Samstag habe ich einen typischen Expatriate-Tag verbracht; westliches Mittagessen, Chinesischkurs, Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt der deutschen Botschaft, Tee und Apero bei Schweizer Bekannten, Wiener Schnitzel zum Nachtessen und nacher waren wir noch in einem Salsa Club. So übel ist das alles ja auch nicht, gibt einem aber doch auch Gelegenheit zu ein paar Gedanken. Beim Mittagessen im Olive, einem von einem bengalischen Engländer geführten Restaurant in der Nähe meiner Chinesischschule (der wöchtentliche Salat...) kann man jeweils wunderbar die diversen Diplomatenfrauen (ist nahe beim Botschaftsviertel) beobachten, die ihre eigene Langeweile organisieren und sich von Essen zu Kaffee zum nächsten Essen mit ein bisschen Shopping dazwischen irgendwie durch ihr Leben hangeln (kein Wunder gibts in der Gegend diverse Fitnessstudios). Gestern war ein guter Tag, denn man traf sich in der deutschen Botschaft zum Weihnachtsmarkt, wo wir zu westlichen Preisen Glühwein und Sekt tranken und mit dem Preisgefälle etwas Gutes taten.
Anschliessend war ich bei Freunden, die von ihrem Arbeitgeber eine Wohnung in einer dieser Luxussiedlungen am Chaoyang-Park gestellt kriegen. Wunderbarer Blick aus der Höhe auf die vierte Ringstrasse, sehr geschmackvoll eingerichtet und natürlich die Leitungen unter Putz verlegt, der Korridor gestrichen etc. Angeblich bemisst sich die Miete in der Gegen nicht so sehr an der grösse der Wohnung, sondern am Budget des Arbeitgebers - wenn der mehr zahlt, kann die Wohnung auch gerne mal einen Faktor zwei teuerer sein als für Leute, die selbst mieten - kein Wunder halten die Chinesen die Westler für zwar reich, aber manchmal etwas beschränkt. Es gibt mithin also drei Klassen von Ausländern in Beijing - die Studenten, in Studentenwohnheimen wohnen (wobei es auch hier von Achterschlag bis zu Einzelzimmer mit Bad fast alles gibt), diejenigen, die sich selbst eine Wohnung mieten (normalerweise oberer chinesischer Standard) und diejeingen, wo der Arbeitgeber die Wohnung organisiert (und oft auch gleich der Rest des Lebens - auf der Botschaft hörten wir kleine Kinder "wo ist der Fahrer?" rufen). Ja und dann gibts noch mich, der ich eine vom chinesischen Staat subventionierte Wohnung mieten darf (wenn ich dann endlich offiziell angemeldet bin - den Preis kenne ich auch noch nicht definitiv, aber as ich gehört habe, soll er so zwischen 20 und 40 Fr. im Monat liegen - inkl. Nebenkosten).
Ich gebe gerne zu, dass es gut tut, so ab und zu mit Leuten zu reden, die einem einfach verstehen; sowohl sprachlich als auch kulturell (bei dieser Gelegenheit hat mein Versuch, DRS III über Webradio zu hören, den Browser abgeschossen). Drum gabs dann auch österreichisch - sprich Wienerschnitzel zum Nachtessen. Danach fuhren wir ins Salsa Caribe - das Taxi ist des Expats zweites Wohnzimmer - einen (der Name lässt es den geneigten Leser erahnen) Salsaclub. Meine Salskentnisse sind nach wie vor beinahe inexistent, aber es war ein Genuss, bei einem Capirinha den wahren Könnern zuzusehen; besonders schön zu sehen, dass sich Chinesen und Laowais etwa zu gleichen Teilen mischten. Und Chinesen beim Tanzen zuzusehen ist ein Privileg, über das ich an anderer Stelle auch schon geschwärmt habe, das aber viele der unangenehmen Seiten, die diese Stadt auch hat (wurde Heute beim Abstauben mal wieder daran erinnert) problemlos wettmacht.
Am Ende stand dann wieder die Diskussion mit dem Taxifahrer. Mein Aussprache war diesmal korrekt, aber er wollte nicht glauben, dass es so weit im Westen (von Beijing natürlich) noch Laowais gibt, und erst der Zettel (ja der unsägliche Zettel), überzeugte den Fahrer, dass ich nicht zu betrunken für die vier Töne war sondern tatsächlich da wohne (was er unterwegs auch gleich all seinen Kollegen am Telephon erzählte - Telephonieren, Hupen und Lichthupen gleichzeitig ist auch nicht schlecht).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen