Donnerstag, 9. Juli 2009

Gewalt

Wieder ist ein ethnischer Konflikt in China in offene Gewalt umgeschlagen und hat es bis in die Weltpresse geschafft. Diesmal geht es um die Uiguren in Xinjiang. Die Basis des Konflikts liegt ähnlich wie in Tibet; die Uiguren bewohnen ein riesiges, im wesentlichen leeres (zumindes im Vergleich zu China an der Küste) Gebiet, das reich an Rohstoffen ist und in der Geschichte zeitweise von China beherrscht wurde, zeitweise nicht. Die Konflikte entzünden sich daran, dass immer mehr Han-Chinesen in diese Gebiete einwandern (durchaus von der Zentralregierung unterstützt) und dort dann wirtschaftlich oft erfolgreicher sind als die Einheimischen. Zudem sind Uiguren wie auch Tibeter stolze Bergvölker und die Han manchmal doch sehr nationalistisch.
Dass da nicht immer eitel Freude herrscht ist klar, aber ab dem Ausmass der Gewalt erschrecke ich doch. Einerseits die Härte, mit der der Chinesische Staat durchgreift (es wurde geschossen, und Schusswaffen haben in China fast nur die Sicherheitskräfte), andrerseits aber auch diese Aug-um-Auge Mentalität auf allen Seiten. "Gestern Nacht starben 150 Leute - dann schnapp ich mir jetzt eine Eisenstange und misch ein bisschen das Quartier auf" - wer denkt so?
Oder um die Frage anders zu stellen: Wieso haben die grauenvollen Kriegserfahrungen des 20. Jahrhunderts Westeuropa in eine ziemlich pazifistische Zone verwandelt (mit Ausnahemn, zum Glück aber wenigen), andere Gegenden der Welt aber nicht? Gerade in China, wo mit Bürgerkrieg, Weltkrieg, Bürgerkrieg, Kulturrevolution Milliarden Leute über Jahrzehnte unsagbares gelitten haben, hoffe ich auf die Einsicht, das Gewalt unter Nachbarn keine Probleme löst, sondern immer neue schafft. Wieso ist dem nicht so? Ich finde das alles sehr deprimierend.

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