So bin ich also ins ziemlich neue Capital Museum gefahren, habe die Architektur bewundert und mir Artefakte aus einigen Tausend Jahren chinesischer Kultur angeschaut. Das Museum ist ein ziemlich grosser, ziemlich leerer Quader, in dem ein schiefer Bronzezylinder und eine Holzbox die Ausstellungsräume beherbergen. Wirklich gelungen (im Gegensatz zu meinen Bildern - es hatte nicht wirklich genug Licht).
Im Bronzezylinder finden sich alte bis sehr alte Gemälde, Kalligraphien (erstaunlich, wie die auch wirken, ohne dass man viel lesen kann), Bronzegefässe, Jadeschnitzereien sowie die Treasures of the Study, Pinsel, Tinte (in fester Form) und der Tintenstein. Alles von ausgesuchter Eleganz und gut präsentiert, wenn auch die englischen Erklärungen manchmal irgendwie etwas schmal sind (The styles of Ming paintings can be divided into early Ming, middle Ming and late Ming - und dann nix weiter). Es erstaunt schon immer wieder, was China alles hervorgebracht hat, und auch wie weit es Europa für Jahrtausende voraus war.
Auf der anderen Seite des Museums wird die Geschichte Beijings mit Hilfe von Artefakten erzählt, wobei das ganze bis etwa zur japanischen Invasion sehr detailliert ist und mit vielen Artefakten untermauert. Zweiter Weltkrieg und Bürgerkrieg werden etwas weniger detailliert abgehandelt - zu gross ist hier die Diskrepanz zwischen offizieller Geschichtsschreibung und dem was war. Abgeschlossen wird dieser Teil von einer Videoinstallation mit originalem Mikrophon, flankiert von Kanonen, zur Verkündung der Volksrepublik am 1. Oktober 1949.
Im weiteren werden Details der Beijing-typischen Architektur vorgestellt und dabei die Hutongs glorifiziert (die man in den letzten 30 Jahren quasi samt und sonders dem Erdboden gleich gemacht hat). Es ist allgemein auffallend, dass die Zerstörung des alten Sommerpalastes (durch Engländer und Franzosen im Opiumkrieg) wieder und wieder erwähnt wird; weshalb der ganze Rest vom alten Beijing nicht mehr da ist, bleibt verschwiegen; obwohl es zum Teil gute Gründe gibt: 12 Millionen Einwohner kann man nicht alle in einstöckigen Häusern unterbringen; eine Stadtmauer, die die Stadt nicht mehr begrenzt ist vor allem ein Verkehrshindernis usw..
Ungewohnt und etwas verwunderlich war die geringe Anzahl der Besucher - es herrschte eine ruhige Museumsatmosphäre, oft war ich alleine in einem Raum. Die Sicherheitsmassnahmen können es kaum sein, die die Leute abschrecken (am Eingang steht ein Röntgenscanner für Gepäck und eine von diesen Metalldetektortüren - ausser dem Förderband des Scanners war jedoch offensichtlich nix eingeschaltet). Wie dem auch sei, alles in allem ein sehr lohnenswertes Ziel, für alle die, die mich mal besuchen kommen.
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