Dienstag, 2. Juni 2009

Literaturtips aus gegebenem Anlass

Die Tage, an denen sich das, wovon niemand spricht zum 20. Mal jährt, stehen vor der Tür. Nach Blogspot ist nun auch Flickr (und für mich nicht so wichtig, auch Twitter) geblockt. Und so wird das traurige Jubiläum wohl in aller Stille begangen werden. Nicht in der andächtigen Stille, die dem Analss angemessen wäre, sondern in einer unheimlichen, künstlich verhängten Stille. Statt über die Geschehnisse nachzudenken, auch um daraus zu lernen, herrscht Denkverbot.
Glücklicherweise kann ich (und wer dies liest) gewisse Mauern überwinden. Wer mehr wissen will, dem kann ich folgende Bücher empfehlen:
  • Jan Wong: Red China Blues (Anchor Books, 1996); Die Autorin, eine Kanada-Chinesin zog als überzeugte Maoistin während der Kulturrevolution nach China, wurde dort gründlich vom Maoismus geheilt. 1989 war sie als Korrespondentin einer kanadischen Zeitung in Beijing und hat die Geschenisse auf dem Platz hautnah miterlebt. Das Buch beschreibt die zerstörerische Dynamik hin zum Extremismus unter den Studenten und die Schrecken der letzen Nacht, aber auch die Nachwirkungen in der Chinesischen Gesellschaft. (In ausgesuchten Buchläden in China auf Englisch erhältlich).
  • Ma Jian: Beijing Coma (Chatto and Windus, 2008); Literarische Aufarbeitung der Tragödie aus der Perspektive eines Studenten erzählt, der seit der Schicksalsnacht im Koma liegt. Kraftvolle Sprache, wilde Metaphern und unendlich viele Sprünge zwischen Erzählzeiten und -ebenen machen Beijing Coma zu einer ebenso anstrengenden wie verstörenden Lektüre. Die lebendigen Charaktere und viele Details der Erzählung, die sich mit Jan Wong's decken machen mich glauben, dass der Autor (der unterdessen im Exil lebt) damals auch mit dabei war. (In ausgesuchten Buchläden in China auf Englisch erhältlich).
  • Und dann gibts ganz neu noch das hier. Zeigt die andere Seite, die wir ja sonst nie zu sehen bekommen. Und ist auf absehbare Zeit hier wohl nicht erhältlich - drum hab ich es auch noch nicht gelesen, soll aber sehr interessant sein.
Ich hoffe, den einen oder anderen regt das ein bisschen zum Nachdenken an - so wie ich oft spät Nachts, auf der Fahrt mit dem Taxi nach Hause, entlang eben jener Strasse, etwas melancholisch werde - an manchen Stellen auf dem Weg läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Die Geschichte liegt wie ein zäher Nebel über Beijing; still, aber immer präsent.

1 Kommentar:

  1. Klasse Beitrag, dann werde ich mir mal ein wenig Lektüre besorgen !

    Grüsse aus Nanjing
    Bjoern

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