Freitag, 24. Juli 2009

Totale Sonnenauffressung

Wie sich unterdessen wohl auch in anderen Teilen der Welt rumgesprochen hat, war am Mittwoch in Zentralchina eine totale Sonnenfinsternis (oder eben 全日食, ganze Sonnenauffressung, wie das hier heisst). Ich bin da natürlich hingefahren und wie erwartet hat es dann auch wie aus Kübeln geregnet (genereller Klimahinweis: In Beijing regnets manchmal, südlich davon immer). Entsprechend habe ich auch keine Schutzbrille gebraucht...
Gelohnt hat sich der Ausflug trotzdem, nur schon wegen dem Abendessen mit Kollegen und einem längeren Spaziergang durch Shanghai (am Dienstag, vor dem Regen) bei über 40° C und 98.7% Luftfeuchtigkeit (andere Leute geben einen Haufen Geld aus für Sauna...). Und, man mag es kaum glauben, die Sonnenfinsternis ist auch im Regen eindrücklich - mitten im Tag wirds Stockdunkel. Die Bilder fangen das nur beschränkt ein, da der Dynamikumfang der Kamera da nicht hinreicht (technischer: in der Sequenz hab ich mal noch von 100 nach 1600 ISO gewechselt - die dunkleren Bilder sind mit höherer Empfindlichkeit aufgenommen).

Rainy solar eclipse in Shanghai

Und dann hat man doch tatsächlich kurz nach der Totalität die Sonne durch die Wolken scheinen sehen...

Rainy solar eclipse in Shanghai (by niklausberger)

Sonntag, 19. Juli 2009

Unpolitisch

Auf vielseitigen Wunsch heute mal wieder ein unpolitischer Post mit einigen interessanten (un komplett unzusammenhängenden) Beobachtungen aus dem Reich der Mitte:
  • Der Benzinklau geht weiter - diese Woche wurde bei mir im Hof eine Ambulanz (!) entleert.
  • In Chinesischen Speisewagen kann man selbst Lebensmittel mitbringen und kochen lassen - einer der Gründe, weshalb das Essen am Nachbartisch immer besser aussieht.
  • Man kann auch einen BigMaC gut aussehen lassen (hat mit China zugegebnermassen nix zu tun, ist aber trotzdem schön).
  • Es ist eigentlich zu heiss zum bloggen.
  • Diese Woche hat es ein paar mal richtig heftig geregnet.
  • 4000 Jahre Hochkultur haben in China nicht ausgereicht, um gewisse fundamental phyiskalische Wahrheiten zumindest empirisch zu erfassen; die Weisheit, dass man Abläufe aller Art jeweils an der tiefsten Stelle anbringen sollte, ist weder im Chinesischen Strassenbau noch bei meinem Spültrog angekommen. Führt bei Regen oder Abwasch jeweils zu kleinen Problemen.
  • Überhaupt scheint es gelegntlich Probleme mit der Gravitation zu geben im hiesigen Bauwesen, siehe auch hier.
  • Diese Woche gibts die längste totale Sonnenfinsternis in diesem Jahrhundert.
  • Ich fliege nach Shanghai, um mir das anzusehen.
  • Es wird da wahrscheinlich regnen.
Mehr, wenn ich mehr weiss....

Donnerstag, 9. Juli 2009

Gewalt

Wieder ist ein ethnischer Konflikt in China in offene Gewalt umgeschlagen und hat es bis in die Weltpresse geschafft. Diesmal geht es um die Uiguren in Xinjiang. Die Basis des Konflikts liegt ähnlich wie in Tibet; die Uiguren bewohnen ein riesiges, im wesentlichen leeres (zumindes im Vergleich zu China an der Küste) Gebiet, das reich an Rohstoffen ist und in der Geschichte zeitweise von China beherrscht wurde, zeitweise nicht. Die Konflikte entzünden sich daran, dass immer mehr Han-Chinesen in diese Gebiete einwandern (durchaus von der Zentralregierung unterstützt) und dort dann wirtschaftlich oft erfolgreicher sind als die Einheimischen. Zudem sind Uiguren wie auch Tibeter stolze Bergvölker und die Han manchmal doch sehr nationalistisch.
Dass da nicht immer eitel Freude herrscht ist klar, aber ab dem Ausmass der Gewalt erschrecke ich doch. Einerseits die Härte, mit der der Chinesische Staat durchgreift (es wurde geschossen, und Schusswaffen haben in China fast nur die Sicherheitskräfte), andrerseits aber auch diese Aug-um-Auge Mentalität auf allen Seiten. "Gestern Nacht starben 150 Leute - dann schnapp ich mir jetzt eine Eisenstange und misch ein bisschen das Quartier auf" - wer denkt so?
Oder um die Frage anders zu stellen: Wieso haben die grauenvollen Kriegserfahrungen des 20. Jahrhunderts Westeuropa in eine ziemlich pazifistische Zone verwandelt (mit Ausnahemn, zum Glück aber wenigen), andere Gegenden der Welt aber nicht? Gerade in China, wo mit Bürgerkrieg, Weltkrieg, Bürgerkrieg, Kulturrevolution Milliarden Leute über Jahrzehnte unsagbares gelitten haben, hoffe ich auf die Einsicht, das Gewalt unter Nachbarn keine Probleme löst, sondern immer neue schafft. Wieso ist dem nicht so? Ich finde das alles sehr deprimierend.

Freitag, 3. Juli 2009

Buchtipp in eigener Sache

Ich hab mal wieder ein Buch aus ein paar von meinen Photos gemacht; eine Serie von Portraits von Pekingern in Schwarzweiss. Das Format (und der Preis) ist etwas kleiner als beim ersten Buch, A Year in China; schauts Euch mal an:

Beijingers
北京人


Eine Vorschau auf die ersten paar Seiten gibts hier.
Und ja, man kann das Ding da auch gleich bestellen... Der Gewinn kommt gänzlich Betreibern von kleinen Restaurants in Beijing zu Gute.