht also so aus, als ob meine nächste Schicht am 1. August spannender wird, als die letzten beiden (ist auch nicht so schwierig, da war nämlich gar nix los). Mit etwas Glück kann ich dann abends nicht nur auf Tell, Blocher, Maspoli und andere Helden des Freiheitskampfes sondern auch auf meine ersten "selbstgemachten" e+e- Ereignisse anstossen. Bis dahin soll mal eines unserer ersten hadronischen Events genügen. Wenn wir eine kleine Sammlung beieinander haben, werd ich dann auch mal erklären, was es mit diesem Bild genau auf sich hat.


Sonntag, 27. Juli 2008

Olympia steht vor der Tür

Die ganze Reiseberichterstattung muss noch ein bisschen warten; ich bin noch weit davon entfernt, alle meine Photos aussortiert zu haben. Deshalb erst mal ein paar Updates zum Zustand Beijings zwei Wochen vor dem ominösen 8.8.:

  • Baumässig ist es in etwa gekommen wie erwartet; der CCTV Tower hat eine Fassade, innen kann aber noch nicht viel fertig sein. Die grossen Löcher sind grosse Löcher geblieben, aber wirklich alle Bauzäune in der Stadt sind jetzt olympisch gefärbt und geschmückt. In den nächsten zwei Wochen sollen allerdings noch einige Hotels aufgehen (könnte etwas stressig werden, aber es hat ja bei den offenen noch Platz). Bisher nicht fertig ist meine Strasse, die Yu Quan Lu - keine Ahnung, ob das noch was wird (das Klo am Ende des Hofes steht noch...).
  • Die Luft ist zur Zeit nicht wirklich super, kann aber auch an einer ungünstigen Wetterlage liegen. Subjektiv würd ich sagen, dass es etwas weniger staubig ist.
  • Die neuen U-Bahnen und die Flughafenbahn fahren. Sind auch sehr angenehm, da klimatisiert. Allerdings sind die Umsteigewege zu den bisherigen U-Bahnen schon ziemlich lange (errinert etwas an Bank in London).
  • Die Tatsache, dass nur noch entweder gerade oder ungerade Autonummern unterwegs sein dürfen, entlastet die Strassen deutlich - was allerdings durch die gesperrte Olympiaspur auf allen grossen Achsen zum Teil wieder kompensiert wird. Taxis sind auch schwerer zu kriegen.
  • Ich versteh jetzt, wie die astronomische Anzahl von freiwilligen Helfern zustande kommt: Fast alle Guards und sämtliche Nachbarschaftskommitees wurden olympisch eingekleidet und machen jetzt Werbung für das einheimische Yanjing-Bier. Rumstehen (Guards) bzw. rumsitzen (Angehörige der Nachbarschaftskommitees) tun genau die selben wie vorher. Aber sie wurden sicher alle gebrieft und können jetzt auch Englisch ("Hello!" kannte man schon und "Bye bye!" wird wohl ironischerweise zur offiziellen Olympiavokabel.
  • Gebrieft wurden auch die Taxifahrer - aus normalerweise gut unterrichteter Quelle hiess es da, man solle Angehörige gewisser Minderheiten (die auch genannt wurden, die ich jetzt aber hier nicht den Zensursuchmaschienen darbieten möchte) und Leute in langen, wallenden Gewändern nicht befördern. One world - one dream. Aber ist ja alles nur zu unserer Sicherheit.
  • Sicherheit: Zu meiner grossen Erleichterung wird das Gepäckscannen in der U-Bahn nicht ganz so heiss gegessen wie es angerichtet wurde. Wahrscheinlich sind auch hier nur "verdächtige Elemente" das Ziel. Falls sich jemand also die Spiele anschauen will - den Prophetenbart abrasieren, die Rastas schneiden und die Burkha gegen einen Minijupe tauschen bringt ausser modischer Aufwertung auch erleichtertes Taxi- und U-Bahn-fahren.
  • Sicherheit II: Ich bin am Samstag auf dem Weg vom Mittagessen zur Chinesisschule am Arbeiterstadium vorbeispaziert. Hier wird Sicherheit ganz gross geschrieben. Innen am Zaun wurde ein zweiter Zaun aufgebaut, dazwischen patrouillieren Soldaten. An den Eingängen stehen riesige Zelte für die Sicherheitskontrollen, wo auch Autos auseinandergenommen werden können. Checkpoint Charlie vor 89, aber alles in freundlichem rot und orange gehalten.
  • Um die olympischen Touristen vor gefälschten DVDs zu schützen, verkufen die einschlägigen DVD-Shops nur noch chinesische Filme. Aus ebenfalls gut unterrichteter Quelle habe ich vernommen, dass das breite Angebot europäischer Qualitätsfilme und Hollywood-Blockbuster eine Tür weiter hinten nach wie vor auf den Filmfreund wartet.
  • Es gibt hier ein Stück Strasse, an dem es auf 50 Metern drei "Pure Girl" Bars gab. Nach einem erfolgreichen Drogenraid vor ein paar Monaten wurden alle geschlossen. Für olympia gehen wohl zwei wieder auf. Sie heissen jetzt "A little high". Irgendwer kann hier sehr schlecht Englisch oder hat einen sehr englischen Sinn für Humor.
Ich freu mich jetzt wieder deutlich mehr auf Olympia - meine Erwartung, dass hier eine beinahe unerschöpfliche Mine schräger Geschichten auf mich wartet scheint sich zu erfüllen...

Mittwoch, 23. Juli 2008

Wieder da

Nun denn, ich bin wieder in Beijing eingetroffen. Hier ist es ziemlich war und ziemlich olympisch. Die Yu Quan Lu ist aber immer noch eine Baustelle und die Sichtweite nicht gerade berauschend. Unterdessen war ich in Nanjing, Shanghai, Hong Kong und Unterseen; inklusive den Bildern von vor und nach der Hochzeit hab ich etwa 3000 noch nicht wirklich sortierte Photos auf meiner Harddisk. Je nachdem, wie viel Zeit ich habe, wird es hier also schon bald einiges zu sehen geben. Geplante Artikel sind z.B.:
  • Nanjing bei Tag und bei Nacht - die grosse Tour
  • Shanghai und die Expo 2010 - es wird wieder mal was gebaut
  • Fahrt mit dem Maglev (Transrapid) - zu kurz, um schnell zu sein
  • Der Himmel in Hong Kong - inkl. Gewitter
  • Asiatische Grossflughäfen im Vergleich - Pudong, Chep Lap Kok und Beijing III
  • Bereit für Olympia?
Weiter findet schon bald mein erster Auslandschweizer-1.-August statt und eine Woche darauf findet ein Empfang mit dem Bundespräsidenten statt. Und BEPC II läuft, es gibt erste Events von BES III...

Samstag, 12. Juli 2008

Nanjing Highlight

Nun, Nanjing hat mir sehr gut gefallen, vor allem aus einem Grund: Es gibt in einer unterirdischen Passage ein Schweizer Restaurant, Bebbis - wie im Bernerhof in Interlaken (an beiden Orten wird man übrigens auch von Asiatinnen mit Kuh-Muster-Juppes bedient). Bei 35 Grad hatte ich nicht die ganz grosse Lust auf Swiss Cheese Hotpot, und habe damit schon die zweite Bebbis Filiale links liegengelassen - ich hoffe mal, ich darf trotzdem meinen Schweizer Pass behalten...

Bebbis Nanjing (by niklausberger)

Sightseeing in Hefei

Das Sightseeing in Hefei kam wegen gelegentlicher Gewitter und einem klaren Mangel an freien Taxis etwas zu kurz. Hefei scheint aber eine gute Chinesische Provinzstadt zu sein; es gibt mindestens zwei Hochhäuser mit Drehrestaurant.

Hefei Architecture - Rotating Restaurant! (by niklausberger)

Die Oper Anhuis ist nicht ganz so stylisch wie die in Beijing, dafür kann man direkt vor dem Eingang parken (in Beijing ist das wegen dem Teich nicht wirklich möglich).

Anhui Opera House (by niklausberger)

Ansonsten gibt es einen Park mit See, beleuchteten Brücken und einer hübschen Pagode (zumindest im Dunkeln sah das alles sehr toll aus).

Hefei by Night (by niklausberger)

Hefei by Night (by niklausberger)

Hefei by Night (by niklausberger)

Ach ja, eine ringförmige, beleuchtete Fussgängerüberführung gibts auch noch. Was es auch gibt in Hefei, ist ein moderner, schneller Zug nach Nanjing. Dort wiederum hatte ich viel Zeit für Sightseeing und es gab auch viele Sights zum sehen. So viele, dass ich mir mal wieder eine Festpaltte gekauft hab und wohl bis nach Olympia mit Photos sortieren beschäftigt bin (und da sind die paar hundert Shanghai-Bilder noch nicht mit dabei. Drum ist hier erst mal Schluss mit lustig, als Trost für all die Leser, die ausser meinen Photos nichts sehenswertes zum anschauen haben noch ein Photo des Hefeier Hauptbahnhofs, der einem über so manches hinwegtrösten kann.

Hefei Station (by niklausberger)

USTC

Unser Kollaborationsmeeting fand an der University of Science and Technology of China (kurz Ke Da) in Hefei statt. Diese Institution soll laut Planung zu einer der Topunis in China werden - auf gewissen Gebieten ist sie es bereits.

IMG_8737b (by niklausberger)
Physikgebäude der USTC

Gerade die Hochenergiephysik hat da eine lange Tradition, auch weil Zhao Zhongyao da gelehrt hat. Der war immernhin der erste, der Antimaterie (in Form eines Positrons) gesehen hat; allerdings hat er das nicht gemerkt (1929 hatte Dirac seine Gleichung zwar schon geschrieben, aber ebenfalls noch nicht begriffen, dass sie Antimaterie vorhersagt). Anderson, ein Kollege Zhaos, machte dann die entscheidenden Nebelkammeraufnahmen und stellte die Verbindung zu Diracs Arbeit her. Dafür erhielt er dann auch den Nobelpreis. Zhao hat er weder zitiert noch in seiner Nobelrede erwähnt.
Nun, wie dem auch sei, wir haben (bei brütender Hitze, notabene) einen Zhao-Gedenkstein eingeweiht. Die meisten der USTC Professoren (und -innen) hatten bei Zhao ihre Teilchenphysik gelernt und sprachen denn auch bewundernd von ihrem Lehrer.

Unveiling Mr Zhao
Mein oberster Chef und der Chef bei der USTC weihen Herrn Zhao ein.

Nun, heute ist die USTC führend in der Elektronik für Experimente wie unseres; hier wurden sowohl die ToF als auch Muon-Frontends gebaut. Hier ein paar Bilder dieser, und weiterer Elektronik für diejenigen unter meinen Lesern, die so was lustig finden. übrigend testen die hier auch Boards, wo sie einen FPGA als TDC verwenden, mit Hilfe der Carry-Bit-Line; fand ich eine coole Idee...

BES III ToF Front End Board (by niklausberger)
ToF Frontend-Karte

BES III ToF Clock Distribution Board (by niklausberger)
Flugzeitsystem-Taktverteiler-Karte (Deutsch ist schon toll für Eelektronik...)

BES III Endcap ToF Preamps (by niklausberger)
Endcap-ToF Vorverstärker

BES III Muon Frontend Teststand (by niklausberger)
Muon-Elektronik Teststand; die Karten im Holzrahmen stecken direkt auf den Kammern; im Experiment sind die schwarzen Kabel 16m lang.
RPCs for STAR (by niklausberger)
Im Reinraum - hier werden RPCs für STAR am RHIC in Brookhaven gebaut.

MWPC Test Stand (by niklausberger)
Cosmic Test einer MWPC für ToF-Zwecke.

Atomic Member (by niklausberger)
In diesem Zimmer sitzt der/das Atomic Member. Einmal Szechuan-Gurken für den ersten, der mir sagt, was das ist...

Montag, 7. Juli 2008

Nachtzug nach Hefei

Nun, dank dem allgegenwärtigen drahtlosen Internet und einiger - na sagen wir mal "nicht extrem aufregender" - Vorträge hier ein erster Blogbeitrag aus Hefei in Anhui. Ich muss ja gestehen, dass auch ich bis ich von dem Meeting hörte, nicht wusste, dass es Hefei gibt und wo genau Anhui ist. Ich denke, viele meiner Leser haben ähnliche Wissenslücken. Und eine Wissenslücke ist dies in der Tat, denn die Provinz Anhui hat immerhin 62 Millionen Einwohner (wie Frankreich) und Hefei selbst etwa 4.4 Milllionen (wie die Schweiz ohne Welschland). Sonst kann ich noch nicht zur Gegend sagen, dass Meeting hält mich im Griff.
Nach Hefei sind die meisten aus Beijing mit dem Nachtzug Z73, der die 900 km in etwas unter 10 Stunden zurücklegt. Den Zug zu nehmen, lohnt sich schon wegen dem Anblick von und dem Betrieb auf Beijings Bahnhof am Abend.

Beijing Railway Station by Night (by niklausberger)


Da wir gleich einen ganzen Schlafwagen belegt hatten, herrschte so ein bisschen Schulreisestimmung. Von Platz und Ausstattung her sind die Chinesischen "hard bed" Schlafwagen ähnlichwie die Viererabteile im Schlafwagen von City Night Line, ausser das es sechs Betten statt vier hat und das Abteil keine Tür.



Night TrainZ73 to Hefei (by niklausberger)

Night TrainZ73 to Hefei

Geschlafen hab ich nicht viel, haben wir doch bis nach Mitternacht über Physik diskutiert. Auch nachher wollte ich gelegentlich schauen, was draussen so zu sehen war - zwischen Beijing und Hefei scheint China ziemlich flach zu sein und ziemlich dicht bevölkert. Mit dem ersten Licht des Morgens sah man dann das wunderbar frische Grün der Reisfelder und viele Wasserbüffel. Leider wurden die Photos aus dem Zug raus nichts.
In Hefei ist es vor allem heiss, 35 Grad mit Sonne sind viel, viel wärmer als die 30 Grad mit Dunst in Beijing. Was ich bisher von der Stadt gesehen habe, ist typisch Chinesische Provinz, viel gekacheltes, viele Wohnblocks und wenig erbauliches. Es soll aber ein nettes Stadtzentrum geben; ich hoffe, ich komme da mal noch vorbei. Hier erst mal ein Blick aus meinem Hotelzimmer.

Hefei by Night

Samstag, 5. Juli 2008

Hefei - Nanjing - Shanghai - Hong Kong

Bald gehe ich auf den Nachtzug nach Hefei. Dies ist wird die erste Station einer langen Reise zur Hochzeit meiner Schwester. In Beijing verpass ich dabei den Endspurt zu Olympia; wenn ich wiederkomme wird wohl wie durch ein Wunder alles fix und fertig sein. Das Wetter hält einem zur Zeit nicht hier; es ist heiss und feucht und regnet täglich (im Süden Chinas ist es das selbe, aber in der Schweiz solte dann alles ein bisschen besser sein). Ich hoffe, auch von unterwegs ab und an ein bisschen bloggen oder ein paar Photos zeigen zu können. Falls nicht, ist bis Ende Juli wieder mal Blogpause.

Nur zu Ihrer Sicherheit

Die Drohung stand in Form von Röntgengeräten schon länger im Raum (in den Stationen), nun wurde sie wahr gemacht. Auf Beijings U-Bahn muss ab sofort das Gepäck geröngt werden. Ein Grund mehr, nicht zu Stosszeiten zu fahren. Und auch sonst eher ein Taxi zu nehmen. Alles natürlich nur zu meiner Sicherheit. In China wird ja die Sicherheit gerne vorgeschoben, wenn etwas nicht erwünscht ist, oder nur gegen Aufzahlung möglich. So heisst es etwa ab und zu, "this area is not safe for foreigners", was bedeutet, dass da irgend was ist, was man nicht sehen sollte (z.B. besonders freundliche, aber auch besonders arme Bauern). Bei unserem Dampfeisenbahnausflug hiess es, der Zug sei nicht sicher für uns (aber für die Kinder der Metallarbeiter kein Problem), wir bräuchten einen Guide. Zähneknirschend (es war viel Staub und Sand in der Luft und damit auch zwischen den Zähnen), haben wir uns also einen Guide geleistet. Die arme junge Frau wusste weder, wo der Zug abfährt noch in welche Richtung er fährt und war ganz offensichtlich das erste Mal an Bord.
Man möchte hoffen, dass Sicherheit als Ausrede typisch ist für einen Einparteienstaat mit manchmal autoritären Zügen. Dem ist aber nicht so, auch im Westen wird Sicherheit immer öfter als Ausrede für fast alles vorgebracht. Wir dürfen aus Sicherheitsgründen keine Flüssigkeiten ins Flugyeug nehmen. Ebenfalls aus Sicherheitsgründen darf niemand verraten, wie man denn mit Flüssigkeiten einen Flieger in die Luft sprengen könnte (mir zumindest ist nicht klar, wie man das anstellt ohne sich selbst schon im Bus zum Flughafen in die Luft zu jagen). Damit ist ein Perpetuum Mobile aus Sicherheitsargumenten geboren - meine Rechte werden sicherheitshalber eingeschränkt, sicherheitshalber darf ich nicht wissen, weshalb. Ein Schlem, wer dabei böses denkt. Aus Sicherheitsgründen muss die Airline den USA (und bald auch der EU) mitteilen, was ich für Essen bestellt hab (als ob ein Selbstmordattentäter auf seinem letzten Flug nicht über seinen Schatten springen und koscher statt halal bestellen könnte...). Sicherheit ja, aber ich will auch einsehen können, weshalb. Sobald wir nicht mehr einsehen können/dürfen, weshalb wir etwas nicht dürfen, wird ein Staat totalitär und die Terroristen haben ihr Ziel erreicht.

Fischkopf

Bisher war ich ja immer der Meinung, dass ich die Fischköpfe besser den Chinesen überlasse und mich bei den Fischen auf die Filets konzentriere. Gestern hat mich nun Dominic überredet (oder hab ich mich wieder mal selbst eingeladen?), mit ein paar Arbeitskollegen von ihm Riesenfischkopf essen zu gehen. Es gibt da eine Restaurantkette in der Stadt, die sich auf Riesenfischköpfe spezialisiert hat. Nun, ich hab ja keine Ahnung, was für Fische das sind, wo der Kopf alleine 3.5 kg wiegt. Aber gut sind sie. Der Kopf kommt in einem Sud mit viel Chili und Knoblauch und es gibt Fladenbrot zum tunken (ist das Deutsch?). Und es ist nicht nur Knochen, sondern auch richtig viel Fleisch (Fisch?) dabei. Die Backen alleine waren von der Grösse wie Forellenfillets. Wegen Sintflutartigen Regenfällen hatte ich keine Kamera dabei. Falls aus Dominics Photos was geworden ist, werde ich die bei Gelegenheit hier posten.
Auf jeden Fall wieder mal eine kulinarische Entdeckung, die einmal mehr lehrt, dass man nie ohne Grund "ess ich nicht" sagen soll...