Donnerstag, 5. März 2009

Vorurteile

Gerade als Expat soll man sich ja vor Vorurteilen hüten. Im Moment wird mir das mal wieder ein bisschen schwer gemacht. Bei den Chinesen gehts ja noch, da gibts das Gesetz der grossen Zahl - wenn man denn genug Chinesen auf einen Fleck packt, werden sicher ein paar das Vorurteil erfüllen. Und Chinesen gibts nun mal sehr viele (kleine, dunkelhaarige mit Schlitzaugen), das ist kein Vorurteil, sondern eine Tatsache. Noch nicht so sicher bin ich von wegen Bürokratie; hier haben die Chinesen ja auch einen vorauseilenden Ruf; und nachdem mir mal wieder das Reiseantragsformular mit den neun Feldern für Unterschriften und dem Feld für den Lebenslauf untergekommen ist, glaub ich auch wieder dran. Die eigentlich Entscheidung, dass ich verreisen darf, viel aber völlig unbürokratisch... Wirklich traurig sind zwei andere Beispiele: Vor kurzem ist es mit in den eineinhalb Jahren in Beijing zum alleresten Mal untergekommen, dass beim Essen bezahlen zu wenig Geld auf dem Haufen lag; war auch das erste Mal, dass ich mit jüdischen Amerikanern hier essen war. Und die drei Mal, wo mir hier Drogen angeboten wurden, wars jedesmal ein junger Herr dunkler Hautfarbe. Ich weiss, das sind Einzelfälle, die mir wohl nur auffallen, weil ich eben doch das eine oder andere Vorurteil habe; es wär nur alles so viel einfacher, wenn sich die Einzelfälle ein bisschen Mühe geben würden...
Am besten im vom Einzelfall aufs Allgemeine zu schliessen sind nun aber definitiv die Einheimischen (ist das auch schon wieder ein Vorurteil?). Wegen der beiden Tierköpfe aus dem alten Sommerpalast, die aus Yves Saint-Laurents Sammlung versteigert wurden (und auf die China Anspruch erhebt), sind alle Franzosen "gegen China". Deutschland reduziert sich auf Ma-Ke-Si, Shi-te-ler und Ba-la-ke (Marx, Hitler, Ballack; wobei man über Marx nur ungern spricht). Die Schweiz wie gewohnt auf Uhren, Schokolade, Banken und schöne Landschaft (ist ja auch alles wahr...), wenn wir nicht gerade mit Schweden verwechselt werden (ist auch hier sehr beliebt; Ruishi und Ruidian sind aber auch sehr ähnlich). Wir Schweizer kommen (unterdessen trotz und nicht mehr wegen der Banken) also sehr gut weg - haben wir das irgendwie verdient, oder ist es nur ein Zeichen von Unkentniss?

3 Kommentare:

  1. fuer die schweiz gilt das gesetz der kleinen zahl. wir sind zu wenige um flaechendekend vollidiotie zu betreiben, ich denke das ist alles. haetten wir 300 millionen schweizer, stuenden wir ebenso 'schlecht' da.
    L.

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  2. Einverstanden; ich denke aber, es braeuchte deutlich weniger als 300 Millionen um so weit zu kommen...

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  3. liegt vielleicht weniger an der bevölkerungszahl als an der bekanntheit; schweizer politik ist ja so weltbewegend nicht; oder vielleicht, weil die negativen seiten der schweiz nicht nur mit einem wort auszudrücken sind (ausser vielleicht "blocher", aber den kennt zum glück doch nicht die ganze welt...)

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