Sonntag, 9. Dezember 2007

Mais im Tank?

Sehr im Trend in letzter Zeit ist Biokraftstoff. Sowohl die EU als auch die USA haben in der Ethanolherstellung aus Mais einen Weg gefunden, mit einem guten Gewissen (CO2-neutral, Klimaschutz) die Landwirtschaft zu subventionieren. Das alleine sollte einem schon skeptisch machen (weil da wieder einmal die "falsche" Landwirtschaft, nämlich die, die in Monokultur ein Massenprodukt (dass oft auch noch tausende Kilometer weit zur Verarbeitung transportiert werden muss) für einen vom Staat getragenen Markt produziert, gefördert wird). Man sollte aber auch beachten, dass es zumindest international tatsächlich so etwas wie einen Markt für Mais gibt. Aus dem aktuellen Maispreis (~4$ für ein Bushel - beim Mais sind das rund 25 kg) sieht man aber auch schon, dass da der Schweizer Biobauer nicht auf einen grünen Zweig kommen kann. Das soll aber hier nicht das Thema sein. Sondern die Chinesische Inflationsrate. Die liegt dieses Jahr bei 4.2%, bei einem Wirtschaftswachstum von ungefähr 12%, also alles in allem unter Kontrolle. Was hier die Preise treibt (und zwar vor allem für die einfachen Leute), ist nicht die Tatsache, dass China 52% der Weltzementproduktion und 30% allen Stahls braucht oder dass der Ölpreis ziemlich hoch ist, sondern die Lebensmittelpreise. Hier besonders gestiegen sind die Preise für Speiseöl (hängt am Soja- und Weizenweltmarktpreis) und Schweinefleisch (und hier kommt der Mais ins Spiel, damit werden die Schweine nämlich weltweit gefüttert). Wenn die USA in Zukunft also weniger Mais exportiert und die EU mehr importiert, beide um Biodiesel zu erzeugen, so wird der Mais für den Rest der Welt (wo er oft nicht nur Futtermittel, sonder auch Grundnahrungsmittel - Mexikanische Tortillas - ist) teurer. So etwas schlägt dann auch auf den Soja- und Weizenmarkt durch, und damit können sich in den Entwicklungsländern (da gelten für Nahrungsmittel nämlich Marktpreise) immer weniger Leute ihre eigene Nahrung leisten. Am Ende kommt die Nahrungsmittelhilfe aus dem Westen und macht den Rest von Markt für die einheimischen Bauern kaputt. Dafür ist wieder den Baueren in den Industrieländern geholfen, weil die über die Nahrungsmittelhilfe ihre Überschüsse loswerden können.

Wer also glaubt, mit Biodiesel mit gutem Gewissen sein SUV durch die Gegend fahren zu können, unterliegt einem schweren Irrtum. Auch im Bezug auf das Klima. Denn spätestens, wenn Regenwald (oder auch anderer Wald) abgeholzt wird, um Mais für die Ethanolproduktion anzubauen (z.B. in Brasilien), ist der Biodiesel nicht mehr so bio. Grundsätzlich geht es wohl nicht ohne eine gewisse Reduktion des Energieverbrauchs. Ich will nicht sagen, dass Ethanol aus Mais (oder Soja oder Kelp oder was auch immer) grundsätzlich falsch ist - irgendwas wird es ja auch brauchen, wenn das Öl mal alle ist. Aber zu glauben (wie das wohl viele Politiker zur Zeit tun), dass man Öl 1:1 durch Mais ersetzen kann und damit mit gutem Gewissen weiterwursteln kann, ist nicht nur falsch, sondern auch unmoralisch. Mais ist in erster Linie ein Nahrungs- und Futtermittel, und das Recht auf Nahrung ist nun mal höhere einzustufen als das Recht auf die Teilnahme an Verkehrsstaus. Und von wegen Futtermittel: auch das Recht auf ein Schnitzel.

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